Dies sind falsche Behauptungen zu #Inflation und #Geldpolitik, @TheoKoll, den ich meist sehr schätze für seine Berichterstattung. Hinweis: der größte Teil vieler Nahrungsmittel besteht aus Energie (Dünger, Ernte, Transport),auch keine Dienstleistung kommt ohne Energie aus. Ein🧵
Die Behauptung, die #EZB könne durch eine restriktive Geldpolitik nun die #Inflation reduzieren, impliziert, dass die EZB eine so starke Rezession verursachen muss, dass letztlich Erträge und vor allem Löhne der Beschäftigten in Deutschland massiv fallen. 2/4
Aber auch eine wirtschaftliche #Depression jetzt wird die hohe #Inflation für 2022 und 2023 nicht merklich reduzieren können, denn: 1. Der allergrößte Teil der Inflation ist importiert, so dass Löhne ins Bodenlose fallen müssten, die Arbeitslosigkeit stark ansteigen müsste … 3/4
2. Die realen #Löhne fallen schon jetzt stark, ohne merklich etwas an der hohen Inflation ändern zu können.
Ergo, die beste Option: die #EZB kann durch deutliche Zinserhöhungen ein starkes Signal setzen um Erwartungen verankern, ohne die kommende #Rezession weiter zu verstärken.
Die Finanzpolitik kann die Geldpolitik darin unterstützen, indem sie durch Strom- und Gaspreisbremse die #Inflation etwas reduzieren hilft und eine tiefere Rezession verhindert. Finanzpolitik und Geldpolitik müssen daher enger miteinander koordiniert werden.
PS. Auf die Kritik hin hat die Redaktion von Kontext mich kontaktiert; wir hatten ein sehr offenes und konstruktives Gespräch. Genau so sollte der öffentliche Diskurs sein. Hier der volle Beitrag zu #Inflation, der viele gute Elemente enthält: @TheoKoll
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Weder Finanz- noch Geldpolitik können die durch den Krieg importierte #Inflation verhindern. Ich halte es für falsch, der Geldpolitik aber nicht der Finanzpolitik eine (Mit-)Verantwortung für die hohe Inflation zu geben. 1/3
Aber die Politik, lieber @c_lindner, kann die Last sozial & ökonomisch klug verteilen. Und ja, eine Strom-/Gaspreisbremse reduziert die Inflation für Unternehmen und Bürger*innen merklich (genauso wie die ersten beiden Entlastungspakete dies zum Teil getan haben). 2/3
Insofern kann eine „expansive“ Finanzpolitik den Preisanstieg/Inflation begrenzen. Und eine expansive Finanzpolitik jetzt ist essentiell um eine tiefe Rezession zu verhindern, einen Beitrag zur wirt. Erholung und damit zu einer schnelleren Rückkehr zur Preisstabilität zu leisten.
1. Die heutige Krise und #Inflation in Deutschland und Europa sind aus mehreren Gründen (ua Rolle der Gewerkschaften, Instrumente der Geldpolitik, Energieintensität) nicht mit denen der 1970er Jahre vergleichbar.
Diese Grafik illustriert das überzeugend:
2. Es gibt keine Lohn-Preis-Spirale oder eine Entankerung der #Inflationserwartungen. Ja, das Handeln der EZB jetzt ist richtig um die Erwartungen weiterhin zu verankern, nicht aber um die Inflation auf absehbare Zeit merklich reduzieren zu können.
HT
Wir sehen eine dramatische Verschlechterung für die Wirtschaft in 🇩🇪 und Europa. Die neuen Prognosen (hier @ecb und @kielinstitute) sind ernüchternd und weisen auf eine anhaltende Rezession (für D) und eine nur schleppende Erholung hin.
Ein 🧵 mit den mMn wichtigsten Fakten:
Die deutsche Wirtschaft dürfte nun für 3-4 Quartale und für das gesamte Jahr 2023 schrumpfen. Die Wirtschaft der Eurozone ist auch hart getroffen, aber nicht so stark.
Drei der Gründe: höhere Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten, Exporten und globalen Lieferketten.
Die wirklich schlechte Neuigkeit ist jedoch eine andere: die wirt. Erholung dürfte 2024 (und möglicherweise auch darüber hinaus) sehr schleppend sein, da Energiepreise auf absehbare Zeit hoch bleiben werden und der Wirtschaft eine riesige strukturelle #Transformation bevorsteht.
Ich verstehe die Kritik an den Aussagen von Wirtschaftsminister #Habeck zu #Insolvenzen nicht, denn sie sind zutreffend. Zwei Beispiele, bei denen Unternehmen nicht produzieren können, ohne zwingend insolvent zu werden: 🧵
1. Manche Hotels werden im Winter schließen müssen, weil Kunden ausbleiben (viele Menschen werden weniger reisen, da sie höhere Kosten für ihre Grundversorgung haben) und die Kosten massiv steigen (Beispiel Energie). Temporäre Schließungen sind in der Branche nicht ungewöhnlich.
2. Wenn es zu einer #Gasknappheit kommt, dann werden eine Reihe von energieintensiven Unternehmen gezwungen werden, ihre Produktion einzustellen. Dies wird der Staat nur machen können, wenn er die Unternehmen ausreichend kompensiert, so dass diese in Zukunft wieder öffnen können.
Das dritte #Entlastungspaket enthält gute Elemente, ist aber unausgegoren, verteilt Gelder zu sehr per Gießkannenprinzip und ignoriert den #Klimaschutz.
Meine Einschätzung im Thread:
Positiv:
⁃Die Stärke des Entlastungspakets liegt in der Erhöhung der Leistungen für die verletzlichsten Menschen. Die Wohngeldreform, die Anpassungen beim #Bürgergeld, die Erhöhung des Kindergeldes und die Ausweitung der Midijob Grenze sind gute, zielgenaue Elemente.
⁃Die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (Kredithilfen, Kurzarbeitergeld, Strompreisbremse, Umsatzsteuerreduktion Gastronomie) ist gut.
Die #Entlastungspaket|e jetzt in der #Energiekrise sind ca. zehnmal kleiner als in der #Corona Pandemie. Diese Diskrepanz ist in Deutschland größer als in vielen anderen europäischen Ländern.
Kein Grund: es kann nicht an den #Schulden des Staats liegen, denn Deutschland steht gut und besser da als die meisten anderen. Und: der deutsche Staat profitiert stark von der #Inflation durch höhere Steuereinnahmen und hoch negative Realzinsen.
Das Argument mancher in der #Ampel, dem Staat fehle das Geld, ist falsch.
Das Argument, die #Energiekrise sei keine ausreichende #Notlage um die #Schuldenbremse 2023 auszusetzen, ist — höflich gesagt — zynisch. Für viele ist diese Krise wirtschaftlich genauso schmerzvoll.