Nach dem EuGH-Urteil im November 2022 ist der Zugang zu Firmendaten und Besitzverhältnissen in Transparenzregistern deutlich erschwert worden. Ein 🧵über die Rolle rückwärts in Sachen Transparenz und Geldwäschebekämpfung in der EU. @B_Strunz, @sepikow, @blum_petra, @PalinaMilling
Ende November 2022 urteilte der EuGH, dass der elektronisch leicht zugängliche Datenabruf für jedermann in solchen Transparenzregistern europarechtswidrig sei. Die EU muss nun ihre Geldwäsche-Richtlinie überarbeiten und die Privatsphäre von Firmeneigentümern besser schützen.
Die Kehrseite: Viele EU-Staaten schlossen ihre Transparenzregister – und erschweren so den Kampf gegen Korruption, Geldwäsche, Terrorfinanzierung und die Durchsetzung etwa von Russland-Sanktionen. #CorporateTransparencyEU
Internationale Recherchen mit @OCCRP, #NDRWDRSZ und weiteren Medienpartnern zeigen: Einer der Kläger, dem der EuGH Recht gegeben hatte, zieht nun wegen Russland-Verbindungen besonderes Interesse auf sich. Patrick Hansen aus Luxemburg. #CorporateTransparencyEU
Patrick Hansen ist Geschäftsführer und Miteigentümer der luxemburgischen Privatfluggesellschaft Luxaviation, einer der größten privaten Fluggesellschaften in Europa, gerne genutzt von prominenten Gästen wie erst jüngst vom britischen König Charles III. #CorporateTransparencyEU
Datenleaks und nicht öffentlich zugängliche Dokumente zeigen, dass Hansen in den vergangenen 15 Jahren Eigentümer, Direktor oder Verwaltungsratsvorsitzender von mehr als zwei Dutzend Firmen war, wovon einige in einschlägig bekannten Steueroasen registriert waren.
So taucht sein Name in einem früheren Datenleak, den sogenannten #PandoraPapers, auf. Demnach besaß er u.a. eine Holdinggesellschaft auf den Britischen Jungferninseln mit Aktivitäten in Luxemburg, Zypern und Russland und Vermögenswerten von mehreren Millionen US-Dollar.
Hansen war laut #PandoraPapers auch Miteigentümer einer Firma, die in der zentralamerikanischen Steueroase Belize registriert war. Dokumente aus Luxemburg zeigen außerdem, dass Hansen offenbar in Geschäfte mit zwei russischen Milliardären aus dem Ölbusiness involviert war.
Vom Sohn eines dieser Milliardäre scheint Luxaviation im Laufe mehrerer Jahre Darlehen von zigmillionen Dollar bekommen zu haben, was den schnellen Aufstieg von einer zunächst kleinen Firma zur Nummer Zwei im Privatjetgeschäft erklären könnte.
Dem russischen Milliardär und seinem Sohn gehört auch eine Firma, die für die Gaspipeline Nord Stream II in der Ostsee Rohre verlegt haben soll.
Auf Anfrage legte Hansen Wert auf die Feststellung, dass er nicht geklagt habe, um irgendetwas zu verschleiern. Er habe bei völliger Offenheit der Register nur Angst vor Entführungen oder Belästigungen. Auch sei er nie für irgendjemanden als Strohmann tätig gewesen.
Hansen bestätigte, Direktor oder Eigentümer vieler Firmen zu sein – darunter von Gesellschaften, die in Verbindung mit russischen oder irakischen Staatsbürgern standen. #CorporateTransparencyEU
Er bestätigt zudem, dass Luxaviation Darlehen bekommen hat, äußert sich aber nicht bei allen Darlehensgebern dazu, wer dahintersteht. #CorporateTransparencyEU
Bezüglich des EUGH-Urteils erklärte der Luxemburger, dass er für die Schließung der Transparenzregister nicht verantwortlich sei und dies auch nicht beabsichtigt habe. #CorporateTransparencyEU
Transparenzregister gaben bis vor dem EuGH-Urteil in vielen europäischen Ländern online jedem darüber Auskunft, wem eine Firma gehört. Sie halfen Staatsanwaltschaften, Steuerfahndern oder Journalisten, Firmengeflechte und wirtschaftliche Interessen von Einzelpersonen aufzudecken.
