#LongCovid wird zu einer gesellschaftlichen Herausforderung mit unabsehbaren Kosten. Für den Betroffenen aber ist die Diagnose je nach Schwere eine existenzielle Gefahr.

Schon jetzt ist klar, dass die Langzeitfolgen der #Corona-Infektionen die Gesellschaft in den…

#COVID19
kommenden Jahren mehrere hundert Milliarden Euro kosten werden, in den USA rechnet man inzwischen sogar im Billionen-Bereich. Die meisten überstehen eine Covid-Infektion ohne Folgen, doch bei zehn bis 20 Prozent der Erkrankten machen sich langfristige Komplikationen bemerkbar und
mit jeder neuen Infektion erhöht sich die Gefahr bleibender Schäden. Die Heiligendammer Chefärztin und Long-Covid-Expertin Jördis Frommhold ging schon im Januar von bis zu zwei Millionen Fällen aus. Die Masse belastet die Gesellschaft, doch für jeden einzelnen ist das ein
Schicksalsschlag – mit teilweise unabsehbaren Konsequenzen. In Schweden, das seine Bevölkerung lange nahezu ungeschützt dem Virus ausgesetzt hat, sprechen Studien davon, dass unfassbare 14 Prozent aller Einwohner und Einwohnerinnen an Long Covid erkrankt sind, auch ein Jahr nach
der Infektion! Genauso ergeht es immer noch der Podcasterin Visa Vie (35). Vie fasste kürzlich ihren Status nach 365 Tagen zusammen: „Mindestens drei unheilbare Folgekrankheiten, ca. 80 Krankenhaus/Arztbesuche, ca. 1500 Tabletten. 365 Tage lang 24 Stunden so fühlen, als würde man
gerade eine schwere Grippe kriegen, hätte sie gerade hinter sich oder einen miesen Kater“. Viele Betroffene dürften dauerhaft unfähig sein, ein normales Leben zu führen, es gibt zahllose Geschichten, in denen junge, gesunde Menschen zum Pflegefall wurden, die Dunkelziffer mit
leichten bis mittelschweren Erkrankungen, die bislang nicht gemeldet sind, dürfte ungleich höher sein. Und: „Das Gesundheitswesen ist nicht auf die Behandlung und Beratung dieser Patienten und Patientinnen vorbereitet“, sagt Fachärztin Frommhold, Gründerin des ersten Long Covid
Instituts. Vielen dürften die Konsequenzen der Diagnose Long Covid noch nicht bewusst sein. Führerschein, Berufsunfähigkeit, Lebensversicherung – plötzlich steht alles auf dem Spiel. Beispiel Fahrerlaubnis: Viele Lon-Covid-Patienten und -Patientinnen müssten zumindest vorerst
eigentlich ihren Führerschein ruhen lassen. Denn ein Teil der „Verordnung über die Zulassung für Personen im Nahverkehr“ liest sich wie eine Beschreibungsliste für Personen, die unter den Langzeitfolgen einer Corona-Infektion leiden: Schwindel und Sehstörungen, Brain Fog
(Gehirnnebel), Herz- und Gefäßkrankheiten, Müdigkeitssymptone (Fatigue) bis zum schweren MECFS, schwere Depressionen, Demenz, Beeinträchtigung der Gehirntätigkeit und so weiter. Manche Probleme müsste ein Facharzt oder -ärztin begutachten, teilweise schließen die Diagnosen eine
Fahrtüchtigkeit sogar aus. Wer es vertuscht, macht das auf eigene Gefahr. Den Erkrankten sollte das Risiko klar sein: „Steuert eine fahruntaugliche Person dennoch ein Kraftfahrzeug, macht sie sich strafbar und muss für mögliche Schäden selbst aufkommen. Bei einem Unfall muss mit
strafrechtlichen und versicherungsrechtlichen Konsequenzen gerechnet werden“, schreibt das Informationsportal „Betanet“. Für Piloten und Pilotinnen oder Lkw- beziehungsweise Taxi-Fahrer und -Fahrerinnen kann das zur existenziellen Frage werden.  Schon jetzt klagen australische
Luftfahrtunternehmen über Pilotenmangel, auch weil einige wegen Corona auf dem Boden bleiben müssen. Bei Berufskraftfahrern und -fahrerinnen ist aber auch der Arbeitgeber haftbar – wusste er von Langzeitfolgen und kommt es zu einem Schaden dadurch, könnte er sich strafbar machen,
im schlimmsten Fall droht sogar Gefängnis und der Verlust des Versicherungsschutzes, wie die Kanzlei Haas und Kollegen betont. Thema Berufsunfähigkeit: Viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zahlen seit Jahren einen Beitrag in eine Versicherung, um für den Fall der Fälle
gewappnet zu sein. Doch wer durch Long Covid berufsunfähig wird, dem drohen Abschläge. Sieben Versicherer, die rund 15 Prozent der Verträge abdecken, wollen sich bei Pandemie-bedingten Fällen Spielraum herausnehmen, berichtete eine Studie von PremiumCircle. Dabei ist die Gefahr
der Berufsunfähigkeit nicht nur für Kraftfahrer und Kraftfahrerinnen real: Nichtmal die Hälfte aller Long-Covid-Patienten und -Patientinnen, die vor der Infektion voll arbeiteten, schafften es Vollzeit in den regulären Beruf zurück. Thema Lebensversicherung: An die Verträge
können die Versicherer nicht ran, doch der Abschluss einer Lebensversicherung als Altersvorsorge wird je nach Symptomatik unmöglich. Long Covid – was nun? Die Betroffenen und ihre Angehörigen werden neben der oft schweren Krankheit mit vielen weiteren Problemen konfrontiert.

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