Die Wahl v Fathi Ali #Bashagha zum libyschen Premier durch das ostlibysche Repräsentantenhaus in Tobruk lässt vermuten, dass der Machthaber in Ost-#Libyen, Khalifa Haftar, den Mann aus Misrata zum Kontrahenten des Premiers, dem Tripolitaner Abdulhamid Dbeiba, aufbauen möchte. 1/5
Dbeiba hat einen Rücktritt kategorisch ausgeschlossen, er würde nur eine Abwahl durch das Volk akzeptieren. Ziel v Haftars Manöver könnte es sein, die Tripolitaner zu seinen Gunsten in einen kriegerischen Konflikt zwischen den Bashagha- u den Dbeiba-Loyalisten zu stürzen. 2/5
Bashagha wurde 2018 zum Innenminister der tripolitanischen Regierung der Nationalen Einigung (GNA) ernannt. Der Geschäftsmann u frühere Politenausbilder steht politisch den libyschen Muslimbrüdern nahe u vertritt den Militärrat von Misrata in der tripolitanischen Regierung. 3/5
Er stammt aus einer mächtigen türkisch-arabischen Familie in der rebellischen Küstenstadt Misrata, die massgeblich den militärischen Widerstand in Tripolitanien gg das Regime v Gaddafi u später gg die Milizen der ostlibyschen «Nationalarmee» von Khalifa Haftar getragen hatte. 4/5
Faktisch hat Bashagha damit die Seiten gewechselt; er will offenbar die Exekutive in Tripolis der Staatsgewalt in Ostlibyen unterstellen. Dazu will er nach Tripolis zu Gesprächen über eine Regierungsbildung reisen, die v ostlibyschen Repräsentantenhaus bestätigt werden muss. 5/5
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Der Aufbau einer gewalitigen (in Teilen Potemkinschen??) Drohkulisse v 87 taktischen Bataillonen bzw. ~147‘000 Soldaten inkl. Luft- u Seestreitkräfte lenkt davon ab, dass #Russland eine radikale Staatsreform braucht, um langfristig einem Kollaps vorzubeugen. Die Reaktivierung des
Pathos zaristischer Politik (va aus der Zeit der Zarin Katharina II., Teile der #Ukraine als „Neu-o Kleinrussland“) dient mE dazu, das Narrativ zu stärken, mit dem die Regierung #Putin den strukturellen Legitimationsverlust der unbewältigten Entsowjetisierung ausgleichen will.
Putin scheint zu glauben, es reiche, #Russland einfach nur gut zu erzählen, um es zusammenzuhalten; doch das grösste Land der Welt mit einem BIP > als das v Italien o Südkorea braucht eine andere, eine republikanische Idee v sich selbst, um die aufziehenden Krisen zu bewältigen.
Da nach einem isl. Mainstream gefragt wurde, will ich den Thread zum #Islamismus nochmal aufgreifen. Es wäre verfehlt zu behaupten, man könnte feststellen, welche der beschriebenen religiösen Haltungen u religiös begründeten pol. Einstellungen in der islamischen Welt dominierten.
Da seriöse Studien fehlen, können diese Haltungen und Einstellungen nicht quantifiziert werden. Vorliegende Daten legen allerdings nahe, dass Mehrheitsmeinungen stark durch nationale u lokale Kontexte bestimmt sind, die wiederum die soziale Verfasstheit v Werteordnungen spiegeln.
So sind Länder wie Pakistan u Algerien eher gesellschaftskonservativ, was sich auch in der religiösen Haltung niederschlägt, während die fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft in Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten o Jordanien neue Gestaltungen der Islamität generieren.
Hinsichtlich der öffentlichen Meinungsbildung über den #Islam ist so viel schiefgelaufen, dass es allmählich an der Zeit wird, eine Revision der über Jahre etablierten Sichtweisen über den Islam zu erwägen und zu einem konstruktiven Umgang mit der isl. Tradition zu gelangen. 1/7
Manche der missgriffigen Sichtweisen sind politisch gewollt, manche einfach das Ergebnis jahrelang überlieferter Fehlurteile, mehrheitlich aber beruhen sie auf einem Halbwissen, das sich oft auch durch wissenschaftlich gemeinte Wortmeldungen u die von „Validator/innen“ nährt. 2/7
Eine solche Revision aber setzt zumindest die Bereitschaft voraus, liebgewordene Annahmen über den Islam, über Musliminnen und Muslime und ihre Religionspraxis in Frage zu stellen und Differenzierungen dort vorzunehmen, wo sie durch die Sachlage begründet und notwendig sind. 3/7
Meines Wissens nach prägte Thomas Epernius 1625 den lateinischen Ausdruck #Islamismus in seiner Übersetzung der Weltgeschichte des koptischen Chronisten Ibn al-Makîn (13.Jh.), um das arab. Wort Islam wiederzugeben. Diese Bedeutung behielt das Wort bis 1976 bei, als erstmals⬇️
das Wort genutzt wurde, um im Kontext der Universitätsunruhen in der Türkei kommunistische, nationalistische u islamische Studierendenräte zu unterscheiden. Jetzt übersetzte das Wort türkisch İslamcılık, das 1908 Mode geworden war, um „Islamität“ als Nationalität zu definieren.⬇️
Den Rest der Geschichte habe ich schon einmal erzählt. Hier eine Zusammenfassung:
1982 wurde Islamismus v einem aus Pakistan stammenden Politologen in die dt. Publizistik eingebracht, um die Ideologie der pakistanischen Jama‘at-i Islami v Maududi (gest.1979) zu bezeichnen. ⬇️
Am meisten fürchtet der Staat in #Russland eine sich als Zivilgesellschaft selbstkonstituierende Bevölkerung, der der Staat rechenschaftspflichtig sein soll. Für den Staat ist das gleichbedeutend mit Rebellion, Terrorismus u v aussen gesteuertem Aufruhr. Dagegen wird die ⬇️
Brandmauer eines zunehmend religiös unterfütterten nationalistischen Konservativismus errichtet,der allein den Staat ermächtigt,die Nation zu repräsentieren. Die soziale u zivilges. Revolte in #Kasachstan gilt als Bedrohung im Vorfeld dieser Ordnung u müsse verhindert werden.⬇️
Und der kasach. Präs. Tokayew jetzt spielt mit: Er lässt Angehörige der alten postsowjetischen Eliten um Nazarbayew (wohl schon geflohen) festnehmen,um so den Volk zu zeigen, dass der Staat seine Interessen vertritt und dass jede Form v Zivilgesellschaft dem Staat widerspricht.⬇️
Xavier Crettiez, Romain Sèze u Jennifer Boirot haben eine ertragreiche Studie zu den sozialbiografischen Hintergründen männlicher Gefangener in französischen Gefängnissen, die wg «Islamistischem Terrorismus» inhaftiert sind (91%), verfasst⬇️ bit.ly/3FSOC1S via @lemondefr
Demnach soielen in Biografien von Dschihadisten keine Rolle: Regionen mit großer Migrationsdichte, Status als Migrant, instabile Familienverhältnisse, die Frage, ob jmd Kinder hat,eine bes. psychische Auffälligkeit, vorgängige Kleinkriminalität, o die Sozialisation in Moscheen.⬇️
Massgeblich sind hingegen die soziale und wirtschaftliche Prekarität der Familie, die Abwesenheit des Vaters im Familienalltag, die enge Bindung an die Mutter bzw an eine ältere Schwester, der hohe Anteil von Suchtpersönlichkeiten, das Fehlen einer religiösen Bildung,⬇️