(1) Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie (GfV)
🔸für effektives #Containment
🔹gegen Durchseuchungsansätze, bei denen primär die Risikogruppen geschützt weerden sollen
"Wir lehnen diese Strategie entschieden ab, obwohl wir selbstverständlich die enorme Belastung der
(2) Bevölkerung durch die einschneidenden Eindämmungsmaßnahmen anerkennen.
Auch die Gesundheitsversorgung in anderen, nicht mit Covid-19 assoziierten Bereichen, leidet unter den Einschränkungen, die zur Abmilderung der Pandemie verhängt wurden.
(3) Dennoch sind wir überzeugt, dass die Schäden, die uns im Falle einer unkontrollierten Durchseuchung unmittelbar aber auch mittelbar drohen, diese Belastungen um ein Vielfaches überträfen und in eine humanitäre und wirtschaftliche Katastrophe münden können.
(4) Mit dieser Einschätzung sind wir nicht alleine: in einer Erklärung, die am 14. Oktober in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde („John Snow Memorandum“), äußern zahlreiche internationale ExpertInnen ebensolche Bedenken
(5) und raten mit allem Nachdruck von der Verfolgung der in der Great Barrington Declaration propagierten Strategie der unkontrollierten Durchseuchung ab.
(6) Eine unkontrollierte Durchseuchung würde zu einer eskalierenden Zunahme an Todesopfern führen, da selbst bei strenger Isolierung der Ruheständler es noch weitere Risikogruppen gibt,
(7) die viel zu zahlreich, zu heterogen und zum Teil auch unerkannt sind, um aktiv abgeschirmt werden zu können.
(8) Ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ergibt sich z.B. bei Übergewicht, Diabetes, Krebserkrankungen, einer Niereninsuffizienz, chronischen Lungenerkrankungen, Lebererkrankungen, Schlaganfall, nach Transplantationen und während einer Schwangerschaft.
(9) Eine mögliche Komplikation einer überstandenen COVID-19-Erkrankung stellt auch das sogenannte „long COVID“-Syndrom dar, das verschiedene Spätschäden an Atemwegen, Gefäßen, dem Nervensystem oder anderen Organen zusammenfasst,
(10) welche die Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und vermutlich auch Lebenserwartung enorm einschränken.
Ferner wissen wir noch nicht zuverlässig, wie lange eine durch eine Infektion erworbene Immunität anhält.
(11) Es wird zunehmend klar, dass gerade die wenig symptomatischen Infektionen, wie sie bei jüngeren Menschen vorherrschen, keine stabile Immunität verleihen.
(12) Der Vorstand der Gesellschaft für Virologie unterstützt daher ausdrückl. die Position der UnterzeichnerInnen des John Snow Memorandums und hält das Anstreben der Herdenimmunität ohne Impfung für unethisch sowie medizinisch, gesellschaftl. & damit auch ökonomisch hochriskant.
(13) Wir respektieren abweichende Haltungen, die einzelne KollegInnen in den Medien und sozialen Netzen vertreten, da kontroverse Diskurse Wesensmerkmal sowohl der Wissenschaft als auch der Demokratie sind.
(14) Dennoch hält es der Vorstand der Gesellschaft für Virologie für geboten, in dieser Stellungnahme seine Einschätzung zusammenzufassen,
(15) die zahlreichen Gesprächen und Emails nach zu urteilen auch die Haltung der Mehrheit der virologisch und ärztlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätigen Mitglieder unserer Gesellschaft repräsentiert.
(16) Der Vorstand der Gesellschaft für Virologie unter Beteiligung von:
Dr. Marco Binder [@TheBinderLab], Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
(17) Prof. Dr. Melanie Brinkmann [@BrinkmannLab], Technische Universität Braunschweig und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig
Prof. Dr. Christian @C_Drosten, Charité, Universitätsmedizin Berlin
(18) Prof. Dr. @EckerleIsabella, Universitätsklinikum Genf, Schweiz
Prof. Dr. @BeateSodeik, Medizinische Hochschule Hannover
Prof. Dr. @Friedemann1 Weber, Justus-Liebig-Universität Gießen"
(17) Da ich auch den Beginn der Stellungnahme hinsichtlich der Lageeinschätzung für sehr wichtig erachte, folgt hier nun auch eine Widergabe dieses Textteiles:
(18) In den vergangenen Wochen sahen wir weltweit, insbesondere auch bei unseren europäischen Nachbarn, wie die Anzahl an SARS-CoV-2-Infizierten mit näherungsweise exponentieller Dynamik anstieg und weiterhin ansteigt.
(19) Während Deutschland bis vor kurzem eine moderate Inzidenz verzeichnete, ist auch hier mittlerweile der erneute Beginn einer exponentiellen Ausbreitung zu beobachten.
(20) In Österreich (133) und in der Schweiz (230) ist die 14-Tage Inzidenz im Vergleich zu Deutschland (47) bereits deutlich höher.
(21) Die wieder verstärkte Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen ist insbesondere auf private Veranstaltungen wie Familienfeste, Hochzeitsfeiern sowie andere Zusammenkünfte zurückzuführen.
