Jetzt wird es ernst: Das Justizministerium hat den Entwurf für die Umsetzung der #Urheberrechtsreform#Artikel17 veröffentlicht. Statt dem Versprechen, auf #Uploadfilter zu verzichten, drohen Echtzeit-Uploadfilter und weniger Schutz für legale Nutzungen. bmjv.de/SharedDocs/Ges…
Der Entwurf scheint identisch zu dem Leak von @netzpolitik letzte Woche. Den hatte ich hier analysiert:
Die größte Gefahr geht von § 8 aus, wonach Nutzer:innen Inhalte erst als legal kennzeichnen können, NACHDEM ein #Uploadfilter etwas gefunden hat.
Das @BMJV_Bund tut so, als handele es sich bei der Echtzeit-Filterung nur um eine Option, die Nutzer:innen unnötige Arbeit abnehmen soll. Das Ministerium schreibt, dass Plattformen einen "Pre-Check" vor das Pre-Flagging schalten *können*. Das ist falsch. bmjv.de/SharedDocs/Ges…
Schaut man in den Gesetzesvorschlag, steht in § 8, dass Plattformen verpflichtet sind, Nutzer:innen "sofort" beim Upload über das Vorliegen eines Sperrverlangens informieren müssen. Wie sollen Plattformen dieser Pflicht nachkommen ohne Echtzeit-#Uploadfilter?
Wie sehr sich die Nutzer:innenrechte gegenüber dem Diskussionsentwurf aus dem Juli verschlechtert haben, geht aus dem FAQ hervor, das das @BMJV_Bund veröffentlicht hat. Das enthält die Frage "Hattet Ihr nicht versprochen, #Uploadfilter zu verhindern?" bmjv.de/SharedDocs/Ges…
Im FAQ steht: #Uploadfilter kommen. Nutzer:innen können sich vor Sperrungen legaler Inhalte nur in folgendem Szenario schützen: "Liegt ein Sperrverlangen eines Rechtsinhabers bezüglich eines Inhaltes vor, den Nutzer hochladen wollen, so können sie den Upload kennzeichnen".
Mit anderen Worten: Liegt zum Zeitpunkt des Uploads noch kein Sperrverlangen vor, können Nutzer:innen NICHTS tun, um ihren legalen Upload vor zukünftigen Sperrungen zu schützen. Auch nicht, wenn völlig absehbar ist, dass solche Sperrverlangen in Zukunft kommen.
Das wäre halb so schlimm, wenn Plattformen nur während des Uploads zur Sperrung verpflichtet wären. Das ist nicht so. Nach #Artikel17 sind Plattformen für Urheberrechtsverletzungen ihrer Nutzer:innen haftbar. Sie müssen auch Inhalte sperren, die schon früher hochgeladen wurden.
Beispiel: Ich lade ein Meme bei Facebook hoch. Das Meme ist eine legale Parodie eines Fotos. Der Echtzeit-#Uploadfilter findet keinen Verstoß, weil das Originalfoto bisher nicht zur Sperrung registriert wurde. Also kann ich meine Nutzung NICHT als legal kennzeichnen.
Die Fotografin stört sich vielleicht an dem Meme, weil es sich über ihr Bild lustig macht, und meldet deshalb das Foto zur Sperrung an Facebook. Facebook muss mein Meme automatisch und ohne menschliche Prüfung sperren, obwohl es völlig legal ist. Das darf nicht passieren.
Nach dem Entwurf vom Juli wäre das nicht passiert, weil der vorgesehen hatte, dass Nutzer:innen ihre Inhalte IMMER beim Upload als legal flaggen können. Aber Google hat dagegen lobbyiert und offensichtlich das Justizministerium überzeugt, Nutzungsrechte zu schwächen.
Auszug aus der Stellungnahme von Google (S. 19). bmjv.de/SharedDocs/Ges… Für Google ist es besser, wenn wenig geflaggt wird, denn dann gibt es weniger Beschwerden von Rechteinhaber:innen über falsches Flagging. Also hat sich Google dafür eingesetzt, Nutzungsrechte zu schwächen.
