(1)Die Geschwindigkeit der Ausbreitung von #Omikron ist besorgniserregend. Über Landesgrenzen hinweg sehen wir ähnliches exponentielles Wachstum. Für UK wird eine Dominanzentwicklung ggü. Delta innerhalb der nächsten 7 (!) Tage erwartet
THREAD🧵
(2)Auch habe ich die Stimmung auf #twittersciece innerhalb von 2 Jahren Pandemie selten so beunruhigt erlebt, wie in den letzten Tagen
(3) Es besteht kein Zweifel, dass sich #Omikron extrem schnell ausbreitet. Die Verdopplungszeiten liegen zwischen 2 und 3 Tagen, der R(t) Wert wird auf 3 geschätzt (Delta aktuell R(t) ca. 1, initial 1,5)
(4)Dies spiegelt sich auch in einer Verdreifachung der Haushaltsübertragungen im Vergleich zu Delta wider:
(5) Auch bestätigt sich der Immunescape der Neutralisationsstudien in klinischen Beobachtungen. Wir müssen daher davon ausgehen, dass die Impfung nur noch begrenzt (Booster besser) die Übertragungen verhindert
(6) Die Spekulationen über milde Verläufen sind mit Vorsicht zu betrachten.
(7) Dies liegt u.a. daran, dass die Krankheitsschwere erst nach ca.7-14 Tagen beurteilbar ist. Was wir also jetzt an Hospitalisationen sehen, entspricht dem Infektionsgeschehen von vor 1-2 Wochen.
Dieser Effekt verstärkt sich bei schneller Ausbreitung
(8) Ebenfalls nicht berücksichtigt, sind Ausbreitungen von der hypermobilen, wenig anfälligen, jungen Gesellschaft in ältere Gesellschaftsteile. Dieser Wechsel braucht Zeit und zeichnet sicher gerade erst ab.
(9) Die Krankheitsschwere von #Omikron können wir daher noch nicht sicher beurteilen. Das ist zur Einschätzung der individuellen Risikos bedauerlich, fällt aber für die Risikokalkulation f.d öffentliche Gesundheitssystem weniger ins Gewicht.
(10) @c_drosten hat kürzlich veranschaulicht, dass ein milder Krankheitsverlauf uns im exponentiellen Wachstum allenfalls einige Tage Vorsprung gibt.
(11)Solche Public-Health-Aspekte sind in der öffentlichen Diskussion mMn viel zu wenig präsent. Sie sind aber entscheidend in der Risikokalkulation.
Gerade, weil unsere Position in 🇩🇪 aufgrund der klaffenden Impflücke der +60J. besonders prekär ist. (Impfquote RKI,10.12- 86.5%)
(12) Auch wenn der Thread schon lang ist, möchte ich die Impflücke konkreter machen, weil das wirklich so wichtig (und 🇩🇪-spezifisch) ist.
Daher die Zahlen:
💠Aktuell 13,5% +60J in D ungeimpft
💠 Dies entspricht 3,25 Mio. Bundesbürger:innen
(13) Sterbeerwartung in dieser Population (+60J ungeimpft) (1,5-2% IFR für alpha, omikron noch unsicher)- D.h von den 3,25 Mio. werden ca. 50tsd sterben.
(14) Da an ca. 8-9/10 Infektionen Ungeimpfte beteiligt sind, ist diese Population besonders gefährdet und wird vermutlich initial i.R der Omikronwelle zu einem großen Teil durchseucht werden. D.h wir haben bei der steilen Welle eine sehr hohe Todeslast
aerzteblatt.de/nachrichten/12…
(15) Zusätzlich sind aber lt- RKI Wochenbericht aktuell 45% der Sterbefälle Durchbruchsinfektionen. Hier sind also auch nochmal ca. 40tsd Todesfälle aus dem Pool der 86,5 % Geimpften +60J im Laufe der Pandemie zu erwarten (abhängig vom Boostertempo).
(16) Wenn wir berücksichtigen, dass in der Gruppe der <60J ca. 10% der Sterbefälle anfallen, landen wir ganz grob bei noch 100tsd zu erwartenden Sterbefällen (ohne Berücksichtigung Impffortschritt). Diese Zahl entspricht auch etwa der Schätzung von @c_drosten
(17) Natürlich werden nicht alle diese Menschen innerhalb einer einzigen Welle sterben, dennoch ist das Ausmaß nicht zu unterschätzen. @JamesWard73 schätzt, dass in einer unregulierten #Omikronwelle ca. 30% der Bevölkerung infiziert werden.
(18) Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass wir uns bei ca. 350 Todesfällen pro Tag am Limit unserer ITS-Kapazität befinden. 100tsd Todesfälle müssten also gleichmäßig auf 285 Tage verteilt sein, um die Krankenhauskapazitäten gerade nicht zu überlasten.
(19) Vieles hier ist natürlich Spekulation und viele Krankheitsaspekte (unabhängig vom Tod und der Belastung des Gesundheitswesens) sind gar nicht erst erwähnt. Ich hoffe dennoch, der Thread hilft vielen den Ernst der Lage zu erkennen und frühzeitig und bedacht zu handeln.