(22) Obwohl sich dadurch der Großteil des Infektionsgeschehens in jüngeren Altersklassen abspielt, die von den gesundheitlichen Folgen von COVID-19 zumeist deutlich weniger betroffen sind als ältere,
(23 von 33) sehen wir überall eine Zunahme an Hospitalisierungen und ein stetiges Vordringen der Infektionen in höhere Altersgruppen.
(24) Aufgrund der explosiven Infektionsdynamik, die wir in allen Hotspots quer durch Europa feststellen, steht zu befürchten, dass ab einer bestimmten Schwelle auch in bisher unkritischen Regionen die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren geht.
(25) Bei Überschreiten dieses Schwellenwerts sind die Nachverfolgung einzelner Ausbrüche und strikte Isolationsmaßnahmen nicht mehr realisierbar und eine unkontrollierte Ausbreitung in alle Bevölkerungsteile,
(26) einschließlich besonders vulnerabler Risikogruppen, nicht mehr adäquat zu verhindern.
(27) Es steht zu erwarten, dass dies zu einer raschen Überlastung der Gesundheitssysteme führen würde, was zum Beispiel in Deutschland allein schon wegen des Mangels an Intensivpflegekräften bereits bei weit unter 20.000 Neuinfektionen pro Tag der Fall sein könnte.
(28) Hierunter wird nicht nur die Behandlung von COVID-19 Patienten, sondern die gesamte medizinische Versorgung leiden.
(29) Mit Sorge nehmen wir zur Kenntnis, dass erneut die Stimmen erstarken, die als Strategie der Pandemiebekämpfung auf die natürliche Durchseuchung großer Bevölkerungsteile mit dem Ziel der Herdenimmunität setzen.
(30) So plädieren die UnterzeichnerInnen der sogenannten Great Barrington Declaration9 für die sofortige Aufhebung aller Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens, einschließlich aller Abstandsregeln und der Maskenpflicht.
(31) Um Morbidität und Mortalität in den vulnerablen Gruppen (Ältere, Vorerkrankte) abzumildern, schlägt die Declaration besondere Schutzmaßnahmen für diese Personen vor bis hin zur Quasi-Isolierung
(32) („Menschen im Ruhestand, die zu Hause wohnen, sollten sich Lebensmittel und andere wichtige Dinge nach Hause liefern lassen“).
Wir lehnen diese Strategie entschieden ab [...]"
👆Link zur Stellungnahme (inkl. Quellen-Links) oben im Thread
(33) Link zum erwähnten John Snow Memorandum, das mittlerweile über 4.400 Forscher unterschrieben haben
(3) Test-Positivrate derzeit 13,1%
(in Dtld. z.Zt. 2,48%)
Von derzeit 1.722 Infektionscluster, die untersucht werden (Contact Tracing), sind ⚠️357 in Altenpflegeheimen (20,7%)! santepubliquefrance.fr/dossiers/coron…
(2) Als Quelle und Beleg: Video der Abfrage bei survstat.rki.de
(im folgenden Tweet auch nochmal die im Video darsgestellten Abfrageparameter als Screenshot)
(3) Treiber des Geschehens sind dennoch die jüngeren Altersgruppen, die verglichen mit ihrem kleineren Bevölkerungsanteil den höchsten Anteil an Neuinfektionen ausmachen (und deutlich mehr Sozialkontakte haben im Durchschnitt).
THREAD zeigt, wie jeder schnell solche Diagramme/Daten abrufen kann
(1.1) In diesem Thread zeige ich kurz eingangs die Datengrundlage für obiges Diagramm.
Vor allem mache ich aber auf ein mächtiges Online-Tool des RKI aufmerksam, das jedermann diverse #COVID19-Auswertungen erlaubt, und zeige durch ein schrittw. Video, wie einfach das geht.👩💻📈💪
(2) Vorab I:
Als Quelle des Diagramms füge ich hier das Bildschirm-Video der voreingestellten RKI-SurvStat-Abfrage bei (8.10.). So ist ersichtlich, dass das Diagramm direkt auf RKI-Daten basiert (direkt verlinkbar sind einzelne Abfragen nicht)
(1) Tagesschau:
"Ein Vergleich der Daten des RKI zeigt, dass die Zahl der gemeldeten #Neuinfektionen nur teilweise mit der Zahl der durchgeführten Tests zusammenhängt.
Seit Mitte August hat sich die Anzahl der durchgeführten #CoronaTests nur gering verändert.
(2) In der Kalenderwoche 34 lag die Zahl zum Beispiel bei 1.094.506, in der Kalenderwoche 40 bei 1.095.858. Die Anzahl der positiven Ergebnisse hat sich seitdem jedoch fast verdoppelt. Das zeigt die rote Linie.
(3) Würden die Ergebnisse direkt von der Testanzahl abhängen, müssten beide Linien etwa gleich verlaufen.
Laut RKI können mehr Tests zwar zu einem Anstieg der Fallzahlen führen. Das sei aber nicht ausschließlich mit mehr Tests zu erklären.