Das ist ein bisschen blödes Timing, weil es im Vorfeld der #btw21 natürlich noch viel zu kommentieren gäbe.
Aber da ich nach 11 Monaten Twitter-Alarm nicht mehr hoffe, dass noch vor der Wahl allen klar wird, wie wichtig diese ist, arbeite ich jetzt an einem anderen Projekt ...
... und werde deswegen ab jetzt weniger Zeit auf Twitter verbringen (müssen). Es regt mich einfach zu sehr auf.
Nicht Twitter an sich, ich habe hier in den vergangen Monaten viel gelernt, viele großartige Menschen kennengelernt und Unterstützung erfahren, auch emotional.
Ich freue mich, wie viele Leute es gibt, die dieses Schlamassel durchblicken, an Lösungen arbeiten & großartige journalistische Arbeit machen.
Aber es ist einfach unfassbar, wie viele falsche Informationen & Narrative zur Klimakrise verbreitet werden, auch von Journalist:innen.
Wir haben zu wenig Zeit, um da weiterhin einfach mit richtigen Informationen & Darstellungen gegenzuhalten.
Wenn wir keinen Diskurs darüber führen, dass & warum die Darstellung der Klimakrise so verzerrt ist (Lobby, Verdrängung, False Balance, fehlendes Faktenwissen ...),
wenn wir uns scheuen, klar auszusprechen, wenn - auch geschätzte - Kolleg:innen & eigentlich großartige Journalist:innen in Bezug auf die #Klimakrise einfach Quatsch erzählen - dann wird der Bewusstseinswandel nicht schnell genug kommen.
Da können so viele Kolleg:innen das richtige Schreiben und so oft auf die wissenschaftlichen Fakten verweisen, wie sie wollen. Solange sie in der gesamtmedialen Darstellung wie eine - vermeintlich radikale - Position erscheinen, wird Politik sich für den Mittelweg entscheiden.
Und dieser Mittelweg gefährdet unsere Lebensgrundlagen.
Ich bin nicht nur als Journalistin entsetzt, sondern auch als Mensch. Es ist auch meine Zukunft, die heute in diversen Kommentaren zum #IPCC#ClimateReport schon wieder in den Wind gehauen wird.
Bis vor knapp einem Jahr hatte ich so viele Pläne & Träume. Ich muss einsehen, das viele davon unrealistisch sind, vieles schon verloren ist & meine Zukunft anders aussieht, als ich das immer dachte. (Wer mir das bisher nicht geglaubt hat, lese den IPCC-Bericht bitte selbst.)
Aber ich werde es mir nicht nehmen lassen, dafür zu kämpfen, dass die Kinder meiner Freund:innen und möglichst viele Menschen auf dieser Welt zumindest eine CHANCE auf eine halbwegs lebenswerte Zukunft haben.
Die kommende Bundesregierung ist die letzte, die evtl. noch dafür sorgen kann, dass wir auf einen 1,5-Grad-Pfad kommen. Und keine Partei hat einen ausreichenden Plan dafür.
Dass das so ist, bestätigt u.a. der #IPCCReport, warum das so ist, kann z.B. @W_Lucht sehr anschaulich erklären (aber wohl auch jede:r andere @sciforfuture). Warum uns das interessieren sollte, erklären u.a. @dtl2050 und das Leak des 2. Teil des #IPCCReport.
All das versuche u.a. ich seit Anfang des Jahres zu erklären und dass das nicht ganz klar die Baseline der Wahlberichterstattung ist, macht mich ehrlich gesagt vollkommen ratlos. Zumal es auch genug Journalist:innen gibt, die das wissen, ohne dass ich es erklären muss.
Und alle anderen Politikjournalist:innen, die mir folgen hätten spätestens seit Anfang Februar Zeit gehabt, das selbst nachzurecherchieren:
Vielleicht bin hier gerade unfair, vielleicht sollte ich das nicht schreiben, vielleicht sehe ich vor allem all das, was noch schlecht läuft. Aber ich bin gerade so wütend, enttäuscht und auch fassungslos. Und ich werde jetzt versuchen, diese Energie für was Positives zu nutzen.
Es ist längst nicht alles verloren, aber es ist auch nichts annährend normal & okay. 1,5 Grad sind physikalisch laut #IPCC noch möglich (Einordnung dazu demnächst), aber die Wahrscheinlichkeit, die zu erreichen, ist beim jetzigen Apathie- & Informationslevel verschwindend gering.
Veränderung ist möglich, aber sie wird nur geschehen, wenn genug Menschen sie einfordern und machen. Dafür braucht es jeden und jede von euch. Danke an alle, die in den vergangenen Monaten dazugekommen sind. Ihr seid so unendlich wichtig, ihr ahnt es gar nicht <3
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1) Ich habe heute viele wirklich gute Stücke gelesen. Danke an alle Kolleg:innen, die hier einen großartigen und wichtigen Job machen.
