Danke f. d. befreiten Artikel, Hendrik @hendrikstreeck! Ich finde auch, dass die Kritik speziell an diesem Beitrag über das Ziel hinausschoss– der Grundaussage würde ich zustimmen (#SARSCoV2 wird endemisch). Im Detail kann ich die Argumentation aber nicht immer nachvollziehen. 1/
Natürlich müssen Positivenzahlen auch in Relation zur Gesamtzahl an Tests gesehen werden, ich denke, das ist mittlerweile aber auch allgemeiner Usus. Aber: welche Information ziehst Du zusätzlich aus den (Intensiv-)Belegungszahlen? 2/
Du sagst ja selbst, dass die Belegung automatisch steigt, wenn die allgem. Fallzahlen steigen. Weshalb machst Du Dir persönlich mehr Sorgen, wenn 30 Intensivfälle im Krankenhaus liegen, als wenn sich 50 junge Leute bei ner Party angesteckt haben? Letztere gehen am nächsten Tag 3/
möglicherweise ihrer Beschäftigung als Pfleger oder Arbeitskraft im Großraumbüro nach und führen mittelbar oder sogar unmittelbar zu eben diesen 30 hospitalisierten Fällen. Das Virus entsteht ja nicht spontan– diese 30 Menschen haben sich ja irgendwo angesteckt! Wir sollten… 4/
also bereits reagieren, BEVOR die Zahl an hospitalisierten Fällen deutlich ansteigt; was heisst, dass wir letztlich doch wieder auf die allgem. Fallzahlen schauen müssen. Aber, und hier stimme ich Dir vollauf zu: wir haben mittlerweile ja so viel Daten und Erfahrung,… 5/
dass wir durchaus in der Lage sein müssten viel besser rückzurechnen, ab welchem Schwellenwert bei der lokalen Inzidenz es zu vermehrtem Eindringen der Infektion in die sog. Risikogruppen und damit einhergehenden Hospitalisierungen kommt; idealerweise sogar auf Landkreisebene. 6/
Hierdurch käme man weg von den starren 50 Neuinfekt. pro 100.000 und könnte das besser und ggf. sogar lokal anpassen.
Das heisst aber weiterhin: viele Tests, v.a. von Symptomatischen und zentralen Berufsgruppen (Pfleger, med. Personal) gem. der nationalen Teststrategie, um… 7/
ein gutes, *zeitnahes* Bild des (lokalen) Infektionsgeschehens zu behalten. Jenseits der Grenze (Frankreich, Spanien, Belgien,…) können wir sehen, was passiert, wenn die Infektionen außer Kontrolle geraten. Die Belegung war im Sommer niedrig,… 8/
dann stieg die Zahl an Neuinfektionen und erst Wochen später schlug das dann plötzlich auf die (Intensiv-)Belegung durch. Zu dem Zeitpunkt war das Infektionsgeschehen dann bereits so außer Kontrolle, dass Madrid, Paris und andere wieder zu drastischen Maßnahmen greifen mussten.9/
Meine Hypothese: hätte man stärker auf die „reinen“ Infektionszahlen geschaut und nicht gewartet, bis sich schwerere Verläufe mehren, wäre das vermutlich vermeidbar gewesen. Und ich verstehe Dich so, dass auch Dein Ziel das Vermeiden von harten Einschränkungen ist! 10/
Letztlich bleibt es– nach Deinem Artikel wie nach meiner Vorstellung– dabei: oberste Priorität hat das Durchhalten von #AHA („Achtsamkeit gegenüber mir selbst und meinen Mitmenschen“) und die kontinuierliche Verbesserung unserer „Systeme zur Überwachung des Infek.geschehens“.11/
So haben wir die besten Aussichten darauf, unsere anfälligsten Risikogruppen angemessen zu schützen, die Gesundheitsämter nicht zu überlasten und den Weg von #SARSCoV2 zum endemischen Erreger– ohne oder (hoffentlich!) mit Impfstoff– möglichst mild zu gestalten!
Und wieso ist die Frage, ob „#COVID19 exponentiell wächst“ oder nicht weder sehr aufschlussreich noch neu?
All diese Fragen hängen in ihrem Inneren mit einer verrückten Eigenschaft des neuen #Coronavirus#SARSCoV2 zusammen, der sog. Überdispersion- häufig Faktor „k“ genannt. 2/
Viele kennen vermutlich den Faktor „R0“, der bei Infektionskrankheiten die zu erwartende Anzahl an Personen angibt, die ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Bei der Grippe z.B. ist das tatsächlich halbwegs homogen, bei anderen Erregern, wie eben ganz extrem bei SARSCoV2, 3/
Lieber Herr Oberst, Danke erstmal für Ihre Antwort!
