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Mela Eckenfels @Felicea
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Weil ich gerade ohnehin schlechte Laune hab, soll ich etwas über die neue 'Diäten gegen Autismus'-Studie ranten, die ich am WE gelesen habe? Soll ich? Soll ich?
Nun denn. Alleine schon, weil diese Rotz-Studie vermutlich in der Zukunft ins Spiel gebracht werden wird, wenn MAL wieder über Autismus und Diäten diskutiert wird. Wir erinnern uns an dieses Zitat daraus:
Also Schwurbel es Schwurbel can. Spätestens bei "Epsom salt baths" sollte jeder aufhorchen, denn da geht es nicht mehr um eine Diät oder ähnliches, sondern um "Detox".
Das gibt einem zumindest eine Idee davon, dass es den Erschaffern der Studie als plausibel erscheint, dass Autismus durch 'Umweltgifte' entstanden ist.
Die gleichen (Haupt-)Autoren hatten auch bereits 2008 eine Studie zur diätischen Behandlung von Autismus veröffentlicht.
10 Jahre, und nix dazu gelernt. Sie behaupten "Several studies suggest that customized vitamin/mineral supplementation is beneficial for children with ASD." Das ist schlicht Bullshit und das sollten sie auch wissen. Keine Studie mit guter Qualität kam auf das Ergebnis.
Es gibt Metastudien, die die fehlende Qualität belegen. Man muss also schon Cherrypicking betreiben und Metastudien ignorieren, wenn man weiter an der Einstellung festhalten will. Ein paar Sachen hatte ich hier zusammengefasst: diigo.com/o/ce1vbx/GFCF-…
Diese aktuelle Studie hatte drei Gruppen. Darunter zwei Gruppen Autisten, eine, die behandelt wurde, eine die nicht behandelt wurde und eine neurotypische Kontrolle. Und jetzt wird es lustig.
Die Kinder der beiden Autistengruppen wurden randomisiert. Also es gab keine Vorauswahl, wer Behandlung oder keine Behandlung erhält. Die neurotypischen Kinder nicht. Öh. Diagramm der Verteilung der Versuchsteilnehmer. 67 autistische Kinder aufgeteilt in eine Behandlungsgruppe und eine Nichtbehandlungsgruppe. Und 50 nichtautistische Kinder.
Um irgendeine Aussage treffen zu können ob das bei Autismus hilft, hätte ich ja mindestens erwartet, dass nichtautistische Kinder ebenfalls 'behandelt' werden und dann geschaut wird, ob sich bei denen was verändert und wenn ja was.
Der Gruppe der Nichtautisten wurde zu Beginn der Studie Blut abgenommen und dann Morgenurin kontrolliert. Sonst, wenn ich nicht sehr falsch gelesen habe: nüscht.

Öh.
(Wobei ich die Blutabnahme schon kritisch sehe, weil es dafür keine medizinische Notwendigkeit gab.)
Hier nochmal ein hoffentlich funktionierender Link zu meiner Diigo-Kollektion mit Studien zur diätischen Behandlung von Autismus diigo.com/outliner/ce1vb…
Die beiden 'randomisierten' Gruppen umfassten je 27 bzw. 28 autistische Kinder. Das es schwer wäre eine Diätenstudie zu verblinden ist klar, aber es ist nicht unmöglich.
Wenn man wirklich will. Wer mag, kann sich mal die Folge "Basement Tapes" anhören revisionisthistory.com/episodes/20-th… wie das in einer sehr großen ernährungsmedizinischen Studie gemacht wurde. In diesem Fall wurde z.B. auf Personen zurückgegriffen, die in Institutionen lebten.
Das wäre, behaupte ich mal, auch bei autistischen Kindern gegangen, wenn man es wirklich darauf angelegt hätte, solide Daten zu erheben.
So war man aber auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen und es wussten sowohl die Forscher als auch die Eltern wer in der Versuchsgruppe war und wer in der Kontrollgruppe. Die Kontrollgruppe erhielt nämlich keine Placebo-Supplemente, sondern nüscht. Jar nüscht.
Und hier will ich euch folgendes Zitat nicht vorenthalten:
""The Non-treatment group was promised that they would receive all the supplements and diet advice at the end of the study if they made no major changes to any educational interventions for 12 months, which helped minimize the drop-out rate."
Wenn ich mir die Formulierung genau ansehe, dann ziehe ich daraus (und aus dem Rest des Papers) folgenden Schluß:

Sowohl die Forscher, als auch die Eltern BEIDER Gruppen glaubten bereits vor der Studie an die Wirksamkeit der diätischen Behandlung.
Das ist natürlich total unvoreingenommen.