Das ist KEINE Kritik an eurer Arbeit. Absolut nicht.
2) Aus der Arbeit im Newsroom weiß ich: Klima ist oft nicht der Klick-Bringer. (Die Verdrängung ist CRAZY, ich rede hier immer wieder davon.) Und Homepage-Manager:innen sind unter Rechtfertigungsdruck, wenn sie Stücke oben halten, die nicht performen.
Selbst nach der #Hochwasserkatastrophe scheint es den allermeisten Redaktionen völlig egal zu sein, dass die kommende Bundesregierung die letzte sein wird, die evtl. noch dafür sorgen kann, dass Deutschland auf einen 1,5-Grad-Pfad kommt. vice.com/de/article/pkb…
Und das obwohl wir schon heute in einer Welt mit etwa 1,2 Grad Erderhitzung dramatische Entwicklungen sehen, die selbst Klimawissenschaftler:innen überraschen - und erschrecken:
.@DIEZEIT hat diese Woche den Politik-Teil freigeräumt, um die Spitzenpolitiker:innen der großen Parteien vor der #btw21 zu ihrer Klimapolitik zu befragen.
Das hat mich wirklich gefreut. (Auch wenn es selbstverständlich sein sollte.)
Aber ich habe ein paar brennende Fragen ...
Warum wird im Einleitungstext für die Interviewreihe nicht erklärt, welche entscheidende Bedeutung die #btw21 für die Erreichung der Klimaziele hat? Die kommende Regierung ist die letzte, die evtl. noch ausreichende Maßnahmen einleiten kann, um auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen.
Das ließe sich anhand der Zahlen, die oben auf der Seite abgedruckt sind, schnell & anschaulich erklären: Was ist & was bedeutet das CO2-Budget?
Wenn wir nicht so schnell wie möglich die Emissionen drastisch senken, ist das sehr bald verspielt: mcc-berlin.net/forschung/co2-…
Beispiel gefällig, wie wir mit der medialen Darstellung der #Klimakrise die Risikoeinschätzung der Expert:innen verzerren? Heute @SZ.
Am Montag wurde die “Klimawirkungs- und Risikoanalyse” von 25 Bundesbehörden, die mit den Folgen des Klimawandels zu schaffen haben, vorgestellt.
@MBauchmueller hat dazu einen guten & eindrücklichen Text geschrieben, er gehört zu dem Kolleg:innen, die seit Jahren & Jahrzehnten vor den Krisen & den Entwicklungen warnen, in denen wir jetzt stecken. sueddeutsche.de/politik/klimak…
Sagen wir es mal direkt: Die aktuelle Situation ist extrem besorgniserregend & die Zukunftsaussichten noch sehr viel alarmierender.
Also dachte ich, ich schaue mal, wie die Titelseite der @SZ am Tag nach der Vorstellung der Studie aussah.
Ok, bin gerade cheesy drauf & ich weiß, ich bin noch in ner Wohlfühl-Bubble: Aber wisst ihr, was mir immer wieder Hoffnung & gute Laune gibt?
Dass mir hier mittlerweile 10.000 Leute folgen & viele davon klug, konstruktiv, freundlich diskutierten & gemein an Lösungen arbeiten.
Dass ich hier Solidarität & Unterstützung erlebe & beobachte, wie ich sie mir gesellschaftlich wünschen würde, in den Umbrüchen & Krisen, die kommen werden. Und wie ich sie auch in anderen Bereichen beobachte, etwa Sexismus, Rassismus, Ableismus, die sich immer mehr verbinden.
Und dass das - entgegen aller Klischées - lange nicht nur weiße, urbane Akademiker:innen sind, die sich einbringen & interessieren. Im Gegenteil. Sondern die unterschiedlichsten Leute & Alter - schließlich sind alle von den Krisen betroffen.
Sich mit der #Klimakrise auseinanderzusetzen ist hart, auf sehr vielen Ebenen. Aber es ist auch ein wertvoller Prozess. Persönlich & gesellschaftlich.
Was mir in den letzten Wochen geholfen hat, war u.a. das Buch von @besal & @RaphaelThelen.
Es beschreibt sehr gut, wo wir stehen, erkundet, wie es gesellschaftlich dazu kommen konnte & wie wir von jetzt an weitermachen können. Und das auf sehr andere, persönlichere Art als vieles, was ich bisher gelesen habe.
Raphael & Theresa stellen sich ihrer eigenen Verdrängung, ihren Gefühlen & nehmen uns nicht nur mit auf eine Reise durch die Welt, sondern auch durch ihre eigene emotionale Entwicklung.