Im #Twitterlehrerzimmer wird viel aneinander vorbeigeredet, weil Kolleg:innen aus völlig verschiedenen Perspektiven auf #Schule schauen.
Visionäre versus Pragmatiker
⬇️Thread 1/16
A: DIE VISIONÄRE
Perspektive: „Das Schulsystem“™️ habe sich selbst überlebt.
Man müsste es mit neuem Mindset, agil und out of the box völlig neu denken. Traditioneller Unterricht, oft objektiv messbar Zeitverschwendung, gehöre mit Projekten, Kollaboration... revolutioniert 2/16
Der Visionär brennt für die Kultur der Digitalität, implementiert die 4K, diskutiert Best Practice auf Clubhouse, vernetzt sich auf Barcamps und teilt aktiv Impulse und Materialien in bunter und mitreißender Form.
Sinnstiftendes, nachhaltiges Lernen ist ihnen wichtig. 3/16
B: DIE PRAGMATIKER
... wollen den S:uS erst einmal erstklassigen Unterricht bieten.
Natürlich lassen sie sich auch online inspirieren, wissen aber, dass bewährte Methodik und ihre solide Ausbildung in erster Linie die Grundlage funktionierender Lernprozesse bilden. 4/16
„Das Schulsystem“™️, mit vollen Lehrplänen, engen Zeitrastern, Helikopter-Eltern und ständig neuen Vorgaben, spielen Pragmatiker wie ein in die Jahre gekommenes Instrument, dessen Abnutzungserscheinungen man kennt.
Fachkenntnis und Pädagogik sind ihnen wichtig. 5/16
(Man merkt bereits: Ich überspitze schamlos und greife tief in die Klischee-Kiste.
Die wenigsten würden sich glasklar A oder B zuordnen.
Sicher fallen euch aber Gesichter ein, die als Bild neben A oder B im Lexikon stehen könnten) 6/16
AUFEINANDERTREFFEN
Im #TWLZ verdrehen Pragmatiker und Visionäre erst einmal die Augen🙄:
7/16
B: Welche garantiert alltagsuntaugliche Wundermedizin preisen die Digital-Apologeten des Elfenbeinturms heute wieder an...?🙄
A: Klammern sich die Traditionalisten wohl noch an handgeschriebene Barock-Analysen, bis Deutschland auch den letzten PISA-Platz erreicht hat...?🙄 8/16
Handgemenge.
Es fehlt der Common Ground, weil beide Fraktionen völlig unterschiedliche Probleme lösen wollen:
9/16
Die VISIONÄRE sehen das große Ganze in Gefahr.
„Die Schulsysteme“™️ in D/A/CH sind träge, nutzen Methoden, die vor 60 Jahren die Besten waren, aber längst nicht mehr sind.
Wir sehen im Schneckentempo zu, wie unsere Bildungsleistung im int. Vergleich abfällt. 10/16
Die PRAGMATIKER sehen das große Ganze in Gefahr.
Immer mehr S:uS zeigen keine Anstrengungsbereitschaft, Ministerien fordern mehr und mehr, die Zahl abgehobener, aggressiver Eltern wächst.
Wir sehen im Schneckentempo zu, wie unsere Gesellschaft kippt. 11/16
COMMON GROUND
Ein maximal billiger Kunstgriff, zugestanden.
Das Fazit also lauwarmes Blabla, „irgendwie sind doch alle wichtig und eigentlich wollen wird doch dasselbe...“?
Nein, ganz konkret:
12/16
Gruppe A wird von B oft als realitätsfremd und abgehoben wahrgenommen – viel Konzept-Blabla, Fachliches und die Menschen kaum im Blick.
Ich behaupte, das ist nicht so.
Nur weil Scrum und Etherpads in einem Blog-Artikel im Fordergrund stehen, ist der Rest nicht unwichtig. 13/16
Gruppe B wird von A oft als altbacken und fortschrittsfeindlich wahrgenommen – viel Goethe-Dünkel, wenig flexibel.
Ich behaupte, das ist nicht so.
Nur weil Pragmatiker zuerst den absurd fordernden Job sehr gut meistern wollen, sind sie keine Fortschrittsbremsen. 14/16
Beide Zugeständnisse von A und B sind unverzichtbar.
Ohne sie werden Visionäre keine neuen Konzepte in die Breite tragen können.
Ohne sie werden Pragmatiker über Kurz oder Lang vom reinen Alltagsgeschäft zu den Komplettverweigerern geschliffen, die sie selbst nicht mögen. 15/16
Abschließend doch blumiges Blabla:
Es ist wichtig, dass einige Lehrer:innen stärker den (digitalen) Wandel entwickeln, andere stärker die aktuelle, alltägliche Schule tragen.
Im optimalen Fall greifen beide Hände produktiv ineinander, um Schulentwicklung zu gestalten 😬 16/16
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Was sollen eigentlich immer diese Fakenews auf Schul-Homepages, durch #Latein-Unterricht würden einem Spanisch/Französisch/Italienisch plötzlich in den Schoß fallen? 🤨
Das konnte (trotz mehrfacher Versuche) noch keine Studie belegen 🤷🏼♂️ #TWLZ
Noch schlimmer die Behauptung, man würde durch #Latein spürbar besser in Mathe, weil Latein ja viel logischer aufgebaut sei als andere Sprachen.
Das ist 1. falsch und 2. will ich die Studie sehen, die das valide nachweisen kann 🤨
Werbung für Schulfächer in allen Ehren, aber ich finde es unredlich, unbelegte Bauchgefühle als Fakten darzustellen.
Ich werbe ja auch nicht für Geschichte, indem ich den Schüler:innen erzähle, dadurch würden sie besser in Chemie und Religion 🤷🏼♂️
Führt die Öffnung von Unterricht in die komplette Beliebigkeit?
Bedeutet zB digitales, asynchrones, individualisiertes, projektartiges, #zeitgemäßesLernen anstatt Frontalbelehrung einen Verlust von Struktur?
Ein #Thread ahd. meines aktuellen Unterrichts ⬇️ #TWLZ 1/23
I BEISPIEL
Bei meinem Q2 Deutsch-LK steht gerade Rhetorik/Redeanalyse auf dem Programm.
Zurzeit kein zentrales Thema fürs NRW-Abi, aber Reden kommen oft in der schriftlichen Prüfung dran.
Aufbau, Redekonstellation, -situation und -strategien sollte man analysieren können. 2/23
II KANON
Ich habe Sek2-Deutschbücher aus drei Jahrzehnten da. Die Rhetorik-Reihe ist grob immer dieselbe:
▫️eine antike Rede (zB Cicero)
▫️eine Nazi-Rede (zB die Sportpalastrede oder Hitler an die HJ)
▫️eine aktuelle Rede (zB von Weizsäcker oder Merkel) 3/23
Erst einmal: In Deutschland sind digitale Kompetenzen SEHR heterogen verteilt:
Etwa 30% alle iPhone-Nutzer*innen haben keine einzige App installiert. Sie wissen nicht wie das geht, wollen nicht, dass ihr Smartphone noch komplexer wird oder haben Angst etwas falsch zu machen 2/25
Da digitale Kompetenzen in der Lehrer*innenbildung meistens (!) randständig bis gar nicht vorkommen, sind sie unter Lehrer*innen SEHR verschieden ausgeprägt, da meistens eigeninitiativ und in Eigenregie erarbeitet.