Liebe #Pflegeleitungen,
Liebe #Klinikumsvorstände,
Liebe Besitzer von #Pflegeeinrichtungen aller Art,
Liebe #Politik,

ich weiß, dass Ihr wisst, das der #Pflegeberuf ein anstrengender und kräftezehrender Beruf ist.
Ich weiß auch, dass Ihr wisst, das die Bedingungen mies sind.
Erkennen tut man dies daran, dass alljährlich zu #Ostern, wahlweise auch #Pfingsten, unbedingt aber zu #Weihnachten und dem #Jahreswechsel Dankes- und Lobreden auf die #Pflege einprasseln.

Da wird dann der hervorragenden #Zusammenarbeit gehuldigt, betont wie dankbar man sei...
...und wie hervorragend bereitwillig und freiwillig die #Pflege all die Umstrukturierungen, Widrigkeiten und Veränderungen des vergangenen Jahres mitgetragen hat. Garniert wird dies mit dem Zusatz, dass es wirklich schwierige Zeiten für "uns Alle" waren.
Als Kür werden dann meist die Begriffe "Teamgeist", "Zusammenhalt", "Unterstützung", irgendwas mit "am Strang ziehen" und, ganz wichtig, drölfmal "DANKE", wie Feenstaub über die Lobeshymne gestreut.

Es grüßt ganz herzlich
XYZ
Ganz ehrlich?
Ich.
Kann.
Diese.
Scheiße.
Nicht.
Mehr.
Lesen.

Ich kanns nicht mehr.
Überhaupt nicht mehr.
Mir kommt da ein ganz ehrlich gemeinter, von "Dankbarkeit" kommender Kotzreiz hoch 🤮.
Ich lese dieses #Feiertagsgeseier seit fast 20 Jahren. Es ist halt billig, kostet auch gar nichts mehr. Heutzutage schreibt man via Emailverteiler. Früher gabs wenigstens noch eine echte Karte. Handgeschrieben. War auch nur Geseier, aber eben handmade.
Unter dem Jahr gibt es nur Dankeshuldigungen bei feierlichen Anlässen epischen Ausmaßes:

* Einspringen aus dem Frei
* "freiwillige" Überstunden
* Doppelschichten, weil der Spätdienst krank ist
* Waschen von mind. 396 Patientïnnen, allein, im Frühdienst, in 8,5 Stunden
Da wird der Einsatz gedankt. Der Teamgeist betont. Da darf man sich einen Tag aussuchen, den man für den eingesprungenen Dienst frei bekommt.
Aber bitte nur einen Tag, der wenig Aufwand für den AG bedeutet. Einen wo "Puffer" sind. Wo man vorerst keinen Dienst suchen müsste.
So Tage wie z.B. den 30. Februar.
Oder Tage die auf R enden.
Oder Tage an denen bei Vollmond der Mars im Aszendent "Wertschätzung" steht.

Findet man dann mal einen Tag, bedeutet das noch lange nicht, dass man ihn auch wirklich Frei hat.
Ausfallen wird bestimmt jemand.
Und wen fragt man da? Genau, die Mitarbeiter:innen die Frei haben.
Erste Wahl sind jene, die da eigentlich hätten arbeiten müssen, aber aufgrund Einspringens nun eig zuhause hätten bleiben dürfen. Und man ist in dem Fall irgendwie immer...
...die letzte Chance, den Dienst überhaupt noch zu besetzen. Wenn nicht, dann müssen die Anderen leider unterbesetzt arbeiten. "Danke".

Man hält die #Pflege seit Jahren mit einem Gelaber am Leben, dass alle professionellen #Pflegefachpersonen nur noch fremdbeschämt sind.
Applaus gabs.
Lavendel.
Gesichtscreme.
Stollen.
Plätzchen.
Und drölftrilliarden Mal "DaNkE".

Es steht zu befürchten, dass diese "Wertschätzung" mit der #Impfung gegen SarsCoV2 auch verschwinden wird.
Ich glaube ja, dass dies die häufigste Nebenwirkung des #Impfstoff sein wird.
Es wird dann weitergemacht wie zuvor.
Weiter mit Symbolpolitik, Scheinreformen, Deprofessionalisierung der Pflege, das Aussitzen von Forderungen bzgl Verbesserung der Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt. Man wird sagen: "WIR haben es GEMEINSAM geschafft."
Nein. IHR habt es dann GEMEINSAM geschafft. IHR Entscheuderïnnen. Ganz alleine.

Ihr habt es geschafft einen ganzen Beruf während eines Jahres so zu demütigen, dass sich jedes erneute "Danke" wie eine Ohrfeige anfühlt.

