Thread by @erna_unplugged

Update #notjustsad:

Gestern bin ich mit Kopfweh früher von der Arbeit nach Hause gegangen, heute gar nicht erst hingegangen. In meinem Kopf sagte alles „Heute geht das nicht. Ich kann nicht aufstehen und funktionieren.“

(1/8)

Ich meldete mich krank und blieb den ganzen Tag im Bett. Hatte ich ein schlechtes Gewissen? Ja. Habe ich Angst, dass das ein Warnzeichen der Depression ist? Ja, sehr.

(2/8)

Es geht mir seit der Tagesklinik vor einem Jahr gut wie lange nicht mehr. Ich habe die Arbeitslosigkeit ohne Dellen überstanden, ich war 2x verreist und fand es großartig, ich habe einen tollen neuen Job und ich habe den Herrenbesuch gefunden, der mir sehr gut tut.

(3/8)

Aber? Ich kann die Depression nicht einfach hinter mir lassen wie auskurierten Dünnschiss. Ich kann nicht einfach sorglos nach vorne schauen und weitermachen, wo ich vor der Depression aufgehört hatte. Mein Leben vor der Depression gibt es nicht mehr.

(4/8)

Es hat sich so viel geändert, ich habe mich geändert, die Umstände haben sich geändert – und ich weiß jetzt, was meine Psyche kann. Im positiven wie im negativen. Und deshalb begleitet mich noch immer die Angst.

(5/8)

Die Angst, wieder den Antrieb zu verlieren, die Angst, den neuen Job nicht zu schaffen, weil ich noch nicht belastbar genug bin, die Angst, den Herrenbesuch zu verlieren, die Angst, wieder so tief zu fallen.

(6/8)

Ich werde mit dieser Angst leben müssen und bestimmt wird sie irgendwann kleiner. Noch muss mein Psychomuskel aber trainiert werden, bis ich mich wieder traue, mich auf ihn zu verlassen. Noch ist alles zu frisch, muss ich meine Belastbarkeit und den Antrieb trainieren.

(7/8)

Und so muss ich mich immer wieder hinterfragen, kritisch sein und gut auf mich aufpassen. Nach dem Leben in der Depression, muss ich nun das Leben nach der Depression lernen.

Auch dieser Weg wird nicht ganz einfach werden. Aber ich werde das schaffen.

(8/8)