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19 Nov
(1)Eine neue Vorveröffentlichung der @LSHTM sieht eine noch zu erwartende COVID-Todeslast für 🇩🇪 von 115,000 (95% CI 104K-129K) beim Ausbleiben von Gegensteuern (worst case, kein Impffortschritt)
In Europa wären insgesamt 300K Tote zu erwarten
medrxiv.org/content/10.110…
THREAD 1/x👇 Image
(2) Auffällig ist die deutliche Überrepräsentation der Todeslast in 🇩🇪 im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Dies liegt an der bei uns ungünstigen Kombination aus:
💠niedriger Impfquote
💠niedriger natürlicher Immunität
💠hoher Altersdurchschnitt Image
(3) Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass in den durch hohe zu erwartende COVID-Last betroffenen Ländern Maßnahmen aufrechterhalten werden müssen und alle Anstrengung zum Erreichen einer hohen Impfquote unternommen werden sollten, um die Krankheitslast zu minimieren. Image
Read 11 tweets
27 Oct
(1)Gestern hat der Impfausschuss der 🇺🇸 FDA eine Notfallzulassung der Impfung mit BioNTech/Pfizer für 5-11-Jährige empfohlen. Die ExpertInnen-Entscheidung fiel eindeutig aus (17:0, 1 Enth.)
🧵THREAD👇 zur Datengrundlage.
Oder: Warum ich meine Kinder (9,11y) impfen lassen werde.
(2) Der Ausschuss war der Meinung, dass der Nutzen der Impfung die Risiken deutlich überwiegt. Bei der Entscheidungsfindung wurden zuerst die epidemiologischen US-Daten für 5-11-jährige präsentiert:
(3)
💠1,9 Mio, 5-11J. in 🇺🇸 infiziert, diese Altersgruppe ist seit Delta überrepräsentiert (10,6% bei 8,7% Bevölkerungsanteil)
💠>8300 COVID19 Krankenhausaufnahmen,
💠>30% der Hospitalisationen hatten KEINE Vorerkrankungen
💠1/3 der aufgenommen Kinder wurden intensivpflichtig
Read 10 tweets
30 Apr
(1) Michael #MeyerHermann bringt es bei #Lanz auf den Punkt und führt die Schwellenwertregelung ad absurdum.

"Wir haben gar keinen Vorteil durch die 100, aber es gibt einen massiven Unterschied [gegenüber der #Niedriginzidenzstrategie]: Wir haben 3x so viele Tote"

THREAD🧵1/3
(2) Es gäbe eine einfache Lösung: anstatt nach Schwellenwerten, richten wir uns nach der DYNAMIK der Fallzahlsenkung. "Auf diese Weise kommen wir ganz kontinuierlich runter in den Niedriginzidenzbereich. Das Kriterium ist einfach falsch. Das habe ich aber auch allen gesagt" #Lanz
(3) Der Schwellenwert-orientierte Mittelweg der langsamen #Durchseuchung unter Wahrung der Krankenhauskapazitäten ist der falsche Weg.

"Es sind nicht die Maßnahmen, die die Gesellschaft kaputt machen, sondern das Virus macht die Gesellschaft kaputt"
#MeyerHermann #Lanz
Read 5 tweets
1 Apr
(1) Das heute erscheinende epidemiologische Bulletin des @rki_de zeichnet unter Berücksichtigung der Impfprognose ein recht düsteres Bild des zeitlichen Verlaufs der Möglichkeiten einer Rückkehr zum normalen Leben.
THREAD 🧵mit den Kernaussagen
rki.de/DE/Content/Inf…
(2)Bei einer sofortigen lockdownartigen Kontaktreduktion von 50 % zum 05.04.2021 werden laut der Modellschätzung die regulären ITS-Kapazitäten nur knapp überschritten, eine Lockerung nach vier Wochen führt aber zu erneuter Überlastung inkl. Notfallreserve
(3) Ähnlich zum Verlauf der ITS-Betten führt eine Kontaktreduktion um 20 % zu keinem starken Rückgang der Todesfälle. Bei einer Kontaktreduktion von 50 % lässt sich durch eine frühe Kontaktreduktion die Anzahl der Todesfälle am stärksten reduzieren.
Read 11 tweets
10 Mar
(1) In den letzten Tagen wird Testweltmeister Österreich🇦🇹 häufig als Negativ-Beispiel für das breite Testen mittels #Schnelltests angeführt. Obwohl 🇦🇹 eine hohe Testdichte hat (25% der Bevölk. auf regelmäßiger Basis) zeigt sich eine 3. Welle.
Warum ist das so?
THREAD 🧵
(2) Wir haben leider keine Simulationen für Österreich, können aber den Simulator der TU-Berlin verwenden, um die 🇦🇹Situation auf Berlin zu übertragen. Hier lassen sich die Testraten 20%, 40%, 60% bei Testfrequenz 2x/Woche einstellen. Aktuell 🇦🇹 (20% +Lockerungen) folgendes Bild:
(3) Die Prognose zeigt deutliche 3.Welle, trotz Impfeffekt fallen die Hospitalisierungen aufgrund der #B117 Dominanz höher aus als im Januarpeak

Erhöhen wir nun die Testdichte auf 40% der Bevölkerung, ändert sich das Bild, 3. Welle findet statt, Hospitalisierungen aber niedriger
Read 17 tweets
9 Mar
(1) Die Wirtschaft drückt sich um klare Zusagen zur Durchführung der Tests in Betrieben, die BuRe um die Bezahlung. Schlimmer hätte die "Einigung" nicht aussehen können.
1/3 THREAD🧵
rp-online.de/politik/deutsc…
(2) Was viele nicht verstehen, ist, dass ein breites Screening von 40% der Bevölkerung 2x/Woche einen weiteren Lockdown verhindern kann. Die Kosten hierfür betragen ungefähr 1,5 Mrd. Euro/Monat. Ein LD kostet aber 15 Mrd. im Monat (nur Wirtschaftshilfen)
(3) Somit kann man sagen, dass die Investition in einen #Schnelltest, der als Public-Health-Tool verwendet wird mindestens 10x soviel Geld einspart, wie er kostet, wenn der Test dabei hilft einen weiteren LD zu verhindern. Eigentlich ein No-brainer? @peteraltmaier @OlafScholz
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