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Weil sich mal wieder so viele Leute darüber beschweren, man dürfe ja nicht mehr sagen, was man denkt – sage ich jetzt einfach mal, was ich denke (qed) und warum die "Debatte" ein riesiger Haufen Privilegienblindheit feat. kognitiver Dissonanzreduktion ist. (1/10)
Was die Kretzschmars et al. natürlich meinen, ist nicht eine juristische Meinungsfreiheit, sondern eine soziale. Nicht Freiheit von Repression, sondern von Kritik, Sanktionierung, Stigmatisierung ihrer Positionen. (2/10)
Aktuell lösen öffentliche, aber auch para-öffentliche Äußerungen in den sozialen Medien, teilweise heftige Reaktionen aus. Das geht durch das ganze politische Spektrum. Die Aggressivität ist jedoch deutlich heftiger von rechts nach links als andersrum. (3/10)
Was insbesondere Frauen und PoC an Drohungen und Beleidigungen aus der rechtsextremen (gesteuerten) Ecke bekommen, übersteigt um ein vielfaches, was Prominente an Kritik erdulden müssen, wenn sie sich „abseits vom Mainstream“ äußern, bspw. durch „Regierungskritik". (4/10)
Was den finanziellen „Schaden“ angeht: Wer in einer liberalen Demokratie für Produkte wirbt von Unternehmen, die als juristische Personen von dieser liberalen Demokratie profitieren, braucht sich nicht wundern, wenn illiberale Äußerungen als Werbeträger disqualifizieren. (5/10)
Statt den großen Haufen Privilegien zu sehen, wird die Eigenverblendung bis ins Absurde geführt, wenn jetzt Prominente, deren Geldquelle die öffentliche Äußerung ist, dazu befragt werden, ob sie sich noch frei öffentlich äußern können („denken“ passt hier nur bedingt). (6/10)
Und es ist noch ein größerer Haufen kognitiver Dissonanzreduktion. Viele Leute spüren, dass zwischen einem Codex (Grundgesetz, zehn Gebote, Fairplay) und ihrem Denken Dissonanzen bestehen (z.B.: Flüchtlingen helfen ja/nein? Kodizes eindeutig, Leute nicht). (7/10)
Sie haben fast Recht: Sie "dürften" nicht sagen, was sie ganz ehrlich denken, denn es ist durchsetzt von mindestens Egoismus und Rücksichtslosigkeit (wie meins auch), wenn nicht Rassismus und mehr Antidemokratischem – ohne eben deutliche soziale Sanktionierung. (8/10)
Statt ihr Denken zu reflektieren, jammern sie in einer selbstzerstörenden Prophezeiung, man dürfe ja gar nicht mehr. Auf die soziale Regel intellektueller Impulskontrolle reagieren sie mit Trotz. (9/10)
Fazit: Dass man nicht immer sagt, was man denkt, gehört zum (privilegierten) Menschsein dazu. Heute aber eher, weil es dumm, egoistisch oder peinlich wäre, und nicht weil eine böse Macht mich unterdrückt. Und manchmal einfach, weil es keiner hören will. (10/10)
Ansonsten: Samira knows uebermedien.de/34528/bastelan… (11/10)
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