Thread by @nsuwatch

„Es gibt demobilisierende Effekte, wenn die Betroffenen nach vorne gestellt werden und nicht die Täter.“ Im #HalleProzess wurde heute @Matthias_Quent gehört, er nahm dabei eine dringend notwendige Einordnungen zum Thema #RechterTerror vor. Details im Thread👇

Quent ging zunächst auf die internationale Geschichte von #RechterTerror ein, bei dem es die Idee gebe, es gebe einen inneren Feind, der äußere Feinde „ins Land“ holen wolle, um „das Volk“ oder „die weiße Rasse“ zu zerstören. In diesem Zusammenhang sei die Tat von #Halle zu sehen

Der Sachverständige wies auf die Konstruktion einer positiven Bezugsgruppe, die mobilisiert werden solle, und einer negativen Bezugsgruppe, die eingeschüchtert werden solle, hin. Der Attentäter von #Halle beziehe sich also auf Ideologiefragmente mit langer Geschichte.

Quent benannte im #HalleProzess eine ideologische Traditionslinie, die man als antisemitisch, rassistisch, aber auch faschistisch bezeichnen könne. Es handele sich dabei nicht um Individualpathologie, sondern diese sei Teil einer subjektiven Rationalität in rechtsextremen Kreisen

Der Sachverständige im #HalleProzess sagte außerdem, dass die Vorstellung, dass Gleichberechtigung, Emanzipation und Feminismus Teil einer Verschwörung seien, die zum Ende des „deutschen Volkes“ führe, zur Geschichte faschistischen Denkens gehöre.

Außerdem wies Quent auf Kontinuitäten von #RechterTerror hin, nannte das Attentat von #Christchurch, die Attentate von #Oslo und
#Utøya, #ElPaso, #Pittsburgh, das #OEZ-Attentat und den Mord an Walter #Lübcke, der ermordet wurde mit dem „Vorwand, er würde Feinde ins Land lassen“.

Es gehe, so Quent im #HalleProzess, nicht um Kampfhandlungen im Sinne von Geländegewinnen, sondern um Kommunikation, darum Resonanz hervorzurufen, der Attentäter von #Halle habe Nachahmer motivieren wollen. #RechtenTerrorStoppen

Quent sagte,es sei letztlich nicht so erheblich, wie viele Menschen ermordet werden, auch bei Attentaten mit wenigen Opfern könne die Botschaftswirkung ähnlich sein. Es habe in Deutschland durchaus positive Bezugnahmen auf das Attentat in #Halle gegeben.

Zum Umgang mit rechten Anschlägen sagte Quent, es gebe für #RechterTerror „demobilisierende Effekte, wenn die Betroffenen nach vorne gestellt werden und nicht die Täter“. Daneben sei zivilgesellschaftliche Solidarität für gesellschaftlichen Zusammenhalt und für Betroffene wichtig

Bei der Erzählung vom vermeintlichen „Großen Austausch“ handele es sich, so der Sachverständige, um eine Kerndeutung der extremen Rechten für soziale Wandlungsprozesse, es sei eine Neuformulierung rassistischer „Volkstod“-Fantasien, die es bereits viele Jahre gebe. #HalleProzess

Auf Frage von @raahoff sagte Quent, dass der Angeklagte selbstverständlich auch außerhalb von Webseiten mit der Erzählung von „Großen Austausch“ in Berührung gekommen sein könnte, sie werde etwa vom Institut für Staatspolitik, den Identitären und Teilen der AfD vertreten.