Thread by @LolnopeeSchnuck

Katharina die Große hatte Siedler_innen aus Gebieten, die danach Deutschland wurden, in ländliche rumänische und ungarische Gebiete geladen.

Ich habe das nicht studiert, nur ab und zu etwas gelesen, um besser zu verstehen.

(Cn Rassismus im ganzen Thread, Slurs bekommen ***)

Das hört sich zunächst nach einem Gastarbeiter-Deal an - hatte aber ein völlig gegengesetztes Machtgefälle.
Ihnen gehörten die Höfe, das Land, "die Ungarn hatten ja nix und konnten nix, die waren faul und unzuverlässig" (Quote meine Großeltern)

Die Dörfer diskriminierten sich gegenseitig heftigst nach Religion (evangelisch/katholisch, die Anderen mied man, kam es mal zu einer Romeo-und-Julia-Situation, wurden sie schon mal verstoßen) und normalerweise blieb man nur in den Gemeindegrenzen.

Mit Ungarn hatte man möglichst auch nichts zu tun, außer sie stellten eben das niedere Gesinde. Viele Ungarndeutsche sprachen kein Ungarisch. Niemand hatte vor, sich zu integrieren, man war ja *besser*.

Meine Großeltern waren da wohl totale Freigeister, sie kamen aus verschiedenen Dörfern, sprachen besser Ungarisch als Deutsch, arbeiteten u.a. auch in der Stadt, eine Tante war mit einem Ungarn verheiratet!!11 - und hatten trotzdem ihren nationalistischen Dünkel.

Ich hätte die großkotzigen Herrenmenschen auch vertrieben. Natürlich war das für die einzelnen Menschen traumatisch aber they had it coming.

Zuerst flohen sie vorsorglich "freiwillig" und Hitler holte sie ja "heim ins Reich" - dort fielen allerdings die Bomben der Alliierten.

Und, ja, in Ungarn kam es zu grausamer Gewalt gegen die Zurückgebliebenen, u.a. mein Urgroßvater und Großtante, die nach ungarischer Folter bleibende gesundheitliche Schäden behielten und ein paar Jahre später daran starben.

Da könnte man als Geflüchtete Person mit Gewalterfahrung jetzt den Schluss ziehen, dass (staatliche) Gewalt furchtbar ist und Asyl ein Menschenrecht.

Oder es bestärkt dich darin, dass nur Deutsche von Wert sind und die anderen nicht nur faul sondern auch böse sind.

Meine Großeltern (not all Ungarndeutsche!!11) waren nicht nationalistisch drauf, sie waren extrem unpolitisch, hatten die Nase voll vom Leid, konzentrierten sich aufs Wirtschaftswunder und später Kaffeefahrten.

Sie haben auch positiv über Geflüchtete des Kosovokrieges gesprochen. Aber sie sind auch manchmal zu "Vertriebenen"-Veranstaltungen und haben vor lauter "Leuten von zu Hause" den ewiggestrigen Nationalismus nicht gesehen.

(Man nannte das damals "ewiggestrig", heute ist es ja nur noch "heutig".)

Voll sympathisch, Omi und Opa, also, so generell, ja?

Was sie hart traf, als sie nach Deutschland kamen, war der Rassismus der Deutschen :)

Für die Deutschen waren sie Z*******.
Z*******! Sie! Sie waren doch keine dreckigen Z*******!

Meine Großeltern und meine Mutter haben hier sehr lange handfeste rassistische Diskriminierung erfahren. Und das hat sie NULL dafür sensibilisiert, dass Rassismus grausame Scheiße ist, nur, dass sie nicht am falschen Ende davon sein wollen.

Meine Mutter erzählt heute noch weinend von Vorfällen damals, während ich sie in ihrem Mercedes irgendwohin fahre, und wenn ich sage "ja, Z******* hätten diese Behandlung ja verdient, nicht?" hält das "oh" nur ein paar Wochen.

Mein Fazit ist: Omi und Opa waren Omi und Opa, ich habe sie sehr lieb gehabt, aber sie haben komplexe Scheiße (unreflektiert?) reproduziert und meine Mutter, die Studierte, tut dies immer noch.

Das SIND Leute, die unsagbares Trauma erleben mussten.

Die daraus jahrzehnte später aber nur Selbstmitleid ziehen, sich selbst feiern wollen und andere Menschen, die JETZT Gewalt erfuhren und erfahren aus geilem Rassismus heraus Solidarität und Hilfe verweigern wollen.

Fuck you, Erika.

(Diese Vertriebenenveranstaltungen und die Vertriebenenvereine (auch in Ungarn gibt's die) - Leute, die sind so grauslich nationalistisch, ich ginge lieber auf ein Public Viewing als nochmal sowas miterleben zu müssen.)

@threadreaderapp please unroll!