Thread by @leisetweeter

@KatQuat @indieflock
Warum ich so ein Problem damit habe, wie ihr beiden Wissenschaftler argumentiert, in Bezug auf @rezomusik s Äußerung: wenn er sich entscheidet, eure Expertise zu missachten, sie als ebenso persönliche Meinung wie seine anerkennt, aber die nicht ändert. 1/x

Dann ist das sein volles Recht. Er muss nicht mal mit euch in einen Diskurs treten, wolltet ihr ja auch nicht so wirklich, ihr spracht von "allgemeiner Lesart" und einer NS-Konnotation in anderen Kontexten, welche Folgen ihr in seinem konkreten Fall befürchtet, hättet ihr 2/x

doch bei eurem Fachwissen einfach mal für "Normalsterbliche" visualisieren können, um ihn zu überzeugen. Fachwissenschaftlichen Diskurs in die breite Bevölkerung zu tragen und zu erläutern sollte eigentlich ein Anliegen eines jeden Geisteswissenschaftler sein. Sonst werden 3/x

intellektuellenfeindliche Totschlagargumente der Rechten, vom "Elfenbeinturm der Eliten" gestärkt, mit denen sie fehlendes öffentliches Verständnis gewisser komplexer Problematiken, ganz leicht ausnutzen können zu ihrem Vorteil. Da seh ich eine große Gefahr. Ihr werdet als 4/x

Experte sicherlich mehr Gehör bekommen, wenn ihr nicht einzig auf eure disziplinäre Expertise verweist, diese aber nicht wirklich verdeutlicht in interdisziplinären Kontexten. Oder Experten aus anderen Disziplinen die sich äußern einfach genauso ignoriert, wie die Wahrnehmung 5/x

der Laien/Öffentlichkeit. Politologie ist eine Wissenschaft, Politik hingegen nicht. Wenn ich normative Handlungsvorgaben vorgebe, verlasse ich die wissenschaftliche Diskussion und bin politisch aktiv. Das sollte euch auch bewusst sein. Aufgabe der Wissenschaft ist es doch 6/x

Dinge zu analysieren. Sie sollte einen totalitären Wahrheitsanspruch dahingehend unbedingt vermeiden, dass sie etwa behauptet, Wahrheiten ausserhalb einer bestehenden Evidenz zu kennen. Auch wenn diese moralisch einwandfrei sind, ist es kontraproduktiv. Ihr suggeriert damit 7/x

doch einen bereits abgeschlossenen Diskurs, mit einem einzigen möglichen Handlungsweg, aber an diesem Diskurs durfte kein Laie teilhaben, und wenn er jetzt seinen konträren Standpunkt einbringen will, wie rezo, dann sagt ihr ihm im Grunde, "du bist doch kein Experte. Deine 8/x

Meinung zählt nicht, ist nur eine Empfindung, ein Bauchgefühl!"
Und grade Geistes- bzw. Sozialwissenschaftler sollten doch stets ergebnisoffen im Diskurs mit der Gesellschaft stehen und nicht auf die Ergebnisse ihrer fachttheoretischen Gedankenexperimente unter Experten 9/x

beharren, die ja meist unter vereinfachten "Laborbedingungen" versuchen die "gesamtgesellschaftliche Realität" abbzubilden, dabei aber NIE alle Faktoren miteinbeziehen kann. Daran scheitern selbst Menschen wie Habermas und Rückschlüsse auf die Realität, gelingen da nun mal 10/x

nicht immer zwingend. Sogar, falls dort ein Konsens unter allen Experten besteht.Wenn ich etwa als Chemiker merke, meine Hypothese deckt sich nicht mit dem Ergebnis, obwohl sie eigentlich für mich so viel Sinn macht, dann kann ich auch nicht sagen: "Das sollte sie aber, weil 11/x

das Ergebnis mir dann gefallen würde" oder weil ich so viel Muße reingesteckt habe sie aufzustellen. Die Wirklichkeit muss immer der Anspruch bleiben. Moralische Handlungsempfehlungen eurerseits sind daher auch Privatmeinungen, nicht die wissenschaftliche Expertenmeinung 12/x

@threadreaderapp unroll plz