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Jede Gesellschaft basiert auf einem impliziten Generationenvertrag: Die Älteren überlassen den Jüngeren die Welt wohlbestellt. Die Jüngeren versorgen später die Älteren. Nun wird dieser Vertrag brüchig. Und es sind die Älteren, die sich aus ihren Verpflichtungen stehlen.
Seit Monaten gehen Menschen auf die Straße, weil sie sich verlassen fühlen von den Politikern, nicht nur von denen der CDU. Es war wohl kein Zufall, dass das #RezoVideo am Ende eines »Wahlkampfs« online ging, den man bewusst in Anführungszeichen setzen muss. So inhaltsleer war er
Es ist das erste Mal, dass sich die Wut massiv gegen die #CDU richtet, jene Partei, die seit 2005 die Regierungschefin stellt. #Merkel stand in der Öffentlichkeit eigentlich immer gut da, weil sie als kluge Sachpolitikerin galt; als jemand, die sich tief in Zusammenhänge eingräbt
Dass Merkel nicht dem Klischee des Machtpolitikers entsprach, verschaffte ihr den Ruf, die letzte Ernsthafte zu sein. Jetzt, am Ende ihrer Ära, wird auf einmal klar, dass ausgerechnet die Frau, die es hätte besser wissen müssen, das Land in keinem guten Zustand hinterlässt.
Die #CDU hat zu den Themen der Zukunft fast nichts zu sagen. Sie ist sprach- und ideenlos. Vor zehn Jahren, auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise, sagte #Merkel, man müsse »neu denken« und »neu wirtschaften«. Eine »nachhaltigere Politik« forderte sie. Um weiterzumachen wie zuvor
Nun aber werden die Herausforderungen drängender und die Problemlösungen schwieriger. #Globalisierung, #Digitalisierung und #Klimawandel treffen auf die alternden Gesellschaften des Westens. So viel Veränderungsdruck passt nicht in die traditionellen Raster.
Die meisten Politiker reagieren auf die neue Unübersichtlichkeit, indem sie öffentlich Fragen stellen. Ziemlich unklug ist es aber, sich dann vor Antworten zu drücken. Wenn eine Regierung ihre eigenen Klimaschutzziele nicht ernst nimmt, wie ernst soll man die Regierung nehmen?
Wir Journalisten haben eine besondere Verantwortung. Wir liefern nicht irgendeine Dienstleistung ab, bei der man ein Auge zudrücken könnte, wenn die Qualität mal nicht stimmt. Wir haben eine Bringschuld gegenüber den Bürgern. Dazu gehört, genauer hinzuschauen. Anders hinzuschauen
Stattdessen hat Politikjournalismus ab und an etwas Simulatives. Schaut man nur auf den Koavertrag, wie viel davon abgearbeitet wurde, dann fällt das Urteil über die GroKo womöglich gar nicht schlecht aus. Problem: Vieles, was noch wichtig werden wird, steht gar nicht im Vertrag
Wenn aber Journalisten eine Regierung vor allem an der Umsetzung eines lückenhaften Koavertrages messen, dann müssen sie sich nicht wundern, dass ein junger YouTuber das Unbehagen einer Generation mit der regierenden Politik besser auf den Punkt bringt als alle Profis zusammen.
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