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36° Grad. Perfekte Temperatur für einen Thread über (noch) aktuelles Niederländisches Rollmaterial, das ich mir noch rechtzeitig anschauen muss (mit Dank an @mauritswever).
Die Loks der Baureihe 1700 (Bild: Wikipedia) aus den Jahren 1991-1994 sind eine Modifikation der Serie 1600 und basieren auf einem SNCF-Modell (BB 7200) und werden einerseits für den IC Amsterdam-Bad Bentheim, aber auch für interessantes, fast historisches Material eingesetzt.
Da wäre z.B. die Reihe DD-AR3 (Foto: Roel Hemkes, CC-BY 2.0, flickr.com/photos/rhemkes…). DD-AR steht für "Dubbeldeksaggloregiomaterieel" - nein, kein Ort in Wales sondern "Doppeldecker Agglo(meration)Regio(nal) Material". Gebaut 1992-1998 durch Talbot/De Dietrich/Adtranz.
Die Kombination aus Bvs (Steuerwagen) + ABv + Bv + Bv + Lok 1700 bot 588 Sitzplätze und verkehrte unter den Nummern 74xx, die kürzere Kombi Bvs + ABv + Bv + mDDM (Triebwagen statt Lok) 448 Plätze und den Nummern 78xx.
Letztere wurden ab 2009 modernisiert als NID ("Nieuwe Intercity Doppeldekker") bzw. DDZ ("DoppelDekker Zonering") und gingen 2012-2014 auf die Schiene. Aber auch erstere wurden 2013 wegen Materialmangels reaktiviert. (Bild: renovierter DDAR, Wikipedia)
Die DD-AR3 verkehren als "Sprinter" (hält überall) mit den Nummern 73xx:
- Utrecht-Amersfoort-Apeldoorn-Deventer-Almelo
- Utrecht-Zwolle
(vgl. treinposities.nl/materieel/NS/D…)
Die DDZ verkehren als "InterCity" mit den Nummern 75xx/76xx u.a. (Rotterdam CS-Gouda-Utrecht-Amersfoort/Den Haag CS-Leiden-A'dam Zuid-Almere-Lelystad-)-Zwolle-(Assen-Groningen/Heerenveen-Leeuwarden) bzw. Teilstrecken davon.
(vgl. treinposities.nl/materieel/NS/d…)

Die DDAR3 sind akut "bedroht", nach September (Zwolle) bzw. Dezember (Almelo) aus dem Verkehr genommen zu werden. Wer sie sehen will, muss isch also beeilen.
Noch älter? Geht auch! Die erste Generation des "Dubbeldeksmaterieel" alias DDM1 aus 1985 fährt nämlich ebenfalls noch! Bzw. wieder. Äußerlich sehe ich jetzt nicht so viel Unterschied zu DD-AR3, aber gut, ich bin ja auch kein Experte. (Foto: Wikipedia).
Foto: Rob Dammers/Wikipedia CC 2.0 (commons.wikimedia.org/wiki/File:Zand…)
DDM1-Züge waren die ersten Doppeldecker in den Niederlanden und bestanden aus bis zu sieben Waggons. Bereits mit sechs Wagen in der Kombination Bv+ABv+Bv+ABv+Bv+Bvk boten sie insgesamt 924 Sitzplätze.
Funfact: ein vorher getesteter französischer Entwurf (VB2N) war mit 5 Sitzen pro Reihe (=46,2cm Breite) zu eng und einer Stehhöhe von 1,94m zu niedrig. Beim DDM1 wurden es bis zu 52,5cm und 2,06m.

2010 wurden die DDM1-Wagen erstmalig außer Dienst gestellt. Aber nicht lange...
...denn der Winter 2010/2011 sorgte für Defekte bei neueren Modellen wie DD-AR und VIRM, also wurde 2011/2012 wieder damit gefahren. Dasselbe dann seit 2016, wenn auch diesmal aus Materialmangel.

