Habe es gestern um 15 Uhr gekauft. Es fließt, besonders weil mich die Geschichten aus der Schweizer Medienwelt faszinierende und viele Insider Klartext reden.
Das Buch entwirft ein differenziertes Psychogramm von Köppel und erzählt eine wichtige Geschichte zur Entwicklung der Schweizer Medienlandschaft in den letzten 25 Jahren.
Gleichwohl irritieren mich ein paar Aspekte. Zuerst ein Detail: Weshalb ist das Buch typografisch so nahe bei der Weltwoche? Ist das – zusammen mit dem genialen Cover – eine clevere Dekonstruktion oder eine Imitation? 
Dieses Problem wiederholt sich inhaltlich. Drei Beispiele: Köppel blendet ethische Fragen systematisch aus, macht Frauen unsichtbar und wird so oft als belesen, unkonventionell und intelligent bezeichnet, dass das Urteil unglaubwürdig wird.
Ryser macht das im Buch alles auch: Es reden selbsternannte privilegierte Männer über ihresgleichen, ohne über Gefühle oder Moral nachzudenken, anderen Gehör zu schenken. Sie attestieren Köppel all die Qualitäten, die er sich selbst zuschreibt.
Nur: Ryser stellt das auch aus. Er rückt – zwar eher am Rande, aber sehr klar – auch die anderen Sichtweisen zu. Schawinski macht klar, dass Köppel keine Empathie besitzt; Seibt bringt auf den Punkt, dass Köppel kein guter Denker ist.
Kurz: Ich weiß nicht, wie das Buch besser geschrieben werden könnte. Die Machtprozesse werden entlarvt, indem sie journalistisch aufgearbeitet werden. Haltungen werden klar, aber dem Leser oder der Leserin nicht aufgezwungen.
Nur: Bruno Franzen: »Das ist Köppel in einem Satz: ‚Jetzt lassen sie mich mal ausreden!‘« – Sollte man Köppel wirklich ausreden lassen? Meine Meinung nach der Lektüre: Nein.
(Letztlich ist das Thema des Buches die Frage, was guter Journalismus ist. Darüber spricht es aber oft nur implizit bzw. performativ.)
