Gleich noch was. Die freien Kapazitäten auf en Intensivstationen ist eine Augenauswischerei, ein Potemkinsches Dorf. Eine Intensivstation wird vielfach im Anschluss an eine OP gebraucht, oder muss sicherheitshalber vorgehalten werden. Insofern sind auch "freie" Betten belegt:
Um X riskante OPs durchzuführen, brauche ich z.B. 0,3*X freie Intensivbetten, weil was passieren kann oder ICU dazugehört. Zusätzlich brauche ich "freie" Intensivbetten, weil jederzeit auf der Südosttangente was passieren kann oder ein Patient mit Herzrhythmusstörungen reinkommen
kann. Covid-19 Neuninfektionen in dem derzeitigen Ausmaß erzeugen zumindest hunderte ICU-Aufenthalte in den nächsten Wochen=

1) Menschen, die drohen zu ersticken oder kardiovaskulär dekompensieren (Covid-19 Patienten)
2) Kollateralschäden: Menschen, deren Behandlung verschoben
werden muss, die dadurch verlängert Schmerzen oder Todesangst haben oder deren Zustand sich durch Verzögerung tatsächlich verschlechtert
3) Ständige Anspannung beim Personal, bloß nicht noch ein Notfall, bloß kein Unfall mit fünf Intensivpflichtigen.
Und da reden wir noch gar nicht von den Verdrängungseffekten auf der Normalstation, denn der Anteil der täglich 10.000, die dort landen ist noch viel höher.

Es ist also zynisch, so zu tun, als wär eh alles in Ordnung solange noch angeblich "freie" Intensivbetten da sind.

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6 Nov
Mal eine kurze Einschätzung der beschlossenen Maßnahmen. Thread.

1) Zunächst scheint völlig das Bewusstsein zu fehlen, was es bedeutet, wenn wir mehrere Tage hintereinander 10.000 + Neuinfektionen haben. Von denen werden eine Woche später etliche in den Spitälern landen und die
Regelversorgung massiv gefährden. Und die heute positiv Getesteten stellen ja das Infektionsgeschehen von vor einer Woche dar!

2) Auch wenn der Aufwärtstrend abflacht, ist das, was unter anderem 26.10/1.11. und paar Grad weniger uns jetzt beschert haben nur ein Vorgeschmack.
3) Das contact tracing ist bei solchen Zahlen überfordert und kann Infektionsketten nicht mehr unterbrechen.

4) Es scheint auch nach wie vor nicht verstanden worden zu sein, was die jüngsten Studien bedeuten. Der Schutz vor Infektion/Transmission nimmt schon paar Monate nach
Read 8 tweets
9 Sep
Warum der derzeitige Indikator Prozent #Intensivbelegung der falsche ist. Thread

1) Viele Lags: Infektion>Inkubation>Symptomenbeginn>Verschlechterung>KH>ICU dauert 14 Tage und länger, und dann noch 7 Tage >10%. Dann braucht es nochmal, bis neue Maßnahmen greifen
2) Die Dynamik bleibt unberücksichtigt. Es kommt ja drauf an, wie schnell sich die Lage verschlechtert

3) 10,15,20% sind im Ernstfall rasch überschritten, es sind ja nur jeweils 100 Betten, also 11 pro Million EW!

4) #LongCovid bleibt unberücksichtigt
Hinzu kommt, dass die geplanten Maßnahmen zu geringe Wirkung haben, wenn wir rasch von 10 auf 20 steigen. Wir laufen dann der Entwicklung wie letzten Herbst hinterher.
Read 5 tweets
29 Jun
Was bedeutet #B16172 #delta für uns? Einige Anmerkungen
1) Bei einem R0 von 7-8 ist die Schwelle der Populationsimmunität bereits bei rund 86-88%

2) Zudem können oder wollen viele gar nicht geimpft werden, und einige sprechen auf die Impfung nicht an
3) Hinzu kommt, dass delta teilweise den Impfschutz durchbricht, also symptomatische, wenn auch mildere Erkrankung erzeugt. Mehr Geimpfte als bei #alpha #b117 sind Überträger

4) Die Impfung wirkt umso schlechter, je älter man ist (Immunseneszenz).
5) Es steht nicht annähernd genug Impfstoff für die Welt zur Verfügung. Covid-19 wird somit dort noch viele Tote fordern und über Jahre eingeschleppt werden können und mutieren.

Fazit
1) Nur maximale Impfanstrengungen werden den Herbst/Winter erträglich machen
Read 6 tweets
17 Mar
Why the current adverse effects concerning #AstraZeneca are problematic for the fight against the #pandemic (thread):

For the ones not familiar with these rather complicated medical facts, an introduction first:
We need to distinguish between the thromboembolism due to
deep vein thrombosis (DVT) issue and the cerebral venous sinus thrombosis (CVST) WITH thrombocytopenia issue.

In an observed vs expected analysis, the former does not seem to be out of the ordinary. But the CVST plus thrombocytopenia is, as one case is to be expected in the
roughly 1.6 mio vaccinated in Germany and seven cases have been observed (actually, six CVST and one patient with primarily cerebral hemorrhage).
It is important to note that the matter at hand is CVST plus thrombocytopenia, as the pathomechanism is completely different
Read 11 tweets
16 Mar
Zur Entscheidung, #AstraZeneca nicht zu verimpfen, ein update: Das deutsche Paul-Ehrlich Institut stützt sich NICHT auf die berichteten Thrombembolien, sondern auf das mögliche "gehäufte" Auftreten einer seltenen Störung, Sinusvenenthrombose in Kombination mit Thrombozytopenie.
Eine Sinusvenenthrombose mit Thrombozytopenie ist normalerweise eine Komplikation einer seltenen Nebenwirkung bei Heparingabe (HIT II). Hierbei kommt es zur Bildung von Antikörpern gegen Thrombozyten. Bei der Impfung wird kein Heparin verabreicht, es ist somit der noch seltenere
Fall einer nicht durch Heparin verursachten HIT II mit Komplikation Sinusvenenthrombose. Die"Häufung" umfasst wohl eine handvoll Fälle, die deshalb auffallen, weil das Syndrom ohne Heparin extrem selten ist.
tandfonline.com/doi/abs/10.310…
Read 5 tweets
3 Jan
Warum ist das Verzögern der zweiten Dosis der #Impfung gegen #SARS_CoV_2 , um mehr Personen impfen zu können, ein Spiel mit dem Feuer? Thread

1/11
Zunächst ein kurzer Exkurs: Warum gibt man meist zwei oder mehr Impfdosen? Weil bei allen Impfstoffen ohne vermehrungsfähiges Virus der Körper sich nur kurz mit dem Antigen auseinandersetzt (es wird ja nicht nachproduziert). Die Immunantwort ist unreif.

2/11
Eine zweite Dosis hat folgende Effekte:
1)Die Antikörper werden durch sogenannte somatische Hypermutation für das Antigen optimiert. Sie haften besser an ihm und dadurch funktioniert die Neutralisierung und die Aktivierung anderer Immunsystembestandteile besser

3/11
Read 11 tweets

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