Thread by @watch_union

Kommen wir nun zum 2. Teil des WSI-Verteilungsberichts 2022.

Es fehlen noch:
- Subjektive Folgen von Armut
- Fazit und politische Implikationen /TN #Thread #Armut #IchBinArmutsbetroffen

https://twitter.com/watch_union/status/1596091689579552768

Geld macht nicht glücklich. Oder doch?
Armutsbetroffene haben eine niedrigere Lebenszufriedenheit, haben ein höheres Gesundheitsrisiko und sind öfters traurig oder ängstlich.

Die widrigen Lebensbedingungen haben ein höheres Gesundheitsrisiko, was sich in steigenden Kosten für unser Gesundheitssystem spiegelt.

Prekäre Beschäftigung und schlechtere Bildungschancen resultieren in Ineffizienzen auf dem Arbeitsmarkt = höhere Kosten VWL.

Messbar ist auch das fehlende Vertrauen in öffentlich wichtige Institutionen.

Arme haben ein geringeres Vertrauen in die Politik, was sich zum Teil auch damit erklärt, dass sich Politik an den Interessen der Reichen orientiert und dabei die Interessen der armen Bevölkerung übersehen.

Ich verweise da auf folgende Studie:

https://twitter.com/watch_union/status/1551438842934468608?s=20&t=KqaWddov4ReJnT2J7Xma2Q

"Es ist auch belegt, dass die (gefühlte) verminderte gesellschaftliche Teilhabe oder die Angst davor zu einer Abwendung von der Demokratie führt (Hilmer/Kohlrausch/Müller-Hilmer/Gagné 2017)."

Arm zu sein, ist nicht sexy.

"Arm zu sein in Deutschland, bedeutet auch,
weniger Bildungskompetenzen zu erwerben, unter
schlechteren Arbeitsbedingungen zu arbeiten, auf
kleinerem Wohnraum zu leben und einen schlechteren Gesundheitszustand zu haben" /TN

Die Erkenntnisse beziehen sich auf den Zeitraum vor der Corona-Pandemie und #Russland's Krieg in der #Ukraine. Und selbst da gaben schon 70% der Gesamtbevölkerung an, dass sie eine zunehmende soziale Spaltung fürchten.

Die Autorinnen führen darüber hinaus andere aktuelle Punkte an, die darauf schließen lassen, dass sich die soziale Schieflage in den letzten 2 Jahren noch immens vergrößert hat (Inflation, Energiepreise, Lebensmittel..).

Die Autorinnen führen 5 Punkte an, wo die Politik schnellstmöglich handeln sollte.

1. Höhere Löhne für Geringverdienende durch
Stärkung der Tarifbindung und Rückbau
des Niedriglohnsektors

- Allgemeinverbindlicherklärung
- Tariftreuevorgabe bei öff. Aufträgen

- Den Mindestlohn bei etwa 60 Prozent des Medianlohns ansetzen.

2. Anhebung der GruSi auf ein armutsfestes Niveau
- Anhebung Regelsätze über den Inflationsausgleich hinaus.
- Ausweitung der öffentlichen Darseinsvorsorge (#ÖPNV, Energie- und Wasserversorgung, Bildung). /TN

3. Bezahlbarer Wohnraum im Zusammenhang mit Klassendurchmischung (kurz: Keine Zustände wie in Paris oder Rio de Janeiro).

4. Ausbau Vereinbarkeit von Familie und Beruf

5. Förderung sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Geringverdienende

Also Abbau Niedriglohnsektor, befristete Beschäftigungen und mehr Ansatz auf Qualifizierungen usw.

Das Fazit der beiden Autorinnen finde ich ziemlich gut.
Einerseits: Die Politik muss sich vermehrt um Arme kümmern und ihnen das Gefühl geben, auch ein Teil der Gesellschaft zu sein, der gehört wird.
Andererseits betonen sie, dass es nicht nur um finanzielles geht.

"Armut muss genauso mehrdimensional bekämpft werden, wie sie es in ihren Folgen
für die Betroffenen auch ist. Hier sind bildungspolitische Ansätze genauso gefragt wie eine inklusive
Arbeitsmarktpolitik oder ein nachhaltiges Quartiersmanagement."

Und weil es ein schöner Abschluss ist, noch die letzten Sätze aus dem Bericht als Screen: /TN

Was mir zum Abschluss wichtig ist:
Ich habe hier, genau wie der Bericht, natürlich generalisierend geschrieben, da es in der Betrachtung um Häufungen geht und nicht um das individuelle Schicksal.

Betroffene mögen mir das bitte verzeihen. /TN

An anderen Stellen verweise ich öfters auf die indivudellen Schicksale, die mir natürlich auch bekannt sind oder die ich auch selbst erlebt habe. Das konnte ich bei diesem Text allerdings jetzt nicht machen, weil es um Häufungen ging. /TN