1. Verfolgt man die Medien, wird man ungeduldig. Als Staatsbürger. Als Jurist. Als Anwalt. Als Mensch, dem die Bürgerrechte am Herzen liegen. #Corona
2. Überall Berichte über steigende „Inzidenzen“ und Krankenhäuser, die - immer dieselbe Formulierung - „am Anschlag sind“. Dies erzeugt Druck auf die Politik. Und wer sich eher als „Aktivist“ versteht, will diesen Druck auch.
3. Wenn Menschen geimpft sind, können sie sich dennoch anstecken. Ihre „Inzidenz“ ist anders zu sehen, als dies der Fall war, bevor es die Impfstoffe gab. Die „Inzidenz“ ist nicht mehr, was sie vor einem Jahr noch war.
4. Dennoch leitet man aus „Inzidenzen“ Forderungen ab. Kein Karneval, keine Großveranstaltungen und Parties. Vielleicht sogar wieder Lockdown. Grundrechtsbeschränkungen, die für viele Menschen schmerzhaft sind.
5. Und die Krankenhäuser „am Anschlag“. Als ob dies ein Naturereignis sei. Als ob es dies in vergangenen Jahren vor 2020 nie gegeben hätte. Als ob wir in Deutschland in einem perfekten Paradies mit einem ebenso perfekten Gesundheitssystem lebten.
6. Als ob es nicht schon vor 2020 einen Pflegenotstand gegeben hätte. Als ob es kein frustriertes, schlecht bezahltes Personal gegeben hätte.
7. Als ob das Gesundheitswesen nicht schon vor 2020 nach McKinsey-Logik auf „Shareholder Value“ getrimmt worden wäre. Als ob es 2020 keine Milliardenzahlungen an Krankenhäuser gegeben hätte, die wegen leerer(!) Betten die Hand aufhielten.
8. Komplexitätsverweigerung. Keine Neugier, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Warum es trotz viel Geld keine Betten gibt, spielt keine Rolle.
9. Lieber noch einen O-Ton mit einer beliebigen Passantin, die sich vor #Corona, Krankenhäusern und Intensivstationen fürchtet, weil der Journalist mit dem Mikro gestern wieder in einem Bericht Alarm geschlagen hat.
10. So läuft schon wieder alles auf einen #Lockdown hinaus. Die Reporterin mit gesichertem Einkommen wird es verschmerzen.
11. Leidtragende werden wieder die Alleinstehenden und Einsamen, die Veranstalter und Gastronomen, die Künstlerinnen und „Soloselbstständigen“, die Yogalehrerinnen und Pensionswirte und die sozial schwachen Alleinerziehenden sein.
12. Grundrechte? Ja klar, doch man wird wieder sagen, dass Gesundheit vorgeht, das m „höchste Gut“ (der Reporterin) Ist und daher „Solidarität“ vor „Freiheit“ gehen muss. Pech gehabt, dass man nicht Beamter oder Journalistin geworden ist. /

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