Laut @welt haben für @Karl_Lauterbach #Coronaleugner „jedes Maß und Ziel verloren.“ Beim Maß stimmen wir sicher überein. Ziele kann ich durchaus erkennen, auch wenn ich sie nicht teile.
Was mir bei diesem Satz aber fehlt und warum er mir aufstößt, ist die fehlende Reflexion
darüber, dass die Bundespolitik bei den Maßnahmen selbst Maß und Ziel verloren hat. Mit Kanonen zu schießen mag in einer Pandemie durchaus auch an einigen Stellen Sinn machen. Aber spätestens mit dem Beschluss Inzidenz-unabhängiger (!) #2G Maßnahmen gestern wird eine weitere
#RoteLinie überschritten.
Ich weiß, @OlafScholz hat sie längst abgeschafft, aber Rote Linien unterscheiden uns eben von stereotypen Bananenrepubliken. #Inzidenzunabhängig 2G Einzuführen ist besonders daher absurd, da die Inzidenz als Maßstab eigentlich ohnehin abgeschafft sein
sollte (ob man das jetzt gut oder nicht gut findet) und
zeigt nur, dass alles was derzeit so beschlossen wird, nicht mal überdauert bis die Tinte auf dem Papier getrocknet ist. Und das nicht, weil sich die Situation so schnell ändert, sondern weil es immer noch keine Strategie
gibt, die hinaus geht über schreiend im Kreis rennen und irgendwie
reagieren, wenn irgendetwas passiert.
Ohne Zieldefinition, was mit den Maßnahmen eigentlich erreicht werden soll, kann keine evidenzbasierte und zielgerichtete Politik gemacht werden, die dem Virus einen Schritt
voraus sein sollte. Es kann auch kein adäquates Monitoring statt finden. Ohne Ziel laufen wir immer hinterher.
Und damit wären wir beim zweiten, noch absurderen Punkt Lauterbachs Aussage - dass Coronaleugner jedes Ziel verloren hätten: vielleicht ist es gut für die Gesellschaft,
wenn QD und Co. zumindest genauso planlos agieren, wie die Bundesregierung. Organisierte Gewalt möchte ich mit in diesem Kontext lieber nicht vorstellen.

Aber für die Bundesregierung ist
„kein Plan“ ein Armutszeugnis.

Auch interessant an dem Interview ist folgender Satz (!B): Außerdem ist eine Impfpflic...
Warum? Erstens, weil wir weder wissen, ob #Omicron für kommende Varianten immunisiert, noch ob #Impfungen das tun. Wenn überhaupt, kann die vor wenigen Tagen veröffentliche Studie mit genau 4 (!) auswertbaren Omicronfällen hypothesengenerierend sein, aber ganz bestimmt nicht
politisch wegweisend. Ich halte die Überinterpretation von wissenschaftlichen Daten auf politischer Bühne für sehr zweifelhaft. Ob die Pandemie mit Omicron endet oder nicht, ist unter Umständen sogar - nicht nur, aber auch - eine politische Frage.
Dazu kommt weitere (und nur so kann man es bezeichnen, sorry!) #Panikmache: Wenn Aussagen wie „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass viele derjenigen, die sie überstehen, mitunter ihr Leben lang leiden werden.“ durch einen Gesundheitsminister getroffen werden, frage ich mich,
woher er den Anspruch nimmt, sauberer zu kommunizieren, als die die er kritisiert. Niemand (!) kann ohne eine entsprechende Beobachtungszeit extrapolieren, ob und wie lange post-virale Symptome nach #COVID Erkrankung anhalten. Es könnte so sein, aber es ist mitnichten irgendetwas
wissenschaftlich bewiesen.
Wie könnte es auch?

Fazit: ich möchte mal wieder in die Tischplatte beißen!

Ich halte #Lauterbach weiterhin für eine Fehlbesetzung des Amtes, der mE. gerade jetzt gut daran täte, seine Interpretation von Wissenschaft nicht andauernd mit Politik
zu vermischen, weil aus meiner Sicht nicht klar wird, als was er gerade spricht: als Minister mit einem Beraterstab aus Personen, die in den letzten Jahrzehnten praktische wissenschaftliche Arbeit geleistet haben oder die Privatperson Lauterbach, die in seiner Freizeit Studien
auf dem Wissensstand eines Politikers interpretiert, der schon seit Jahrzehnten nicht mehr medizinisch tätig ist und der seine (durchaus herausragende) Expertise auf dem Gebiet der Gesundheitsökonomie hat.

welt.de/politik/deutsc…

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More from @F_I_Briest

11 Jan
Ich bin keine Politikwissenschaftlerin und möglicherweise sehe ich das alles aus einer oberflächlich-naiven Sicht, aber kann es sein, dass sich rechte und linke Narrative in dieser Pandemie umgekehrt haben?

