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Michael Bonvalot @MichaelBonvalot
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Soeben wurde ich Zeuge eines rassistischen Angriffs auf der Favoritenstraße in Wien.
Auf einmal knallt es neben mir. Ein Junge, vielleicht 12 oder 13, fliegt mit dem Kopf voran gegen eine Scheibe.
1/
Der Täter, ein Mann um die 40, hat scheinbar ganz selbstverständlich zugeschlagen und geht danach einfach mit seiner Begleiterin weiter.

Die Freundinnen des Buben sind in voller Aufregung, er selbst steht offenbar unter Schock. 2/
Die beiden jungen Frauen sind mit Kinderwagen unterwegs. Es dürften Menschen aus der Minderheit der Roma sein. Sie erzählen hastig, dass sie nicht verstehen, was da gerade passiert sei. Der Mann hätte noch "Scheiß Tschuschen" gerufen und dann einfach zugeschlagen. 3/
"Tschusch", das ist eine üble rassistische Beschimpfung in Wien.

Der Täter hat allerdings einen Fehler gemacht. Ganz ruhig setzt er sich - scheinbar außer Sichtweite - auf eine Bank. Dort sehe ich ihn und rufe die Polizei. Ich beobachte ihn, falls er flüchten will. 4/
Für den verletzten Buben kommt inzwischen die Rettung.

Als die Polizei eintrifft, sitzt der Typ immer noch auf der Bank. Als er sieht, dass ich ihn gerade identifiziere, kommt er ganz ruhig auf uns zu und versucht, den Angriff zu relativieren. 5/
Der Täter wirkt dabei überlegt, das war nicht nur eine Tat im Affekt. Ich stelle mich inzwischen als Zeuge zur Verfügung. Ich gehe auch davon aus, dass es zu einem Gerichtsverfahren kommt. 6/
Dass der Täter geschnappt wurde, dass Umstehende eingegriffen haben, macht den Angriff auf den Buben um nichts besser. Doch wir dürfen solche Typen auch nicht davonkommen lassen. 7/7
P.S.: Ich und andere sind natürlich sofort dazwischen gegangen und haben den Buben geschützt. Als dann "Erwachsene" eingeschritten sind, hat der Täter es vorgezogen, abzuziehen.
Ein Nachtrag: Ich möchte mich bei euch für die vielen lieben Worte bedanken! Doch eigentlich sollte Einschreiten für alle selbstverständlich sein, die das können. Nicht jede oder jeder traut sich das zu, das ist dann auch völlig okay. 1/
Oft funktioniert es, Umstehende direkt anzusprechen, ob sie (auch) helfen würden.

Die Polizei zu informieren, ist ebenfalls immer möglich - wobei da natürlich Rassismus und Angst um den Aufenthalt beim Opfer mitbedacht werden sollten.
2/
Und warum ich das Erlebnis gepostet habe? Weil wir über Rassismus nicht schweigen dürfen - und weil wir uns gegenseitig unterstützen und stark machen sollten! 3/3
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