Ich mag Ihre Unterscheidung zwischen „rechtlicher“ und „ethischer“ Betrachtung nicht ganz mitgehen. Es gibt ja kein Gesetz, dass Pandemie-Maßnahmen explizit regelt. Die Auslegung, die Sie versuchen, ist dann doch wieder Ethik.1/
Sie stellen Ihre Grundannahme dann abermals als unstrittig (#alternativlos) dar: „Das kann man nicht ernsthaft in Zweifel ziehen“. Natürlich kann man! Bleiben wir beim Bsp. Durchseuchung: müsste man von nur 3 Toten ausgehen, und würde dafür Millionen anderer existenzielle Not 2/
ersparen, würden das vermutlich doch viele „ernsthaft in Zweifel ziehen“. Wären es 3000 Tote, wäre es schon etwas strittiger– dann hätten wir etwa die Situation wie im Straßenverkehr. Wir WISSEN, dass er tausende Tote zur Folge hat, aber erachten den allgem. Nutzen als höher. 3/
Vielen Dank Herr Oberst für diesen spannenden Thread! Klare Leseempfehlung!
Ich möchte aber ein paar Anmerkungen dazu loswerden. Im Ggs zu Ihnen bin ich kein Philosoph, erlaube mir aber dennoch ein paar Einwände, zumindest gegen die implizierte Eindeutigkeit der Ethik.1/
Ich versuche mich im eigenen Interesse (und dem meiner Familie 😉) kurz zu fassen. In Ihrer Eingangsbetrachtung verwenden Sie griffigerweise das Bsp. des Risikos durch Verkehrsunfall, vor dem uns der Staat nicht „mit radikalen Konsequenzen“ schützt. Ich führe aus: er könnte ja 2/
das Autofahren in Innenstädten von 7:30-8:30 und 12:00-13:30 Uhr verbieten, um Kinder auf dem Schulweg vor dem Verkehrstot zu bewahren. In Kauf genommen würden ganz erhebliche Eingriffe in die Freiheit z.B. aller Erwerbstätigen, die zum Arbeitsplatz müssen (u.v.a.m.). 3/
1/ Ein Artikel von Profs. R. Gottschalk und U. Heudorf (GA Frankfurt a.M.) sorgt aktuell für Gesprächsstoff. Wie zu erwarten bedienen sich einige des Textes, um ihre grundsätzlichen Ablehnung der #Corona-Maßnahmen mit Expertenaussagen zu untermauern. Bedauerlicherweise… 1/n
2/ … behandelt der Artikel auch noch das ohnehin viel zu breit diskutierte Thema der PCR-Spezifität, wobei Herr Gottschalk bereits signalisierte, dass der Artikel an dieser Stelle ungeschickt verkürzt darstellt. Der Text sollte aber auf keinen Fall hierauf reduziert werden!
3/ Tatsächlich beleuchtet der Artikel nämlich durchaus einige wichtige Fragen und mahnt vor allem 1.) eine bessere Risikokommunikation in der Öffentlichkeit an, sowie 2.) einen breiteren, ehrlichen Diskurs über unsere Schutzziele, v.a. im Hinblick auf eine möglicherweise…
Häufig Frage: was ist an #COVID19 besonders, dass so viele Infizierte kaum Symptome zeigen und nur wenige sehr ernsthaft erkranken? Antwort: eigentlich nichts!
Beispiel Polio: die große Mehrheit der Infektionen bleibt symptomlos, „nur“ 0,5% entwickeln die KinderLÄHMUNG. 1/6
War die Polio also harmlos? Mitnichten! Wir Jüngere können uns nicht erinnern, aber wenn wir mal unsere Eltern fragen, dann hören wir schlimme Geschichten. Hier ein eindrucksvoller Beitrag zu Polio bei @quarkswdr: www1.wdr.de/mediathek/vide…
Noch ein Beispiel? 2/6
Beispiel Epstein-Barr-Virus: fast jeder ist mit dem Virus infiziert. Aber: die meisten wurden im Kindesalter infiziert und entwickelten kaum/keine Symptome. Wer es sich aber erst als Jugendlicher einfängt bekommt das Pfeiffersche Drüsenfieber!
3/6
Zugabe zum Tweet von gestern: wie „zählt“ man Viren? Die Technik nennt sich „Plaque Assay“ und ich teile einfach mal meine Vorlesungsfolie dazu. Das zähe Medium bremst die Nachkommenviren➔ infizieren nur noch die direkt benachbarten Zellen 1/
2/ Und nachdem man all die Plaques („Löcher“) auf all seinen zahllosen Platten ausgezählt (und gut dokumentiert!) hat… führt man die Platten ihrer Zweitverwertung zu! 😂