Welche Eigenschaften der #COVID19-Pandemie führen zur kognitiven und emotionalen Überforderung? Eine psychologische Analyse mit Anleihen aus der Komplexitätsforschung. 1/30 Welche Eigenschaften der #COVID19-Pandemie führen zur kogni
Intransparenz 1: Unsichtbarkeit. Die Konzentration von potentiell ansteckenden Aerosolen in Innenräumen ist unsichtbar. Einen Käfig mit wütenden Tigern würde niemand freiwillig betreten. 2/30
Intransparenz 2: Persönliches Risiko. Niemand weiß mit letzter Sicherheit, wer schwer erkranken oder an #Longcovid leiden wird. Eine #COVID19-Infektion bleibt russisches Roulette. 3/30
Zeitliche Dynamik 1: Zeitverzögerungen. Durch Inkubationszeit, Testauswertung, Verlaufsverschlimmerung in der 2. Woche und nachfolgendem #Longcovid ergeben sich Zeitverzögerungen, die eine zeitnahe Reaktion auf die Pandemiedynamik erschweren. 4/30
Zeitl. Dynamik 2: Exponentielle Wachstumsprozesse, etwa durch #Omikron werden oft viel zu spät erkannt, insbesondere wenn sie durch Nachmeldungen versteckt oder durch ein hohe Grundinzidenz überlagert werden. Hinterher sind dann alle “überrascht”. 5/30
Zeitl. Dynamik 3. Girlandensteuerung. Die zu späte oder zu schwache Reaktion auf einen Infektionsanstieg führt zu einem Jojo-Effekt. Eine schnelle und konsequente Reaktion wäre in den meisten Fällen effizienter, auch wenn die jeweiligen Maßnahmen nicht perfekt sind. 6/30
Retinität 1: Wechselwirkungen zwischen Infektion, Immunisierung & Impfung werden mit der Zeit und weiteren #COVID19-Varianten immer komplexer. 7/30
Retinät 2: Nebenwirkungen. Unerwartete Neben- und Fernwirkungen einer #COVID19-Infektion werden immer wieder entdeckt, etwa Schäden im Nervensystem mit enormen kognitiven Defiziten auch bei scheinbar „milden" Verläufen. 8/30
Retinität 3: Fernwirkungen. Eine mangelhafte Abstimmung zwischen Staaten führt dazu, dass lokale Ausbruchsgeschehen und neue Varianten sich sich schnell in der Welt ausbreiten können. 9/30
Zwischenfazit. Verschränkte Zeit- und Wahrscheinlichkeitsdynamiken sowie Neben- und Fernwirkungen können zur kognitiven und/oder emotionaler Überforderung führen, insbesondere zu Angst, Unsicherheit und Erschöpfung. 10/30
Angst, Unsicherheit und Erschöpfung können zu unproduktiven Bewältigungsversuchen führen. 11/30 Angst, Unsicherheit und Erschöpfung können zu unproduktive
Angst kann zu Verdrängungsprozessen führen, damit die Gefahren der Pandemie nicht mehr gespürt werden müssen. 12/30
Verdrängung 1: Unterdrückung insbesondere durch eine Hemmung des Selbsterlebens durch emotionale Verflachung (Kinder sterben nur mit einer kleinen Wahrscheinlichkeit) 13/30
Verdrängung 2: Happy-go-Lucky: Frühes Ausweichen in den positiven Affekt (wird alles nicht so schlimm) 14/30
Verdrängung 3: Abspaltung: Abkapselung von negativen Informationen ohne weitere Verarbeitung (ich denke einfach nicht daran) 15/30
Verdrängung 4: Herabregulation durch eine dominierende Selbstkongruenz (ich halte mich fit durch Spaziergänge) 16/30
Die Verdrängung durch Herabregulation kann durch alte und neue Verschwörungserzählungen besonders stabil werden. 17/30
Auf Unsicherheit kann mit einer Pseudokontrolle reagiert werden, die die eigentlichen Ursachen der Pandemie nicht beheben kann. 18/30
Pseudokontrolle 1: Zentrale Narrative, die eine Reaktion unnötig machen (Omikron sei mild) 19/30
Pseudokontrolle 2: Zentrale Ursachenerklärungen die differenzierte Maßnahmen verhindern (Omikron sei einfach zu ansteckend) 20/30
Pseudokontrolle 3: einseitige und stereotype Maßnahmen (Impfen als einzige Maßnahme, Käsescheibenmodell wird ignoriert) 21/30
Pseudokontrolle 4: Ad-Hocismus: Aktionismus durch Maßnahmen, die eine Scheinkontrolle vorspiegeln soll (Maskenpflicht im Restaurant, die am Platz nicht mehr gilt) 22/30
Mentale Erschöpfung kann zu einer Vermeidung von geistiger Anstrengung führen. 23/30
Anstrengungsvermeidung 1: Nutzen von Heuristiken (Corona werde endemisch und damit wie viele andere Viren harmlos) 24/30
Anstrengungsvermeidung 2: Flache Verarbeitung (alles was stattlich erlaubt ist, sollte ungefährlich sein) 25/30
Anstrengungsvermeidung 3: Kurze Verarbeitungszeit (alle Risiken des Lebens sind gleichermaßen gefährlich und können nicht verhindert werden) 26/30
Anstrengungsvermeidung 4: Keine Aktualisierung des eigenen Wissens (etwa das #Covid19 auch durch Aerosole übertragen wird) 27/30
Fazit 1. Eine umfassende, intensive und maßgeschneiderte Informationskampagne wird für ein erfolgreiches Pandemiemanagement zunehmend wichtiger. 28/30
Fazit 2. Wir haben viele Maßnahmen für ein erfolgreiches Pandemiemanagement, aber wir müssen sie auch nutzen! 29/30
Empfehlungen zum Weiterlesen: Dietrich Dörner (1988) Die Logik des Mißlingens. @DirkBrockmann (2021). Im Wald vor lauter Bäumen. 30/30
Weitere Aspekte finden sich in diesem Artikel auf @watson_de von Laura Czypull, die auch mich interviewt hat. 👇watson.de/leben/analyse/…

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