Deutschland zog aus dem Urteil umgehend Konsequenzen: Zurzeit dürfen nur noch Personen, die ein berechtigtes Interesse nachweisen können, einen Antrag auf Einsicht ins deutsche Transparenzregister stellen. #CorporateTransparencyEU
Das berechtigte Interesse muss dabei für jede einzelne Firma nachgewiesen werden. Das ist bürokratisch sehr aufwändig, die Antwort kann Wochen dauern. Umfangreiche Recherchen werden so massiv erschwert. #CorporateTransparencyEU
EXKLUSIV: Der Vorsitzende der #Werteunion, Hans-Georg #Maaßen betreibt nach Recherchen von WDR, NDR, SZ und Tamedia in der #Schweizer Steueroase Zug eine Stiftung. Er will damit gegen „Totalitarismus und zeitgenössischen Sozialismus“ wirken.@KatjaRiedel@sepikow@schmitt_jrg
Zusammen mit zwei deutschen Unternehmern hat #Maaßen im Juli 2021 mit dem rechtlich benötigten Stiftungskapital in Höhe von 50 000 Schweizer Franken die sogenannte „Atlantis-Stiftung“ ins Leben gerufen, mit ihm als Stifter und Präsident.
Laut Stiftungsurkunde ist es der Zweck von „Atlantis“ „die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern.“ Die Aktivitäten dienten „der Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung“, außerdem der Förderung der Jugendhilfe.
So etwas passiert selten: Zuletzt war 2014 ein #BND-Mitarbeiter aufgeflogen, der für die USA spioniert hatte. Unter anderem wegen Landesverrats war er zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Jetzt fällt der Verdacht auf Russland.
Zuletzt hatte der Verfassungsschutzchef im Parlamentarischen Kontrollgremium gesagt: Man habe vor 2 Jahren vor einer „alarmierenden Brutalisierung“ russischer Spionage gewarnt. Nach dem Überfall auf die Ukraine sei zu erwarten, dass die Hemmschwelle weiter sinken werde.
Die heutige #Razzia wirft ein Licht auf eine Szene, mit der sich die Sicherheitsbehörden länger befassen. @WDRinvestigativ, @NDRrecherche und @SZ_Investigativ recherchierten seit Monaten zu diesem Fall – ein 🧵
Die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden begannen im Frühjahr dieses Jahres nach ersten Hinweisen des Landesamtes für Verfassungsschutz in Hessen. Dort war man auf einen Adligen aufmerksam geworden: Heinrich XIII. Prinz von Reuß. #Reichsbürger#Razzia
Prinz Reuß, 71 Jahre alt, Immobilienunternehmer mit Wohnsitz in Frankfurt am Main und Gutsherr eines Jagdschlosses im ost-thüringischen Bad Lobenstein. Für ihn wurde heute Untersuchungshaft angeordnet. #Reichsbürger#Razzia
Eil!!! Großrazzia heute Morgen gegen eine mutmaßlich terroristische Vereinigung, die unter anderem einen bewaffneten Angriff auf den Bundestag geplant haben soll. @FlorianFlade@sepikow@KatjaRiedel@martinkaul
eine ehemalige #AfD-Bundestagsabgeordnete und Richterin aus Berlin sowie mehrere ehemalige Angehörige des Kommando Spezialkräfte (#KSK) und der Fallschirmjäger der #Bundeswehr gehören, aber auch Ärzte und weitere Unternehmer.
Die erste afghanische #Ortskraft hat vor dem #Afghanistan-UA ausgesagt. Samim Jabari hatte in Afghanistan für die #Bundeswehr gearbeitet. Als im August 2021 die #Taliban das Land übernahmen, wollte er - wie tausende andere - mit seiner Familie fliehen. Ein Thread von @martinkaul
Damals wurde Jabari offenbar von einem Bundeswehrsoldaten am Flughafen #Kabul zurückgewiesen - obwohl er berichtet, dass er zuvor von der Bundeswehr zum Flughafen gebeten worden sei. (…)
Wir berichteten darüber damals, sein Fall wurde zu einem der prominentesten Fälle hinterlassener Ortskräfte - auch weil aus Regierungskreisen erst verlautete, er habe falsche Dokumente gezeigt und betont wurde, er sei in Wirklichkeit keine richtige Ortskraft. (…)
Panda-Diplomatie: Der #Panda ist ein erfolgreiches Soft-Power-Tool Chinas. Seit 2017 lebt ein Panda-Paar im Berliner Zoo. Dokumente, die @FlorianFlade u. @PinkertReiko vorliegen, zeigen, wie sehr sich Deutschland um die Leihgabe aus #China bemühte. Sogar die Kanzlerin persönlich.
Unterlagen aus dem Bundeskanzleramt und der Berliner Senatsverwaltung, die #NDRWDRSZ vorliegen, dokumentieren, wie die Berliner Landesregierung das Kanzleramt unter Merkel überzeugen konnte, sich für die #Panda-Leihgabe einzusetzen. Wir veröffentlichen die Dokumente hier. #IFG
Die Dokumente verdeutlichen, wie aus einem Anliegen der Berliner Politik geradezu ein weltpolitisches Unterfangen wurde, um das politische Klima zwischen Deutschland und #China zu verbessern - die sogenannte #Panda-Diplomatie.