Thread by @keypousttchi

Hätte ein SMS-Warnsystem bei der #Hochwasserkatastrophe Menschenleben retten können? Ein Thread 🧵 /1

Ich habe 2013 angefangen, statt wissenschaftlichen Vorträgen vor allem öffentliche Keynotes zu halten.
Und die allererste war bei einer #Hochwasser-Spendengala in Deggendorf. Jeder, der seitdem etwas zu „Megatrend #Digitalisierung“ von mir gehört hat... /2

...kennt 3 Beispiele für die einschneidenden (positiven) Veränderungen des Lebens durch das #Handy.
Das 3.+wichtigste ist immer das Tsunami-Warnsystem in Indonesien 🇮🇩 gewesen, eingerichtet nach der Flutkatastrophe 2004, nachdem 230.000 Menschen ihr Leben verloren hatten. /3

Mein Text dazu lautet bis heute: „Das Handy kann in Sekunden tausende Menschenleben retten.“
Und zwar ohne technischen Schnickschnack oder jahrelangen Aufbau idiotisch komplizierter System – wenn man etwas Ahnung von der #Digitalisierung hat. /4

Es erreicht weit mehr Menschen als das #Radio – aber die UKW-Frequenzen wollen wir ja auch bald abschalten. (Eine idiotische Idee, aber lassen wir das.)
Wie funktioniert ein SMS-Warnsystem technisch und was muß man dafür tun? /5

Technisch nahezu nichts, es ist nämlich seit zwei Jahrzehnten schon da.
Haben Sie schonmal eine #SMS bekommen, wenn sie Ihr Handy am Flughafen wieder eingeschaltet haben, mit Tarifinformationen über das Netz, in dem Sie jetzt sind?
Das geht auch bei einer #Flutkatastrophe. /6

Das kann jedes GSM-basierte #Mobilfunknetz weltweit, der Dienst heißt „SMS Cell Broadcast“: Wenn Sie eine Zelle betreten oder sich in ihr aufhalten, bekommen sie eine SMS. /7

SMS #CellBroadcast ist ein ortsbasierter Dienst ohne Ortung des Nutzers – einfach durch Ausnutzung der technischen Eigenschaften des Mobilfunknetzes, das ja auf Zellen basiert.
(Was da 👇 auf dem Frühstückstisch liegt, ist mein M-Commerce Lehrbuch von 2003.) /8

Dazu muß man allerdings die Technik kennen, auf der ein Mobilfunknetz basiert. Und von der haben 99% der Leute, die in 🇩🇪 über #Digitalisierung reden, nicht den Hauch einer Ahnung. Wie von vielem anderen – und dann wundern sich alle, daß zu dem Thema soviel Mist passiert. /9

Natürlich haben die SMSC und Signalisierungskanäle der Netze (darüber laufen SMS) nicht die Kapazität, 80 Mio. SMS gleichzeitig zu verschicken. Aber erstens: für ein Eifeldorf reicht es allemal, bevor dort die Menschen ertrinken. Und zweitens kann man Kapazitäten ausbauen. /10

Genau das wollen die Mobilfunkanbieter aber nicht, denn das kostet Geld und bringt keins. Und alles soll über Ortung, Apps und ähnliche anfällige Dinge im Datennetz #4G #5G geregelt werden. /11

Daß es in einem Land wie 🇩🇪 bei einer solchen #Hochwasserkatastrophe kein SMS-Warnsystem gibt, liegt nicht daran, daß das schwierig wäre. Sondern daran, daß Politik und Behörden auf Notfälle nicht mehr vorbereiten – und keine Ahnung von #Digitalisierung haben. Nicht nur die. /12

Wenn Sie wissen wollen, was noch alles schief läuft bei der Digitalisierung in 🇩🇪🇪🇺 – und wie wir mit #Apple, #Google, #Facebook, #Amazon wieder auf Augenhöhe kommen:
Ich freue mich auf Sie als neue Leser für #DieVerblendeteRepublik 🙂 /13eof
amzn.to/2V19NZE

Korrektur zu /10: SMS CB wird nicht über die SMSC, sondern über (weitgehend identische, aber) dedizierte CBC versendet.
Sie stellt wie SMS Point-to-Point eine DTAP SS7-Nachricht dar, aber ohne weiteres Protokoll (und daher mit dramatisch geringerer Netzlast als Standard-SMS).