NICHT.
Also die Eltern der Versuchsgruppe fütterten ihre Kinder glücklich mit Nahrungsergänzungsmitteln und eine gluten-, casein und sojafreien Diät, die anderen grummelten, dass sie ein Jahr lang auf diese tollen Dinge verzichten mussten.
Und wie das immer so ist, wenn man WEISS wer behandelt wird und wer nicht, dann kicken alle möglichen Mechanismen ein, mit denen sich unser Hirn so gerne selbst belügt.
Mechanismen, die uns im Normalfall schützen, z.B. davor handlungsunfähig zu werden, die uns aber auch das Weltbild erhalten lassen, das wir bereits haben. Um diese Mechanismen auszutricksen und aussagekräftige Studien zu erhalten, braucht man randomisierte, verblindete Forschung.
Zum Beispiel: Confirmation Bias = wir sehen nur die Faktoren, die den vorgefassten Glauben bestätigen
oder
Sunk cost fallacy = wir wollen uns nicht eingestehen, dass wir Geld und viel Mühe in einer nutzlosen Maßnahme oder einem nutzlosen Produkt versenkt haben & finden es toll.
Wenn also Leuten eingeredet wird, das Zeug ist toll und sie ein Jahr lang ihren Alltag enorm anpassen müssen, um die Supplemente und vor allem die Diät zu implementieren, dann werden davon wie viele vor allem auf die Sachen achten, die sich positiv zu entwickeln scheinen? Richtig
Während die, die sich einer Chance beraubt sehen, sehr wahrscheinlich im gleichen Jahr vor allem die negativen Entwicklungen bemerken.
Solche Studienvorraussetzungen entwirft man WENN MAN DAS ERGEBNIS, DAS MAN HERAUSFINDEN WILL LÄNGST FESTGELEGT HAT.
Als wäre das nicht genug, wird vor Beginn der Studie und während ja noch mein Lieblings-'Diagnose'-Werkzeug genutzt, der ATEC.
Das ist ein Test des pseudowissenschaftlichen "Autism Research Instituts" und dient eigentlich zur Therapiebeobachtung.
Aber selbst für diesen Zweck wird sein Nutzen bezweifelt.
Beispielsweise ist das der Test, den MMS-Anwender nutzen, um sich in einer Woche plötzlich aufgetretenen "Autismus" zu bescheinigen, den sie dann nach MMS-Einnahme umgehend "geheilt" haben.
"There were significantly greater improvements on the total score of the ATEC for the treatment group compared to the non-treatment group ..." Ja, ne. Bei einem Questionair das quasi hauptsächlich von Eltern beobachtete Befindlichkeiten abfragt: BIG SURPRISE.
Und natürlich, um das Sahnehäubchen aufzusetzen, befinden sich unter der verwendeten Literatur auch die Studien meiner Lieblinge aus Ägypten, die quasi ständig 'erfolgreiche' Diät-Studien bei Autismus produzieren. Immer auf Basis von 'Messungen' mit dem ATEC.
Wenn du ein Pet-Theorie hast und sie UN-BE-DINGT bestätigt sehen willst, dann verzichtest du auf verblindete Studien und nutzt den ATEC. Um mal so eine kurze Erfolgsformel für schlechte Autismusstudien aufzustellen.
Noch ein paar Tidbits:
"210. It should be noted that compliance with the healthy HGCSF diet was lower than for the other treatments, so benefit might have been somewhat larger if compliance was higher."

Welch Wunder. Eine komplexe Diät in den Alltag einzubauen ist etwa schwer?
"Healthy HGCSF diet: One parent reported that implementation of the diet in a strict manner resulted in increased aggression towards peers, inability to problem solve, and increased spinning behavior, probably due to frustration in regards to removal of favorite foods."
Das ist exakt, was wir hier auch immer predigen: autistische Kinder haben ohnehin schon starke Ernährungsvorlieben und Abneigungen. Das Nahrungsangebot durch Diäten einzuschränken, ist schlicht Quälerei.
Halten wir fest: mit unter 30 Kindern pro Gruppe eine noch ziemlich kleine Stichprobe. Eine unsinnige neurotypische Kontrollgruppe. Voreingenommene Einstellung. Voreingenommene Auswertung. Und angesichts der bisher fehlenden Evidenz ethisch nicht vertretbar, da auch invasiv.
Bewiesen wurde nur, dass die Forscher fähig sind eine Studie so zu entwerfen, dass sie das gewünschte Ergebnis erhalten.
Irgendwie sind die beiden letzten Tweets im Thread abgekoppelt. Ob das wieder nur ein Twitter-Problem ist? Hier sind sie.
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