Alles in diesem Text ist richtig (soweit ich das beurteilen kann) & natürlich kann es nicht unsere Aufgabe sein, klimapolitische Maßnahmen immer zu bejubeln. So jedoch werden sie vor allem zerredet, das Verständnis für die (erwiesenermaßen) notwendigen Maßnahmen wird geschmälert.
Hier fehlen zwei wichtige Dimensionen:
1. Das Ziel ist nicht "Klimaneutralität bis 2050, weil die EU das will", sondern das Ziel ist es, unser aller Lebensgrundlagen zu schützen. Gebäude zu dämmen ist ein unsexy aber extrem notwendiger Teil davon.
Klimaschutz ist also keine Last, wie es oft erscheint, sondern dringend nötig & zum Wohle aller. Das sollte man einmal so einordnen. (Dann würde sich auch das Framing erübrigen, Klimaschutz sei teuer. Fragt doch mal die Menschen im Ahrteil wie teuer kein Klimaschutz werden kann.)
2. Alle Herausforderungen und Probleme sind real, darauf hinzuweisen ist wichtiger Teil unseres Jobs. Aber die Frage ist jetzt ja: Und wie lösen wir das jetzt? Sowohl sozial gerecht als auch technisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich.
Initiativen nur zu kritisieren, so berechtigt die Kritik auch sein mag, bremst deren Um- und Durchsetzung. Wenn wir uns gesellschaftlich einig sind, dass wir die Lebensgrundlagen erhalten wollen, brauchen wir aber nicht weniger Tempo, sondern mehr.
Über eine konstruktive & kontextualisierte Berichterstattung könnte Journalismus von Bremser zum Treiber in politischen Debatten werden. Indem wir den Fokus vom Problem zur Lösung verlagern & uns so unnötige Debatten ersparen, ob das denn überhaupt alles so geht. Denn: Es muss.
Die Frage ist nur: Wie?
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Vielleicht werden wir unsere Zukunft einfach vergeigen, weil einem Großteil der Journalist:innen und Politiker:innen gar nicht klar war, wie ernst die Lage ist.
Und weil sie denen, die es ihnen gesagt haben, nicht zuhören wollten 🤷♀️
Meine Güte, ist das deprimierend. Gerade weil das Problem ja lösbar wäre. Oder: ist.
Auch die Wissenschaft müsse ihre Rolle überdenken, sagt Myriam Rapior von @BUNDjugend auf dem Panel zur Kommunikation von Klimaforschung und bekommt dafür - im Vergleich zu anderen Beiträgen - schon fast tosenden Applaus.
In der Zukunftskommission Landwirtschaft sei oft sie es gewesen, die wissenschaftliche Fakten einbringen musste und die Wissenschaftler:innen aufforderte, eben mit diesen Fakten zu widersprechen, wenn Politiker:innen nachweislich schädliche Entscheidungen treffen wollten.
Wie kann das sein?
Noch immer empfinden es viele Forscher:innen als ihre Rolle, Fakten vor allem zusammenzutragen. Sie dann auch entsprechend verständlich zu kommunizieren und zu verteidigen, gilt vielen als politisch – und damit als nicht schicklich.
Die einen nennen das Ergebnis der #COP26 "historisch", andere bezeichneten die Verhandlungen von vornherein als BlahBlah.
Wie kann es sein, dass Beobachter:innen & Beteiligte zu so unterschiedlichen Einschätzungen kommen?
Und: Wer hat recht?
Die zunächst paradox anmutende Antwort: Beide.
Es kommt auf die Perspektive an.
(Wohl die allermeisten Expert:innen haben eh einen differenzierten Blick, betonen aber - je nach Strategie oder Weltsicht - eine der beiden Seiten.)
Die Perspektive der einen: Nach Jahrzehnten von Verhandlungen ist es tatsächlich ein Fortschritt, nicht mehr auf 4 Grad Erderhitzung oder mehr zuzusteuern, sondern „nur noch“ auf 2,4 Grad.
Gegenfrage: Ist Corona-Berichterstattung Aktivismus?
Waren die Journalist:innen von @zeitonline aktivistisch, als sie zu Beginn der Pandemie eine Erklärung der damals für uns neuen AHA-Regeln auf ihrer Homepage fest eingebettet hatten?
Offensichtlich mit der Absicht, ihre Leser:innen aufzuklären und so im Idealfall auch Verhalten zu beeinflussen und zur Eindämmung des Virus beizutragen?
Late to the party, aber ich habe mir noch mal das Klima-Herbst-Programm des @mdrde angeschaut & muss sagen: Ich bin echt ganz schön beeindruckt.
Ich habe jetzt noch nicht alle Inhalte gesehen, aber hier ein paar Punkte, die ich bemerkenswert finde ... mdr.de/presse/fernseh…
- Mit dem Themenschwerpunkt gehen strukturelle Veränderungen einher.
- Der MDR schafft neue Formate, verstärkt Klima aber auch in bestehenden.
- Sie arbeiten mit etablierten Expert:innen, stärken aber auch die Expertise im Haus.
- Sie versuchen gesellschaftl. Dialog zu fördern.
- Sie brechen das vermeintlich abstrakte, globale Thema auf Entwicklungen vor der Haustür runter & machen sie so greifbar und verständlich.
- Sie zeigen Lösungsansätze aus der Region.
Um genauer zu beurteilen, wie gut das gelingt, müsste ich jetzt noch mehr Beiträge anschauen.
Mein Thread, in dem ich erkläre, warum Angela Merkel meiner Meinung nach das Ausmaß der #Klimakrise nicht komplett verstanden haben kann, war mein bisher meist kritisierter.
Tut mir Leid, kann man anders sehen, aber nach ihrer Rede bei der #COP26 bleibe ich da eindeutig dabei.
Wer verstanden hat, wie tief wir in der Scheiße stecken und welche Auswirkungen das für schon heute lebende Generationen hat – längst nicht "nur" für die Jungen –, wenn wir nicht massiv gegensteuern und Regierungen endlich effektiv handeln.
Und wer sich dann in seiner letzten großen Rede, in der er nichts, aber auch gar nichts mehr zu verlieren hat, hinstellt und völlig ungerührt komplett unzureichende Maßnahmen bewirbt – dafür muss man schon sehr, sehr abgebrüht sein.