Linke
- fordern einen harten Staat
- gewichten Sicherheit höher als
Freiheit
- stellen den Schutz von Kindern in den Vordergrund, ein Narrativ der sonst massiv von Rechten gespielt wird
- rufen zu Denunzierung auf
- lassen sich freiwillig überwachen und es gibt keinen Aufschrei wenn die Polizei auf Nachverfolgungsdaten zugreift
- Bildung und
Partizipation vor allem nicht-privilegierter Menschen wird geopfert
- Einschränkung von Mobilität wird hin genommen
- Homeoffice zu Bedingungen, die Gewerkschaften früher niemals akzeptiert hätten, läuft seit zwei Jahren ohne Kritik an den Bedingungen
- Meinungspluralismus wird
Read 7 tweets
8 Jan
Etwas in eigener Sache:

Ich bin in den letzten Tagen dazu übergegangen, die Kommentarfunktion zu meinen Tweets vermehrt auszustellen.
Ich äußere mich kritisch zu Pandemiethemen, aber ich stehe dahinter, dass wir (derzeit) Pandemiebekämpfungsmassnahmen brauchen, dass Impfungen
schützen und dass Medizin und Maßnahmen auf wissenschaftlicher Evidenz aufgebaut sein müssen.
Wenn ich einzelne Maßnahmen oder Personen kritisiere, oder auch für eine Impfpflicht eintrete, bedeutet das nicht, dass ich mich auf „irgendeine Seite“ schlage und deshalb irgendwelche
vermuteten Positionen „gleich mit“ vertrete.
Ich versuche, in meinen Aussagen meine Kritikpunkte sehr genau zu differenzieren und möchte nicht von einer generellen Position vereinnahmt werden.

Wenn dann aber unter meinen Posts wahlweise harte Coronaleugnerkommentare oder
Read 5 tweets
5 Jan
Ich mag nicht mehr über den politisch-gesellschaftlichen Umgang mit Covid diskutieren. Ich habe das Gefühl, seit 22 Monaten tauschen wir trotz medizinischem Fortschritt, trotz viel mehr Wissen, trotz Impfung, Masken, Tests exakt die gleichen Argumente aus. Nur immer mehr in einen
autoritären politischen Bereich verschoben & mit zunehmend Tabubrüchen auf beiden Seiten, manche so heftig, dass man
dazu gar nichts Adhäquates erwidern kann (und will), das über „ernsthaft?“ hinaus geht.

Es ist frustrierend, dass valide Argumente und Strategien als
„unsagbar“ geframt werden, anstatt sie inhaltlich in einer respektvollen Diskussion zu erörtern.

Und während sich die Faschos radikalisieren, weil man sie lässt,
Read 20 tweets
21 Dec 21
Deutschland hat weltweit den zweithöchsten Stringenzindex bei #Covid_19 #Massnahmen.

👉 Heute möchten der Bund und die Länder diese noch weiter verschärfen. Ein Rant ⬇️⬇️⬇️

Ein Lockdown wird kommen
▶️ Obwohl zumindest Zweifel angebracht sind, ob eine hohe Zahl an Omicronfällen
tatsächlich eine hohe Hospitalisierungsrate nach sich zieht.
▶️ Obwohl die Infektionszahlen offenbar auch in UK ähnlich schnell wieder fallen wie in Südafrika.
▶️ Obwohl Gamma als Variante sich trotz Lockdown durchsetzen wird.
▶️ Obwohl die Impfungen weiter gut gegen schwere
Verläufe schützen.
▶️ Obwohl die Pandemie 2 Jahre andauert und die Politik ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat, um die Behandlungskapazitäten für Notfallsitationen zu erhöhen.

👉 Was misst der Index und was will der Bund verschärfen?

Er misst in einem Punktesystem
Read 15 tweets
20 Dec 21
Ich glaube übrigens auch, dass #Omicron das Potential hat die kritische Infrastruktur in diesem Land lahm zu legen. Dabei wird (unabhängig von der Schwere der Erkrankungen) vor allem unsere aktuelle Quarantänepolitik eine entscheidende Rolle spielen: Wenn jede Kontaktperson,
unabhängig vom Impfstatus, mindestens 5 Tage mit Freitesten in Quarantäne muss, weil man eine Ausbreitung verhindern will, würde das bei einer derart ansteckenden Variante (wie es sich derzeit abzeichnet) nur eine Frage der Zeit.
Das kann man jetzt blöd finden, aber dann müsste
man abwägen, welcher Schaden großer ist: überlastete Kliniken durch viele Ansteckungen und damit verbundene Immunisierung oder überlastete Kliniken durch quarantänisiertes Personal und ein Aufschieben der Immunisierung bis zur nächsten (noch fitteren Variante).
Read 4 tweets
18 Dec 21
#Myokarditis und andere Entzündungen an Herz geblieben sind als Nebenwirkungen für mRNA #Impfstoffe gegen #COVID19 geschrieben. Eine neue Studie aus Dänemark hat sich die Häufigkeit nun in einer kontrollierten Studie auf Bevölkerungsebene angeschaut.

Thread ⬇️⬇️⬇️
👉 Wie wurde vorgegangen?

Auf Grundlage der (außerordentlich gut geführten) Gesundheitsdatenbanken Dänemark wurde der Impfstatus aller über 12 jährigen DänInnen erhoben und anhand von Laboruntersuchungen bei Hospitalisierungen festgestellte erhöhte Troponinwerte erfasst, was ein
Marker für Entzündungen am Herzen ist. Außerdem wurden Myokarditis und Perikarditis als Hospitalisierungsdiagnosen erhoben. Es wurden also (bei Geimpften und Ungeimpften) nur Fälle erhoben, die mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden waren. Gemischte Impfschemata und Impfungen
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