Es würde laut Google reichen, wenn Nutzer:innen sich im Nachhinein beschweren können, wenn ihr Inhalt vom #Uploadfilter erkannt wurde. Da unterscheidet sich die Argumentation von Google kaum von der der Musikindustrie, ignoriert aber den Wortlaut von #Artikel17.
Die Idee, dass sofortige Information der Nutzer:innen ausreicht, wenn der #Uploadfilter anschlägt, ignoriert, dass Nutzer:innen nicht permanent online sein können und darauf warten können, dass ein (vermeintlicher) Rechteinhaber sich zur Sperrung eines Werks entschließt.
Die Sperrung legaler Inhalte durch falsche Copyright Claims wird dadurch viel häufiger. Wer Creative Commons-Inhalte oder gemeinfreie Werke wie klassische Musik oder NASA-Content nutzt, kennt das Problem bestimmt. Irgendein Honk meldet immer irgendwann freie Inhalte zur Sperrung.
Der #Uploadfilter muss dann alle Uploads der Vergangenheit durchsuchen und alle Matches sperren. Die Uploader werden zwar sofort informiert, aber ihre Inhalte sind erstmal gesperrt, bis sie Zeit haben, sie nachträglich als legal zu flaggen. Der Schaden ist dann schon entstanden.
Nach dem alten Entwurf konnten Nutzer:innen von CC oder gemeinfreien Werken diese von Anfang an als legal flaggen und Sperrung wegen falscher Copyright Claims verhindern. Dank Googles Lobbying wird uns diese Option jetzt verwehrt und auch noch als Verbesserung für User verkauft.
Auch für kleine Plattformen ist der neue § 8 katastrophal. Demnach sind sie *verpflichtet*, Echtzeit-#Uploadfilter einzusetzen, weil sie andernfalls Nutzer:innen nicht "sofort" beim Upload über Sperrverlangen informieren können. Echtzeit-Uploadfilter sind zu teuer? Pech gehabt.
Die einzige Hoffnung bleibt, dass sich das @BMJV_Bund hier einfach von Google hat bequatschen lassen und sich nicht bewusst ist, was dieser Vorschlag für Schaden anrichtet. Die Aussage aus dem Versendungsschreiben, dass "Pre-Checks" nur eine Option sein sollen, kann man so lesen.
Wenn es sich hier wirklich um einen handwerklichen Fehler handelt und das Ministerium die katastrophalen Nebenwirkungen dieses Vorschlags für kleine Plattformen und Nutzer:innen einfach nicht auf dem Schirm hatte, können wir jetzt noch etwas tun. bmjv.de/SharedDocs/Ges…
Bis 6. November steht der neue Vorschlag zur Diskussion. Hier könnt Ihr Kritik loswerden: Besonders kleine Plattformen sind jetzt gefragt, die zum Einsatz der Echtzeit-#Uploadfilter nicht in der Lage sind! Aber auch Privatpersonen können teilnehmen. bmjv.de/SharedDocs/Ges…
Wir von @freiheitsrechte haben zum letzten Entwurf eine Stellungnahme geschrieben und werden das wieder tun. freiheitsrechte.org/stellungnahme-… Die Arbeit lohnt sich! An anderer Stelle hat sich der Vorschlag verbessert, zB ist jetzt Schadensersatz für falsche #Copyright Claims vorgesehen.
Damit wir weiter mit euch dafür kämpfen können, dass die Grundrechte bei der #Urheberrechtsreform gewahrt und im Anschluss vor Gericht durchgesetzt werden, könnt Ihr @freiheitsrechte durch eine Spende oder Fördermitgliedschaft unterstützen: freiheitsrechte.org/mitmachen/
Die Vergütung für Urheber:innen, die die CDU-geführten Ministerien loswerden wollen, soll aber im Entwurf bleiben - vorerst. Und zumindest den extremsten Forderungen nach Verschärfung des #Leistungsschutzrecht, wonach bereits das Indizieren verboten wäre, wurde nicht nachgegeben.
Was sich bei #Artikel17 ändern soll: Plattformen sollen bereits während des Uploads filtern, ob ein Match mit einem geschützten Inhalt vorliegt. Pre-Flagging soll nur dann stattfinden, wenn der Filter anschlägt. Das heißt aber: ohne modernste #Uploadfilter geht es nicht.
