Thread by @DanijelMajic

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Ich kann mir jetzt schon ausmalen, wie die morgigen Beiträge in diversen Medien - die von sich selbst glauben, sie würden irgendeine Form „gemäßigter Mitte“ repräsentieren - zur Causa #ReinhardSchlieker aussehen werden.

Das ist so vorhersehbar dumm und langweilig, dass

ich an dieser Stelle lieber mal über eine Sache schreiben will, über die die werten Kollegen wohl nicht schreiben werden, wahrscheinlich noch nie von ihr gehört haben.

Ich habe 2008 bei der @fr angefangen. Die damals wohl bekannteste und meistgelesenste Kolumnistin unseres

Blattes war die geschätzte Kollegin Mely Kiyak. Ich habe damals schon als freier Mitarbeiter mitbekommen, was sie an Unmengen an Hass bis hin zu Bedrohungen aushalten musste.

Damals allerdings betraf dieses Phänomen ja nur eine Frau, eine mit ausländischen Wurzeln zumal. Das war

damals nicht berichtenswert aus der Sicht jener Medien, die morgen mit einiger Sicherheit mal wieder ganz schweres Geschütz (Meinungsfreiheit !!!!) zur Verteidigung von Herrn Schlieker auffahren werden.

Überhaupt wurde „Hass gegen Journalisten“ erst zum Thema, als auch

„echte deutsche Kollegen“ (absichtlich nicht gegendert) plötzlich davon betroffen waren. Mely Kiyak hat darüber bereits vor ein paar Jahren eine eigene Kolumne verfasst - ich finde sie gerade auf die Schnelle nicht, sorry dafür.

Hin oder her...

Kiyak und zahlreiche andere KollegInnen hatten seinerzeit tatsächlich nichts anderes gemacht, als die „Unverschämtheit“ zu besitzen, als „Ausländer“ und Frauen ihre Meinung in einem deutschen Medium kundzutun.

Herr Schlieker hingegen hat @marga_owski öffentlich beleidigt und

herabgewürdigt. Ich weiß, er hat danach „Ich armes Opfer“ geschrien und das reicht Euch in der Regel schon aus, um ihm beizuspringen.

Aber vielleicht überlegt Ihr noch einmal, wer hier tatsächlich Opfer ist, warum Ihr euch so gerne mit priviligierten Akteuren solidarisiert,

und so selten mit KollegInnen, die tatsächlich marginalisierten & diskriminierten Gruppen angehören?

Glaubt Ihr vielleicht in Eurem Innern dann doch, dass Letztere ja irgendwie selbst dran Schuld sind, wenn sie als Frauen, Kanacken, Homosexuelle etc. meinen sich öffentlich

äußern zu müssen? Müssen sie sich dieses Privileg erkaufen, in dem Sie öffentliche Herabsetzungen klaglos hinnehmen - insbesondere wenn sie von (vermeintlichen) Kollegen wie Herrn Schlieker (echter Deutscher) kommen?

Aber gut, wir wissen ja: Wer sich gegen Hass zur Wehr setzt,

ist ja mindestens so schlimm wie derjenige, der den Hass sät. Deshalb macht Ihr ja nie irgendetwas und haltet Euch schön in Eurer bequemen Mitte, wo Ihr nur Position gegen diejenigen bezieht, die Eure Ruhe stören.

Das sind natürlich nicht die Herren #Schlieker und Co.