Ich hab am Wochenende mit ein paar sehr unterschiedlichen Menschen gesprochen, die aber alle in Bayern wahlberechtigt sind. Und ich erkenne ein Muster, das mich endgültig ratlos macht.
Menschen mit tatsächlichen Problemen, unterbezahlt, in zu teuren Wohnungen, auf der Suche nach Kinderbetreutung, Angst vor Altersarmut schämen sich für die komplette CSU in Grund und Boden. Sie wissen sehr genau, dass ihre Situation nichts mit den Flüchtlingen zu tun hat.
Hadern tun sie bei der Alternative. Am ehesten Grün, aber auch damit ist man nicht ganz glücklich. SPD steht eh nicht mehr zur Debatte, denen traut man noch weniger über den Weg als der CSU.
Je gefestigter das Einkommen, je eher die Immobilie jemandem auch gehört, desto mehr Zustimmung bekommt Seehofer. Er müsste sich jetzt mal durchsetzen. Hier werden falsche Zahlen zitiert, üble Dinge über Frau Merkel gesagt und überhaupt braucht's mal wieder einen Sonderweg.
Hier und da hört man genau in diesen Kreisen auch positives über die AfD, wobei Gauland und Co. mittlerweile durchaus abschreckend wirken. Wenn, dann wählt man die AfD aus Protest, weil die CSU es keiner Seite rechtmachen kann.
Am wichtigsten: Beide Seiten tun sich schwer das alles faktisch zu begründen. Alle fühlen sich irgendwie verraten und durch niemanden vertreten. Sauer auf die CSU sind sie auch gemeinsam.
Die einzigen, die direkte Erfahrungen mit Flüchtenden gemacht haben, sind die, die sich engagieren. Der Rest zitiert Geschichten vom Hörensagen, sehr gern auf Facebook verbreitete, sich als falsch rausstellende Vergewaltitungs-Vorwürfe.
Tatsächlich hörte ich mehrfach "Aber der xy " oder "Die Kerle aus dem Haus sowieso" sind sehr höflich und helfen sogar im Dorf. Es entwickelt sich dieselbe Dynamik wie grundsätzlich bei Migranten. "Die anderen" sind schlecht, nicht die, die man kennt.
Noch bisschen mehr als 3 Monate bis zur Landtagswahl und niemand weiß so recht wohin mit seiner Stimme. Gott steh uns bei.
Noch eine Sache: Komplett unterschiedlich wird gesehen was aktuell bzw. in Zukunft zum Thema Migration passiert. Die Seehofer-Fans reden von "halb Afrika" das auf dem Weg zu uns ist, die CSU-Ablehner verstehen die bayerische Abschiedepolitik hinten und vorne nicht.
P.P.S.: Ich hab aufgehört mitzuzählen wie viel Leute gesagt haben, dass man nicht wie Berlin enden will. Auf jede nur erdenkliche Weise. Berlin ist das Schreckensszenario mit Gegenden die von tuneischen Gangs geführt werden, überall Müll und Drogen und alles fällt auseinander.
(schreibt mittellangen Thread über Bayern und CSU, davon einen Tweet der Berlin betrifft. Seitdem wird über das Berlin-Bild der Bayern debattiert. Egozentrisches Hauptstädtchen. SO viel denken wir auch wieder nicht über euch nach.)
