Was mich an der Debatte über #Corona und „die“ Länder Ostasiens stört: Es wird pauschalisiert statt argumentiert. Und man entzieht sich der eigentl. Frage: Funktioniert die deutsche Strategie? Ein #Thread über die Herausforderungen der zweiten Welle (1/17) @yangxifan@_vanessavu
Hier nochmal kurz die Ausgangsbasis: #Japan hat nur ein Zehntel der Infizierten von #Deutschland. #Südkorea nur ein Zwanzigstel. #Taiwan nur ein Vierhundertstel! Es gibt also Staaten, die es besser gemacht haben als wir. #Corona (2/17)
Es gibt aber nicht „die“ ostasiatischen Länder, da fängt die Pauschalisierung schon an. Außerdem stehen auch #Australien (nur ein Zehntel der Infizierten von D) und #Neuseeland (nur ein Zwanzigstel der Infizierten) sehr viel besser da. #Corona (3/17)
Der Erfolg dieser ganz unterschiedlichen Länder hat also nichts mit der Lage (Insel oder nicht), dem Wetter (Sommer oder nicht) oder dem Gesellschaftssystem (Demokratie oder Autokratie) zu tun. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten. #Corona (4/17)
Kleine Nebenbemerkung an dieser Stelle: Von „den“ Ländern Asiens zu sprechen ist ungefähr so, als würde man von Asien aus alle Länder Europas in einen Topf werfen. Und uns unterscheidet doch auch etwas von Ungarn oder Polen, oder? #Corona (5/17)
Wenn es eine Gemeinsamkeit bei der erfolgreichen Virusbekämpfung gibt, dann: 1. Du musst früh und hart reagieren. Diese Staaten haben alle schon gehandelt, BEVOR die chinesische Regierung in #Wuhan den ersten Lockdown anordnete. #Corona (6/17)
In Deutschland (und anderen Staaten der EU) hörte man damals noch auf die Beschwichtigungen der #WHO, wonach Reisebeschränkungen wirkungslos seien. #Corona (7/17)
Hier lohnt sich ein Blick auf die Arbeit von @mayer_iras. Denn er weist zurecht darauf hin: Es war eine politische Entscheidung, sich in Deutschland für die „Eindämmung“ des Virus zu entscheiden – und nicht für die „Elimininierung“
Aber zurück zu den Beispielen: Wenn man auf Länder wie #Japan oder #Taiwan schaut, entdeckt man die zweite Gemeinsamkeit erfolgreicher Virusbekämpfung – die gesellschaftliche Akzeptanz. Denn diese Länder sind keine Digitaldiktaturen. #Corona (9/17)
Man muss also, wenn man die Lehren für Deutschland untersucht, nicht über „digitale Fußfesseln“ oder irgendwelche Überwachungsszenarien fabulieren. Sondern sich einfach mal fragen: Wie bekomme ich meine Bürger dazu, bei der Virusbekämpfung mitzumachen? #Akzeptanz#Corona (10/17)
In Deutschland trägt nur jeder Zweite(!) sein positives Testergebnis freiwillig in die #CoronaWarnApp ein. Auch deswegen bringt sie nichts. Und viel zu wenige Menschen halten sich an die strikte Quarantäne. So verbreitet sich das Virus immer weiter. #Corona (11/17)
Wenn man keine Zwangsmaßnahmen will (und ich will sie nicht!!!), ist daher die entscheidende politische Frage: Wie erhöhe ich die #Akzeptanz? Wie bekomme ich die Bürger freiwillig dazu, ihr Verhalten zu ändern? #Corona (12/17)
Henning Tillmann von #D64 zeigt übrigens, dass man für eine bessere #CoronaWarnApp gar nicht auf #Datenschutz verzichten müsste.
Aber auch das würde nur klappen, wenn die Leute mitmachen. Wieder also die Frage: #Akzeptanz? (13/17)
Und das wäre meine Kritik an #Merkel und den #MPs, an der letzten #MPK und dem öffentl. Hin und Her: Über die Virusbekämpfung schachert man nicht wie über den Bau einer Umgehungsstraße. Kleinstmögliche Kompromisse verhindern größtmögliche #Akzeptanz der Maßnahmen #Corona (14/17)
Wenn die Politik sich schwer tut, kommt es auf andere an. Was mich besonders betrübt: Auch gesellschaftliche Gruppe wie Kirchen oder Gewerkschaften sind auffällig still. Es wird bloß über Hygienekonzepte diskutiert. Aber nicht, wie Solidarität und Gemeinsinn zurückkehren (15/17)
Wir sind jetzt in der entscheidenden Phase der Virusbekämpfung. Entweder dieser Lockdown light gelingt, weil die Bürger bereitwillig mitmachen – oder es braucht (so leid mir das täte) den harten cut. Das ist die Alternative. Your choice (16/17).
Und deswegen sollten all jene, die jetzt davor warnen, auf „die“ Länder Asiens zu schauen, doch bitte ganz klar sagen, worauf die Verlängerung des bisherigen deutschen Weges hinausliefe: Auf eine viel brutalere Einschränkung unserer Freiheiten (vulgo: Lockdown Nummer 3). (17/17)
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