Dafür möchte ich mich nun auch bedanken.
#DankeFürNichts

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26 Dec 20
Wenn eine #Pflegedienstleitung einen Brief an die Belegschaft schreibt, in dem wortwörtlich steht, dass man mal überlegen solle, ob man evtl freie Tage oder Urlaub nicht benötigt und evtl arbeiten könnte sowie noch "Ideen zur Unterstützung" hat, dann steht die Uhr auf 10 nach 12.
Übersetzt heißt das:
Wir haben selbst keine Ideen mehr. Helft uns bitte. Wir sind am Ende.

Es ist ein verzweifelter Hilferuf und ein Appell an etwas, was ihnen, den Entscheidern vor Ort, seit langem verloren gegangen ist. Teamgeist. Respekt. Anstand.
Es wird Zeit, dass wir über die Rhetorik reden. Jene die uns vergiftet hat.

Teamgeist ist so ein Begriff. Mit ihm lobt und tadelt man gleichsam.
Hat man ihn, wird man gelobt. Es wird erwartet, dass man ihn behält.
Hat man ihn nicht oder nicht so wie gewünscht, wird man gerügt.
Read 11 tweets
8 Nov 20
Ich bin müde.

Wir gehen allen unseren Berufen nach.
Wir auf der Intensivstation. Auf den Normalstationen, dem OP, der Anästhesie, der Psychiatrie, in den Kinderkliniken, dem Labor und den vielen anderen Bereichen eines Klinikums.
Wir sind, wenn man es mit etwas Pathos sagen möchte, die letzte Instanz vor der Ewigkeit.
Und das stimmt wirklich.

Covid-Patienten sind einsam.
Sie sehen wochenlang kein bekanntes Gesicht.
Sie sehen eigentlich gar kein Gesicht.
Sie sehen nur vermummte Menschen.
Sie sehen nur Augen.
Augen die durch Schutzbrillen gucken.

Covid-Patienten sind einsam.
Und sie sterben einsam.
Das Letzte was sie in ihrem Leben sehen sind vermummte Menschen.
Und Augen die durch Schutzbrillen gucken.
Read 13 tweets
28 Sep 20
Wenn ich von #Selbstverständlichkeitsberuf rede, dann meine ich das nicht positiv. Ich meine damit die unsäglich gleichgültige und verachtende Haltung der Menschen. Zu erwarten, das IMMER jemand da ist und nach ihren Vorstellungen funktioniert.

Ein Gedanken-Thread.
Die Care-Berufe sind so Selbstverständlichkeitsberufe. Es interessieren niemanden die Arbeitsbedingungen einer Pflegefachkraft, deren Bezahlung und deren Leben. Es interessiert sich auch niemand dafür wie sie ausgebildet wird. Ob studiert oder mindestens 3-jährig ausgebildet.
Pflege soll nicht klagen oder gar fordern. Andere hätten es auch schwer. Und überhaupt, man hats ja vorher gewusst. Und es sich selbst ausgesucht. Wenn man mal positiv reden würde, würden auch viel mehr Leute den Beruf ergreifen - und sich ausbeuten lassen. #twitternwierueddel
Read 14 tweets
21 Jun 20
Sehr geehrter Herr Maskenbeschaffungsminister @jensspahn . Die Berufskranken- und altenpflege, die Rettungsdienste, Physiotherapeuten und Hebammen, die Ärzte haben den Eindruck, dass Sie sehr wenig Einsatz zeigen beim Kampf gegen das Ausbluten dieser Berufe.

Ein Thread.
Ist das nun eigentlich dieses "danach", was man bis heute als Synonym für angebliche Gesprächsbereitschaft eingesetzt hat? Ist das dieses "systemrelevant" welches man klatschend im Plenarsaal des Bundestags feierte? Ist das diese "Anerkennung", die politisch ausgeschlachtet [...]
[...] und bis zur Peinlichkeit gefleddert wurde? Oder ist es einfach ein: "Wir sind Politiker. Wir müssen so reden, damit ihr glaubt wir würden euch ernst nehmen, denn sonst hättet ihr ja keinen Bock gehabt, die ganzen Demütigungen zu ertragen, die wir vorbereitet hatten, [...]
Read 10 tweets
19 Jun 20
Hey @ndr
Ihr kommt in mein Nachtgebet - nicht. Pflege braucht keine Spenden.
Pflege braucht keine Almosen.
Pflege braucht keine Gönner.

Pflege braucht Aufmerksamkeit.
Pflege braucht Debatte.
Pflege braucht Sichtbarkeit.

Ein Thread.
Ich komme mir gerade vor wie ein Bettelmann. Arm und ohne einen Job, der mein täglich Brot sichert. Ihr müsst vor lauter Dankbarkeit, oder sei es Mitleid, für uns sammeln. Ist das nicht peinlich? Die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen wird nun offiziell zum Spendenfall.
Es bescheinigt uns eins. Wir waren nie systemrelevant. Wir werden es nur sein, wenn Ihr uns bitternötig braucht.
Wären wir es, müsstet Ihr nicht sammeln. Wären wir es, könnten viele von dem Gehalt leben, das sie in einer Vollzeitstelle verdienen.
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