Heute wird damit im Berufsverkehr gefahren:
- Haarlem-Alkmaar
- Amsterdam-Enkhuizen
Also soweit:
- 1985: DDM-1 mit Lok, seit 2016 wieder dabei
- 1991-1994: DDM-2/DDM-3 mit Lok oder Triebkopf mDDM als DD-AR
- 2009: Varianten mit Triebkopf mDDM modernisiert als NID, seit 2012
- 2013: DDM-2/DDM-3 mit Lok reaktiviert als DD-AR
Was geschah nach 1994? Eigentlich sollte 1996 ein Dreizügekonzept eingeführt werden: Agglo/Regiotrein (Lokal), InterRegio (wie heutiger NL-InterCity), InterCity (Fernzug wie EuroCity/ICE). Das Konzept wurde so aber nie umgesetzt.
Das für die InterRegios bestellte Zugmaterial hieß DD-IRM bzw. "Dubbeldeksinterregiomaterieel", Spitzname "Roadrunner". Erst drei-/vierteilig (Serie 82xx/84xx)... (Foto: Albert Koch/CC-BY-ND flickr.com/photos/1354874…)
...wurden sie Anfang der 2000er verlängert auf vier-/sechsteilig (Serie 94xx/86xx) und hießen nun VIRM-1 ("Verlengd ..."). Seit 2016 werden sie sukzessive modernisiert ("VIRMm") (u.a. Notkippfenster eingebaut!). (Foto: koplopermau / CC-BY-SA 4.0 commons.wikimedia.org/wiki/File:Trei…)
Spätere Bestellungen von VIRM-2/VIRM-3 tragen die Bezeichnung 95xx für die Vierteiler, 87xx für die Sechsteiler. Die 2007 bestellten VIRM-4 (Vierteiler, Bezeichnung 95xx) waren lustigerweise die erste mit geschlossenem Toilettensystem... alle VIRM übrigens gebaut in Görlitz!
Die VIRM-Züge bilden meiner Einschätzung nach den Großteil niederländsicher InterCity-Verbindungen ab. Venlo-Eindhoven-Utrecht-A'dam Zuid-Schiphol beispielsweise ist ein VIRM und zwar garantiert kein Vierer. Aus eigener Erfahrung kenn ich das Plumpsklo... WLAN, aber Plumpsklo.
Natürlich verkehr(t)en nicht nur Doppelstockzüge. Meine als Kind heißgeliebten Mat '64 alias "Affenkopf" (zweigliedrig = "Plan V", viergliedrig = "Plan T") fahren seit 2016 leider nicht mehr im Regelbetrieb. (Foto: Koffiekopje / CC-BY-SA 3.0 commons.wikimedia.org/wiki/File:Plan…).
Abgelöst wurden sie durch die bereits vorgestellten Doppelstockzüge DD-IRM/NID sowie u.a. diese Baureihe ICM alias "Koploper" oder auch "U-Boot", 1983 bis 1994 in den Serien ICM-1 bis ICM-4 gebaut. (Foto: Joost J. Bakker / CC-BY 2.0 commons.wikimedia.org/wiki/File:ICM_…)
Bis zu einer Modernisierungsserie 2006 konnte man nicht nur die Fenster noch öffnen sondern auch zwischen zwei verbundenen Triebzügen durchlaufen. Außerdem wurde die Anzahl der Toiletten halbiert, was für Beschwerden sorgte. (Foto: Mark92 / CC-BY-SA 3.0 commons.wikimedia.org/wiki/File:Door…).
ICM-Züge verkehren generell als InterCity-Züge ("Intercitymaterieel"...) in den ganzen Niederlanden verbreitet, z.B.:
- Rotterdam CS-Den Haag HS-Amsterdam CS-Utrecht
- Enschede-Apeldoorn-A'dam Zuid-Schiphol
- Utrecht-Alphen a/d rijn-Leiden

