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THREAD

***EINLEITUNG***

So, falls noch jemand wach sein sollte..

Der angekündigte Thread zur „Verwendung des N-Worts in der Geschichte des Deutschen Bundestags“. Ich versuche chronologisch ALLE Erwähnungen in der Geschichte des Deutschen Bundestags abzuarbeiten.
Ich werde den Thread in den nächsten Tagen (oder wahrscheinlich eher Wochen) fortlaufend ergänzen. Ich kann nicht versprechen, dass der Thread vollständig sein wird. Ich werde auch nur in geringem Maße Hintergründe erläutern oder weitere Erklärungen abgeben, ...
weil ich zwar gerade viel Freizeit habe, aber wir leben ja schließlich – zumindest auf dieser Erde – auch nur einmal.
Vielleicht schreibe ich bei Interesse aber irgendwann noch eine ausführlichere Variante, nachdem ich meinen Blog gestartet habe.
Die entsprechenden Stellen zensiere ich übrigens mit „N***“. Wenn sich jemand Betroffenes durch diesen Thread oder meine Formulierungen angegriffen fühlt, gebt mir bitte Bescheid (gerne auch per DM). Dann kann ich das „Projekt“ gerne beenden und die Tweets wieder löschen.
***ERSTER EINTRAG***

Wir befinden uns am 23. März 1950, ca. fünf Jahre nach Kriegsende, ca. ein Jahr nach Gründung der BRD. Im Deutschen Bundestag wird über den Haushaltsplan des Innenministeriums debattiert.
Hugo Decker von der Bayernpartei – mit 30,4% der Stimmen in seinem Wahlkreis Rosenheim direkt in den Bundestag gewählt – erhält das Wort und äußert sich unter anderem wie folgt:
„Es sieht etwas seltsam aus, wenn […] Ausweiswesen, Passwesen usw. aufgeführt sind, und wenn wir immer wieder die Feststellung machen müssen, dass auch heute noch das Passwesen von der Hohen Kommission behandelt wird, als ob wir ein inner-afrikanischer N***stamm wären.“
Der Abgeordnete Decker gibt hier seine zutiefst rassistische, kolonialistische und Menschen verachtende Weltsicht preis.
Er vergleicht die Tatsache, dass nach dem Ende des 2. Weltkriegs von den westlichen Siegermächten aus gutem Grund die sogenannte „Alliierte Hohe Kommission“ eingerichtet wurde, die besondere Befugnisse (bspw. beim „Passwesen“) hatte - mit der Kolonialisierung Afrikas.
Wie unsäglich dieser Vergleich ist, muss hoffentlich nicht weiter erklärt werden. Wie unsäglich die Formulierung „inner-afrikanischer N***stamm“ ist, hoffentlich auch nicht...
Hugo Decker ist übrigens nicht nur irgendein Abgeordneter gewesen. Er war bis 1949 Bezirksvorsitzender der Bayernpartei in Rosenheim-Land, saß als Delegierter im Europarat, war Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion, wurde später Fraktionsvorsitzender, ...
war eine Zeit lang Vorsitzender des Organisationsausschusses des Bundestags, stand 1952 als Minister-Kandidat unter Kanzler Konrad Adenauer im Gespräch, trat 1954 der CSU bei und regierte anschließend seine Heimatstadt Bernau am Chiemsee von 1956 bis 1972 als ihr Bürgermeister.
Für dieses Lebenswerk erhielt er dann auch den "Bayerischen Verdienstorden" und die "Ehrenbürgerschaft der Stadt Bernau".
Um diesen "ersten Eintrag" abzuschließen:

Die unmittelbare Reaktion der Abgeordneten der deutschen Regierungsparteien auf die von Hugo Decker getätigten Äußerungen war laut Protokoll:

"Lebhafte Zustimmung".
***ZWEITER EINTRAG***

„Immerhin“ über ein Jahr ließen sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestags Zeit, bevor das N-Wort erneut fiel. Dieses Mal – was die Verwendung nicht beschönigen soll – auch in einem anderen, vermeintlich "legitimen" Zusammenhang.
26. September 1951.

Der Vizepräsident des Deutschen Bundestags, Hermann Schäfer (siehe Bild), ruft die „eingeschobene Immunitätssache“ auf: Gemeint ist die Beratung, ob zwecks Strafverfolgung die Immunität des Abgeordneten Ludwig Volkholz aufgehoben werden soll.
Anlass ist eine außerhalb des Bundestags gehaltene Rede von Ludwig Volkholz (siehe Bild), in der er sich über den angeblich unfairen Umgang mit seiner Person – nett ausgedrückt – „beschwerte“.
Der Untersuchungsausschuss des Bundestags empfahl ihm nämlich zuvor sein Mandat niederzulegen, weil er mit vier weiteren Abgeordneten in eine Korruptionsaffäre involviert war.
Hermann Schäfer liest die „zur Last gelegten Äußerungen“ aus der Rede von Volkholz vor (hier nur der für den Thread relevante Auszug; die Rede insgesamt sollte Volkholz zu einer Art „Kämpfer fürs Volke“ stilisieren):
„Der Deutsche steht ja auch noch unter dem N*** oder Chinesen. Für die N*** z. B. werden Schulen gebaut, aber wir sind ja nur weiße Deutsche, wir brauchen keine Schulen, wir müssen dumm gehalten werden.“
***

Der Eintrag ist noch nicht abgeschlossen, ich weiß nur nicht, ob ich den Rest noch heute schaffen werde.

***
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