Was mir ernsthaft Sorgen macht: Wie nonchalant sich eine zunehmende Zahl deutscher Intellektueller bei den Narrativen aus der rechten Verschwörungsecke bedient, obwohl sie dort nie hingehörten. Sind #Corona und #Russland Schuld? Einige Beispiele im Thread:
Philosoph R.D. #Precht (Autor wirklich lesenswerter Werke) nahm schon im vergangenen Jahr #Impfgegner in Schutz. Nun hat er mit dem Soziologen @HaraldWelzer das Erscheinen eines Buches angekündigt, in dem sie von der „Selbstgleichschaltung“ der Massenmedien fabulieren...
...ein Begriff, der sonst nur im Zusammenhang mit der NS-Diktatur und dem vorauseilendem Gehorsam der Medien im Dritten Reich gebraucht wird. tagesspiegel.de/gesellschaft/m…
#Welzer stellte unlängst schon seinen Stolz auf die deutsche Vergangenheitsbewältigung zur Schau, als er ausgerechnet am 8. Mai bei @AnneWillTalk meinte, den ukrainischen Botschafter @MelnykAndrij unter Verweis auf die „deutsche Kriegserfahrung“ belehren zu müssen,...
... wie sich die einem Vernichtungskrieg ausgesetzte #Ukraine gegenüber #Russland zu verhalten hätte. Sowohl #Precht als auch #Welzer haben den offenen Brief mit unterzeichnet, der deutsche Waffenlieferungen an die #Ukraine ablehnt. zeit.de/2022/27/ukrain…
Auch wenn die Unterzeichnenden mit einer gefährlichen Gleichsetzung von Tätern und Opfern operieren sowie eine problematische Mischung aus Naivität und Anmaßung offenbaren, hat der Brief an sich nichts mit rechten Verschwörungserzählungen zu tun. Aber:
Auch der einst und gerade in Corona-Zeiten so brillante @RangaYogeshwar beklagt nun, es gebe in deutschen Medien „eine Kriegstreiberei in übertriebener Form“ und eine Unausgewogenheit in den Talkshows, die sogar „juristisch zu hinterfragen“ sei. mdr.de/nachrichten/po…
Ganz abgesehen davon, dass der Wissenschaftsjournalist den US-Einmarsch im #Irak ernsthaft mit dem russischen Angriffskrieg gegen die #Ukraine auf eine Stufe stellt (#Whataboutism ), findet sich also auch bei Yogeshwar das Raunen, unbequeme Erzählungen würden unterdrückt.
Auch der verlässlich in Talkshows auftretende Politikwissenschaftler @JohannesVarwick behauptete in der FAZ, Talkshows würden die Breite der Debatte nicht abbilden. Überhaupt sei eine "rationale Diskussion" über den Krieg gegen die #Ukraine unmöglich,...
...womit er dem gern von den Briefeschreibern kolportierten Narrativ Nahrung gab, der eigene Standpunkt sei der "rationale", die Befürworter von #Waffenliferungen würden einem von Emotionen getriebenen Moralismus unterliegen.
Was aber ist "irrational" an dem Pro-Waffenlieferungs-Argument, #Putin werde erst dann die Zerstörung/Vernichtung der #Ukraine stoppen und verhandeln, wenn er militärisch nicht weiterkommt?
Ein letzter Punkt: Dass es bei ihrer eigenen Haltung mit jener der #AfD in Sachen #Russland und #Putin nennenswerte Schnittmengen gibt, merken einige prominente Intellektuelle entweder nicht oder sie haben kein Problem damit:
Übereinstimmungen gibt es u.a. in diesen Punkten: a) Keine Waffenlieferungen b) #Putin nicht in die Ecke treiben c) Schicksal der #Ukraine ist zweitrangig ggü der Sehnsucht nach Waffenstillstand d) #NATO trägt angeblich Mitschuld am Krieg e) Orientierung an deutschen "Interessen"
Wie die Beispiele zeigen, lässt sich mit der Selbsternennung zum "Widerstandskämpfer" gegen einen angeblich gleichförmigen "Mainstream" ganz wunderbar die Bekanntheit steigern oder überhaupt erst Karriere machen. Aber ist der Preis nicht ein bisschen hoch?
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An alle, die uns ‚Schwere-Waffen-für-die-Ukraine-Befürworter‘ gern als „Kriegstreiber“ bezeichnen, hier ein österlicher Thread (Ostermarschierer gern mitlesen!): 1) #Putin führt keinen begrenzten Krieg gegen die #Ukraine ...
... sondern einen auf Auslöschung von Bevölkerung und Nation zielenden Vernichtungskrieg. Nur eine Niederlage oder ernste Schwächung auf dem Schlachtfeld wird ihn (leider) an den Verhandlungstisch bringen. #Ostermärsche#Waffenlieferungen
2) Der jahrelange Versuch, auf #Russland in jeglicher Hinsicht Rücksicht zu nehmen, ist kolossal gescheitert (Bsp.: Verhinderung Beitritt der Ukraine zur #NATO seit 2008; geringe Konsequenzen nach Annexion #Krim u Krieg im #Donbass ; ...
Ich halte das Narrativ, das die Bundesregierung jetzt mit Blick auf #Afghanistan zu platzieren sucht, für irreführend - wenn nicht gar gefährlich: Der Versuch "eine Staatsform zu exportieren", sei gescheitert, sagt AM @HeikoMaas - ähnlich drückt es VM @akk aus. Aber:
Hat der Westen das denn wirklich je ernsthaft versucht? 1) Die USA hatten an "nation building" bis mindestens 2009 nie wirklich ein Interesse (und sagten das auch so). Zusätzlich lenkte der (falsche) Krieg im Irak von Afghanistan 2003 ab.
2) Jenseits der großen Petersberg-Konferenz in Bonn Ende 2001 (ohne #Taliban - vermutlich ein Fehler) und weiterer Afghanistan-Konferenzen: Wieviel Kraft hat Deutschland wirklich auf Demokratie-Aufbau verwendet?
Weil es wirklich haarscharf war, hier nochmal ein Thread zur fast gescheiteren Evakuierung der deutschen Botschaft in #Kabul - und der Rolle des Auswärtigen Amts und von @HeikoMaas
Am Freitag wartete man in der deutschen Botschaft nach unseren Recherchen auf grünes Licht aus Berlin zur Evakuierung - vergeblich: Dabei begannen nebenan die britischen Kollegen bereits mit der Räumung ihrer Vertretung. #Afghanistan
Auch der Samstag verging, ohne dass Evakuierung veranlasst wurde. Dabei war man vor Ort an dem Tag schon zur Einschätzung gelangt, dass ein Transfer mit Fahrzeugen zum Flughafen nicht mehr zu verantworten sei.
Im neuen Mandat der #Bundeswehr für #Afghanistan (Evakuierung) wird die Rede von einigen hundert Soldaten sein - erfahren wir von Teilnehmern der Unterrichtung mit Kanzlerin Merkel (AFP berichtete zuerst)
Das heißt nicht, dass so viele deutsche Soldatinnen und Soldaten einfliegen werden
"Operationsfenster" soll (nach Absprache mit USA) bis 31. August geöffnet sein, könnte sich aber auch früher schließen. Wenn USA Flughafen #Kabul nicht absichern, geht da auch für die Bundeswehr nichts mehr