The entertainment industry has started a campaign to re-write the history of Europe's most controversial #copyright law, #Article17, the infamous #uploadfilter provision. The goal: to bully governments & the @EU_Commission into simply ignoring all user rights that we fought for.
Last year the EU adopted #Article17, which requires platforms to magically prevent #copyright infringement before it happens, while leaving all legal content online, and without generally monitoring user uploads. This is impossible, of course.
Most national governments are waiting for guidance from the @EU_Commission to help them make sense of #Article17. The Commission asked for input on a document with some basic principles, my response with @edri & @freiheitsrechte can be found here:
Verleger versuchen gerade, mit Erpressertaktik ihre Maximalforderungen zum Urheberrecht durchzudrücken. In einem offenen Brief beschweren sich 100 Verlage, dass es noch keinen Entwurf für die Umsetzung von Leistungsschutzrecht und Verlegerbeteiligung gibt. boersenblatt.net/news/verlagsbe…
Warum gibt es noch keinen Regierungsentwurf zu #LSR und Verlegerbeteiligung? Das hat @PatrickBeuth neulich bei @spiegelonline berichtet: Weil CDU-geführte Ministerien auf Wunsch der Verlage jegliche finanzielle Garantien für Kreative streichen wollen. spiegel.de/netzwelt/netzp…
Der Trick funktioniert so: Man überzeugt das Kanzleramt, jeglichen Entwurf zur Urheberrechtsreform zu blockieren, der nicht zu 120% den Forderungen der Verlage entspricht. Dann gibt man dem Justizministerium die Schuld, dass es so lange dauert - bis die SPD irgendwann einknickt.
Die Uploadfilter kommen! Gerade hat das @BMJV_Bund seinen ersten Vorschlag zur Umsetzung von #Artikel17 vorgestellt. Es enthält klar #Uploadfilter, aber auch Vorschläge, um Nutzerrechte zu schützen. Hier meine Eindrücke als Thread.
Beim Upload soll ich anklicken können, dass ich fremde Inhalte verwende, und erklären, warum das legal ist. zB Zitat, steht unter CC-Lizenz, Inhalt ist gemeinfrei oder ich habe eine Lizenz gekauft. So markierte Inhalte dürfen vom #Uploadfilter nicht automatisch gesperrt werden!
Leider gibt es von dieser Regel eine Ausnahme für „offensichtlich rechtswidrige Inhalte“, definiert als Uploads, die 90% mit einem gemeldeten Werk übereinstimmen. Da sind falsche Sperrungen vorprogrammiert, weil es immer wieder schlicht falsche Copyright Claims gibt.
I want EU citizens to know what happened in their name. The @EU_Commission acted as the long arm of multinational entertainment companies to block progressive #copyright reform in South Africa that would have helped millions of users & authors. A thread.
@EU_Commission On 18 February 2019, entertainment industry trade groups IFPI (music), MPA (Hollywood), FEP (publishers) etc sent a letter to the EU Commission, asking them to intervene in the ongoing South African copyright reform on their behalf. asktheeu.org/en/request/791…
Their claim was that the reform would hurt creators, but actual creators were of a different view. Aside from introducing #fairuse, access to books for blind people and those who can't afford textbooks, the bill would also drastically improve the bargaining position of authors.
Es geht los: @woelken veröffentlicht Pläne der Bundesregierung, das vorm EuGH gescheiterte #Leistungsschutzrecht schnell wieder einzuführen. Dabei wäre für die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie eigentlich bis Sommer 2021 Zeit:
Das alte #Leistungsschutzrecht galt nur für Texte, in Zukunft sollen auch Bilder & Videos, die von Presseverlagen veröffentlicht werden, darunter fallen. Die Ausnahmen für kleine Ausschnitte sind absolut weltfremd definiert. 128x128 Pixel? Wie zu Atari-Zeiten! #LSR#Artikel15
Dieses gif wäre nach dem neuen #LSR-Vorschlag leider zu groß, 350x197 Pixel, 4 Sekunden. Aber keine Angst, eUrE mEmEs SiNd SiChEr!!! #Artikel15#fixcopyright