Eine Followerin hat mir einen furchtbaren Text über ein noch schlimmeres Training gesendet. Die Methoden im Text können unwissend sogar als sinnvoll und gut empfunden werden, weil Autist*innen abgewertet und in meinen Augen auch enthumanisiert werden.
Diese Methode ist aber alles andere als gut. Ich möchte mir mit euch mehrere Punkte in dem @BR_Wissen-Text anschauen und nicht nur korrigieren, sondern auch schauen, warum diese Falschdarstellung passiert. Legen wir los.
Autismus ist keine Erkrankung, sondern eine neurologische Diversität. Diversitäten kann man aber nicht so gut behandeln wie etwas, das man pathologisiert. Zu sagen, es gäbe "leichte Symptome, mit denen man gut leben könne", verschließt die Augen vor den Problemen
Einer der schlimmsten Diskreditierungen von Nichtbehinderten ist die "Extrawurst". Meine behinderte Kollegin bekommt eine Sonderregelung? Ich will auch eine Extrawurst. Die Planung wird wegen dem behinderten Menschen geändert? Jetzt haben alle Umstände wegen einer Extrawurst.
Behinderte Menschen haben, egal wie sehr sie sich bemühen und aufreiben, nicht die gleichen Möglichkeiten und Chancen wie Nichtbehinderte. Weder beruflich, noch in der Freizeit. Teilweise gibt es sogar massive Einschränkungen durch gesellschaftliche Barrieren.
Um das zumindest in Teilen zu kompensieren gibt es Nachteilsausgleiche. Das können Steuervergünstigungen, gesonderte Parkplätze, Zusatzurlaub, mehr Zeit in Prüfungen, Wohnförderung und diverse Ermäßigungen sein. Das klingt nach viel Geld, ist aber tatsächlich oft nur kosmetisch.
In den @TTNachrichten findet man einen erschreckenden Text zum Thema Therapien gegen #Autismus. Ich möchte ihn mit euch durchgehen, um euch aus autistischer Sicht zu zeigen, wie schlimm sowohl der Text, als auch der Gedanke hinter dieser Therapie ist. tt.com/artikel/307453…
In dem Text wird über eine Mäusestudie berichtet, deren Erkenntnisse auf Autist*innen übertragen werden KÖNNTE. Diese Mäusestudien sind eine schlimme Sache. Dabei werden auf unterschiedliche Arten Verhaltensweisen bei Mäusen hervorgerufen, die dann als "autistisch" interpretiert
werden. Nur: Menschen sind keine Mäuse und von interpretiertem Mäuseverhalten auf das komplexe Sein einer autistischen Person zu schließen hat einen entmenschlichenden Beigeschmack.
Ich habe mich gestern lange mit einer Freundin darüber unterhalten, warum ich den in Österreich so gerne verwendeten Begriff "Menschen mit Beeinträchtigungen" statt "Behindert*er", "behinderter Mensch" oder "Mensch mit Behinderung" ablehne. #behinderung
Menschen und Organisationen glauben, sie seien besonders politisch korrekt, wenn sie "Menschen mit Beeinträchtigungen", "Menschen mit Besonderheiten" oder noch schlimmer Euphemismen verwenden, um über Behinderungen zu sprechen. Sie sind es nicht.
Diese Euphemismen sind nichts anderes als "abled washing" – der Versuch, sich als besonders behindertenfreundlich darzustellen, ohne es zu sein. Das Wort "behindert" ist diesen Menschen unangenehm und sie wollen es vermeiden. Schließlich wird es ja auch als Schimpfwort verwendet.
Wir müssen kurz über etwas sprechen. Ihr wisst, ich bin autistisch. Das bedeutet, dass meine Wahrnehmung von der nichtautistischer Personen abweicht. Wahrnehmung beeinflusst alles. Auch die Kommunikation. #autismus#ActuallyAutistic
Es gibt immer wieder Phasen in meinem Leben, in denen ich sehr sehr erschöpft bin, weil Faktoren in meinem Leben sehr viel Kraft fordern. Dagegen kann ich nichts tun. Ich muss durchhalten und auf mich schauen.
In diesen Phasen fällt mir Kommunikation schwerer als sonst. Warum ist das so? Wenn ich kommuniziere, leiste ich Übersetzungsarbeit. Ich muss mein Denken und das, was ich damit ausdrücken will, in "neurotypisch" übersetzen. Das ist etwas, was permanent passiert und anstrengt.
Ich freue mich sehr, dass der erste Thread über #Autismus so oft gelesen wurde, darum versuche ich mich heute einmal an einem schwierigeren Thema: Emotionsverarbeitung. Zu meinem Entsetzen hält sich das Vorurteil, wir würden keine Emotionen empfinden, sehr hartnäckig.
An dieser Stelle klammere ich Empathie bewusst aus, das ist ein eigenes großes Thema, nur so viel: Autist*innen empfinden sehr starke Empathie. Was sich unterscheidet – und was nichtautistische Menschen oft irritiert – ist die Kommunikation darüber, das Verhalten nach außen.
Es gibt auch etwas Namens Gefühlsblindheit (Alexithymie). Das ist eine psychosomatische Erkrankung, die nichts mit Autismus zu tun hat. Nachdem aber geschätzt 1% der Menschen autistisch sind, kommt es natürlich auch bei uns vor. de.wikipedia.org/wiki/Gef%C3%BC…