Vgl. treinposities.nl/materieel/NS/i…
Ein weiterer direkter Nachfolger des Mat' 64 war der SM90 alias Railhopper.
(Foto: Spoorjan / CC-BY-SA 3.0 / commons.wikimedia.org/wiki/File:NS_S…). Gedacht als "Stoptrein" wurde er 1994 in Dienst genommen mit Neuigkeiten wie Dreh- statt Gleichstrommotoren & einem integrierten Rollstuhllift.
Elektrodynamisches Bremsen mit Bremskraftrückgewinnung, eine größere Maximalbreite von 3,20m, mit der 5 Sitzplätze in einer Reihe angeordnet werden konnten, Software... kurzum, viele technische Probleme, es gab nur die eine Prototypenserie, eingesetzt zwischen Zwolle und Emmen.
Und auch diese wurde 2005, nach nur 13 Jahren, bereits wieder außer Dienst genommen, denn eine abweichende Miniserie von 9 Exemplaren zu unterhalten war es wohl auf Dauer doch nicht wert. Erhalten geblieben ist nur ein Triebwagenkopf, er steht im NS-Museum in Utrecht.
Das aktuelle Nahverkehrstriebfahrzeug ist übrigens der hier, der "Sprinter Lighttrain" (SLT), Vier- und Sechsteiler aus den Jahren 2007 bis 2010 von Bombardier/Siemens mit den Zugnummern 98xx und das erste Mal mit weiß als dritte, fast dominierende Farbe neben gelb und blau.
In Anlehnung an deutsche 425er alle ohne Toilette, da die Züge "ja nur auf Kurzstrecken eingesetzt würden". Das gab ein Nachspiel bis hoch in die Politik: 2021-2025 sollen Toiletten und ETCS nachgerüstet werden... Weitere Kritik: in der 1.Klasse sind die Sitze nur andersfarbig.
Und ja, nicht ALLE 425er sind ohne Toilette ^^

Der SLT fährt quasi überall als Sprinter (nochmal, das ist ein Lokalzug, ein "Stoptrein", der überall hält!), beispielsweise Deurne-Eindhoven-Den Bos-Nijmegen oder Dordrecht-Breda.
Der SLT wiederum wird ergänzt durch den brandneuen "Sprinter Nieuwe Generatie", SNG, gebaut durch die spanische CAF ("Civity"-Plattform). Drei- und Vierteiler mit Jacobsdrehgestellen, ETCS und ja, Toiletten... (Foto: Jan Derk Remmers / CC-BY-SA 4.0 / commons.wikimedia.org/wiki/File:NS_2…).
Der SNG ersetzt aber vorallem die ältesten, noch fahrenden Modelle, die "Stadsgewestelijk Materieel" (SGM), die bis zu 44 Jahre alt sind! Dies waren die ersten "Sprinter", für Ballungsräume mit vielen Haltepunkten.
(Foto: janderk1968 / CC-BY-SA 4.0 / commons.wikimedia.org/wiki/File:SGM_…)
Die Mat' 64 alias Affenkopf waren nämlich nicht für kurze Haltabstände tauglich gehalten und der SGM sollte ursprünglich auch auf Amsterdams Metrolinien fahren können (750V DC). Und automatisch steuerbar! Naja, 1969 verwarf man dan die eine oder andere Idee...
Das neue Fahrzeug sollte höchstens eine Stufe zum Einstieg aufweisen (schneller Einstieg), schnell beschleunigen und bremsen, deswegen der Beiname "Sprinter". 1975-1983 wie auch der Mat'64 von Talbot in Aachen gebaut, gab es ihn als Zwei- und Dreiteiler.
Auch die SGM bekamen 2003-2006 eine Moderniserung als "SGMm". Neben einem neuen Farbkleid verschwand der Schaffnerraum, die Türen schließen automatisch, die Ansagen erfolgen automatisch. (Foto: Willem90 / Public Domain / commons.wikimedia.org/wiki/File:Spri…).
SGM(m)-Züge fahren u.a.:
- Amsterdam-Haarlem-Alkmaar-Hoorn
- Den Haag CS-Den Haag HS-Delft-Rotterdam CS-Dordrecht (Mo-Fr vor 20h)
- Utrecht-Den Dolder-Baarn
- Wijchen-Nijmegen-Arnhem-Zutphen (im Wechsel mit FLIRT)
vgl. auch treinposities.nl/materieel/NS/s…
Kommen wir nochmal zum InterCity. Aus dem Mittelteil der ICM, den Koploper, wurden die ICr, "Intercityrijtuig", entwickelt. Fast hätte man französische Corailwagen genommen, so wurden es nur deren Drehgestelle. (Foto: martijnvanvulpen / CC-BY-SA 3.0 / commons.wikimedia.org/wiki/File:ICRM…)
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