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André Kühnlenz @KeineWunder
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Ich sehe in Grafik zunächst Effekte von 6 Jahren sinkender Staatsausgaben in 🇮🇹. @SVR_Wirtschaft (Mehrheit) und @WielandVolker bleiben sehr vage, wenn es um strukturelle Mängel geht, die angeblich stärker gewirkt haben sollen als die Austerität, von der sie keinen Begriff haben.
Was ein Irrsinn! Wenn Sozialtransfers in 🇮🇹 um 22 Mrd. (+6%) steigen sollen, während der Staat sich zurückzieht... Kein Wunder nach der Austeritätsdepression...

Aber wurden Populisten auch gewählt, um neoliberale Politik fortzusetzen und diese mit ganz vielen € zuzukleistern?
Das Schlimmste an 🇮🇹: Alle Ökonomen, auch aus 🇩🇪, sollten seit Jahren wissen, wie lange der Kapitalstock geschrumpft ist. Da braucht man gar nicht solche Grafiken wie in der FT... Eine Depression wie in 30ern ist die Mutter aller Probleme einer Marktwirtschaft... @WielandVolker
Aha, das schreibt @SVR_Wirtschaft also auch zu 🇮🇹. Aber wo genau haben Sie den "temporären Nachfrageausfall" analysiert, ich finde es nicht... Wie lange dauerte der Nachfrageausfall, wie stark war er, ihrer Meinung nach? @Lars_Feld @Isabel_Schnabel @WielandVolker @PeterBofinger
Was kaum beachtet wird: Italien wird im nächsten Abschwung wieder in Depression mit schrumpfendem Kapitalstock stürzen - Stand heute.

Und dann: Der aktuelle Budgetstreit wird ein Kaffeekränzchen im Vergleich zur dann steigenden Schuldenquote (Werden es 140 oder 150% des BIP?).
Das Problem dabei: Volkswirte haben gar keine Modelle bzw. Schuldentragfähigkeitsanalysen, die mit einem schrumpfenden Kapitalstock klar kommen. Hatten sie schon in Griechenland nicht, dafür haben sie zusammen mit Journalisten den @yanisvaroufakis ausgelacht... Bitter, bitter...
Weil ein schrumpfender Kapitalstock in den 200 Jahren Kapitalismus so selten vorkommt (1930er & 2010er Jahre), können Volkswirte auch keine brauchbaren Modelle haben... Politik sollte aber alles unternehmen, dass sowas verhindert wird... In Griechenland versagt sie kläglich...
Sehr schön! @LukasSustala & Kollegen von der @AgendaAustria haben sich einmal einen Begriff von Austerität und ihrer Effekte in 🇮🇹 gemacht... agenda-austria.at/publikationen/… Allerdings kommen sie doch zu sehr oberflächlichen Ergebnissen, was auch an ihren Methoden liegen... Thread... /1
Zur Beurteilung des Defizits sind alle Ausgaben und Einnahmen des Staates die sinnvollsten Kategorien. Dies gilt aber nicht, wenn wir die Wirkung der Austeritätspolitik (worunter wir Ausgabenkürzungen/Einnahmenerhöhungen verstehen können) auf das Wachstum beurteilen wollen. /2
Erinnern wir uns! Das jährliche Bruttoinlandsprodukt kann so zerlegt werden: Y = C (privater Konsum) + I (private Investitionen) + G (staatliche Ausgaben für Konsum und Investitionen) + NX (Handelssaldo). /3
Als G sind hier nicht die gesamten Staatsausgaben zu verstehen, die für das jährliche Defizit relevant sind. Es kommen nämlich noch die monetären Sozialtransferzahlungen dazu, die allerdings im BIP selber in den privaten Ausgaben C und I auftauchen. /4
Daher dürfen und werden die monetären Sozialtransfers im BIP nicht 2x (also nicht als G) gezählt. Der Grund: Es sind tatsächlich keine Ausgaben des Staates, weil der Staat hier nur vermittelt, dass der Privatsektor zu privaten Zwecken Geld aus dem Privatsektor ausgibt. /5
Es gibt noch einen Grund, warum man G (also staatliche Investitionen und Konsum) von den monetären Sozialtransfers unterscheiden sollte: Sinkt G, könnte das unter Umständen eine Rezession auslösen oder verschärfen, was die monetären Sozialtransfers automatisch steigen lässt... /6
Genau das muss aber immer untersucht werden, wenn man die Effekte der Austerität ermitteln will... Man darf G und einen Teil der privaten Ausgaben (monetäre Sozialtransfers) daher nicht zusammenwürfeln... Warum die @AgendaAustria dies tut, kann jeder selbst beurteilen... /7
Fakt ist, dass G (Staatsausgaben für Investitionen und Konsum) in Italien von 2010 bis 2015 gesunken sind. Sechs Jahre. Das war so lange wie in Spanien, aber kürzer als in Portugal. Einen Fakt, den die Leute von der @AgendaAustria aber übersehen - dazu gleich mehr... /8
Sinkende Staatsausgaben G heisst immer: weniger Einkommen im Privatsektor... Was krisenverschärfend wirken kann - ausser die Ausgabenkürzungen erfolgen z.B. in der absoluten Hochkonjunktur, wenn der Privatsektor das sinkende Einkommen aus öffentlicher Hand kompensieren kann... /9
Diese 👇Grundthese von @LukasSustala und Kollegen ist vollständig falsch. Sie kann nur aufgestellt werden, wenn man due Staatsausgaben G und monetäre Sozialtransfers zusammenwürfelt... Das führt aber in die Irre... /10
Die Autoren können so auch nicht begreifen, dass der Staat in 🇮🇹 dazu beigetragen hat, dass auch der private Kapitalsstock des Landes zu schrumpfen begann und das Land in eine Depression wie in den 1930er rutschte. So wie zuvor schon Griechenland. /11
Spanien hatte das Glück, dass der private Kapitalaufbau (gemessen an der Nettoinvestitionsquote) nicht so schwach war wie in Italien, sodass das Land den kurzen und heftigen Austeritätsschock 2012 besser verkraften konnte... /12
So wurde in Europa der Nachkriegskonsens gebrochen, dass der Staat niemals mit sinkenden Ausgaben (Austerität) wieder eine schwere Krise wie in den 1930er Jahren in Europa und den USA auslösen sollte... Die @AgendaAustria leugnet dies bis heute... Eine fatale Einstellung... /end
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