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Das @RepublikMagazin schreibt über trans Menschen. Der Text ist, bei allem Respekt, kompletter Bullshit. Ich erkläre euch, wo das Problem liegt, Abschnitt für Abschnitt – weil Journis das besser machen können und müssen. THREAD! republik.ch/2019/07/09/ich…
Erster Stolperstein: Caster Semenya. Eine cis Frau, die aufgrund eines erhöhten Testosteronwerts gezwungen wird, ihren Körper zu verändern, weil der Leichtathletikverband Frau-Sein an bestimmte Hormonwerte knüpft. Mehr dazu + warum das rassistisch ist: huckmag.com/perspectives/o…
Im @RepublikMagazin-Artikel benutzt Daniel Strassberg Semenya als Aufhänger für's Thema trans – obwohl sie nicht trans ist, also kein logischer Zusammenhang besteht. Aber: einige (unzitierte) Personen haben sich-als-Frau-fühlen als Argument gebraucht, warum das Urteil falsch ist.
Strassberg blendet die ganze Diskussion um Semenya aus, um dann das Strohmann-Argument "sich-fühlen-als" zu verwerfen. Kein Zusammenhang, but it proves my point, also wird's geschrieben.
Dann eine kurze Begriffsklärung: "Transgender" ist kein Nomen. Das als Nomen zu verwenden, ist eine Form von Othering: Als wären wir trans Menschen komisch, anders, irgendwelche monströsen Dinger. Es gibt trans Frauen und Männer sowie trans Menschen, die keins von beidem sind. Einige Transgender, vor allem diejenigen, die durch die Medien geschleppt werden, begründen ihren Wunsch nach einem operativen Eingriff mit dem Gefühl, eine Frau in einem Männer­körper oder ein Mann in einem Frauen­körper zu sein, ein Gefühl, das sie oft schon seit ihrer Kindheit begleite. Auch war zu lesen, dass Menschen, die sich dunkelhäutig fühlen, künftig das Recht haben sollen, dies in ihren Papieren (...)
Weitere Begriffe, die in die Mülltonne gehören: "Sich als Frau fühlen." Trans Frauen sind Frauen. Punkt. Sie sind auch nicht "im falschen Körper geboren." Mein trans Körper ist richtig, nützlich und hält mich am Leben. Nichts Falsches daran. @infoTGNS tgns.ch/de/medien/medi…
Jetzt ist Strassberg im Artikel aber schon beim nächsten Strohmann: Wenn Geschlecht nur selbst bestimmt werden kann, warum kann mann sich denn die Hautfarbe nicht auch aussuchen? Weil Hautfarbe vererbt ist und mit einer langen Geschichte von Rassismus und Gewalt einhergeht.
Dieser Artikel erklärt den Unterschied ziemlich gut.
mediadiversified.org/2015/06/15/tra… Being transracial is hardly similar to “feeling black”, like Rachel Dolezal claims. It’s not like gender dysphoria either – the politics of race and gender are not interchangeable in this context. Unlike many black Americans, Rachel’s family background does not carry the trauma of slavery and institutionalised racism. Unlike people who really are transracial, Rachel has not been physically torn between two cultures..
Strassberg interessiert sich dafür, wie es sich anfühlt, trans zu sein. Ich weiss nicht, vielleicht könnte er mal mit einer trans Person reden? So, wie Journalistinnen für ihre Stories mit Leuten reden? Dennoch interessiert mich die Frage, was das Gefühl bedeutet, eigentlich im falschen Körper zu leben. Und weshalb man dieses Gefühl für stichhaltiger hält als das Gefühl, eine falsche sexuelle Orientierung zu haben, also zum Beispiel homosexuell zu sein und lieber heterosexuell sein zu wollen. Was hat das alles mit Identität zu tun?
Was Strassberg über de Beauvoir zu sagen hat, versteh ich beim besten Willen nicht. Drum hier ein Zitat von Leslie Feinberg zum Selben, aus TransSisters: The Journal of Transsexual Feminism (1995: 7/1) “We’re in danger of losing what the entire second wave of feminism, what the entire second wave of women’s liberation was built on, and that was ‘Biology is not destiny’. ‘One is not born a woman,’ Simone de Beauvoir said, ‘one becomes one’. Now there’s some place where transsexual women and other women intersect. Biological determinism has been used for centuries as a weapon against women, in order to justify (...)
So weit, so sinnfrei. Jetzt kommt Strassbergs erstes Argument: Plötzlich sind rechtsextreme Ideologien, Hippies und Neoliberalismus dasselbe, weil angeblich biologistisch. Man kann all diese Dinge berechtigt auseinandernehmen. Sie in einen Topf zu werfen, ist verharmlosend. Doch nun ist Schluss mit lustig, es gilt wieder ernst. Eine merkwürdige Koalition aus neoliberaler Ideologie («Du bist, was du sein willst»), Späthippietum («So stimmt das für mich») und Rechts­identitären («Die Schweiz den Schweizern») haben der Ironie den Garaus gemacht und die Identität wieder biologisch fixiert. Allerdings nicht in den sekundären Geschlechts­merkmalen wie einst, sondern im Gehirn – oder in den...
Sache ist aber: Kaum eine trans Organisation verwendet biologistische Argumente. Die meisten trans Menschen sagen: Ich bin wer ich bin, und ich muss das nicht beweisen. Das ist Strassberg egal, er liefert auch keine Quelle für das dritte Strohfrau-Beispiel.
Hier wird ein verfälschtes Bild von Trans aufgebaut und mit möglichst schwachen Argumenten zusammengeschustert, damit der Autor es auch ohne Anstrengung auseinandernehmen kann.
Dabei unterstelle ich Strassberg keine schlechte Absichten. Er will offensichtlich darlegen, warum "eine Frau sein wollen" berechtigt ist, Konversionstherapie aber nicht. Nur ist seine Analyse so gespickt mit problematischen Argumenten, dass sie mehr schadet, als nützt.
Strassberg jongliert mit Konzepten hin und her, die er nicht mal im Ansatz versteht. Er hat keine Ahnung vom aktuellen Diskurs und offensichtlich keinen der Artikel gelesen, die in letzter Zeit zu diesem Thema geschrieben wurden. Die Artikel in diesem Thread wären mal 1 Anfang.
Eine richtig gute Analyse zu Konversionstherapie und trans Sein würde erkennen, dass staatlich verordnete Therapie als Bedingung für medizinische Transition + amtliche Geschlechtsmarkeränderung ebenfalls Konversionstherapie sind. medium.com/@florence.ashl…
Gerade in der Schweiz gibt es hier immer noch gewaltige Missstände. Ein parl. Vorstoss von @QuadrantiR + @anbarrile will Konversionstherapie für Homosexualität abschaffen. Bei trans Menschen wird dieselbe immer noch gesetzlich vorgeschrieben. nzz.ch/schweiz/freiki…
Für @RepublikMagazin und andere Journis: Wir sind keine Ideologie, die man auseinandernehmen kann. Trans als Ideologie darzustellen, ist ein Diskurs, der aus der ganz rechten Ecke kommt.
Unser Leben ist Realität und kümmert sich wenig um das Identitätsgefasel von irgendwelchen Journalisten.
Caster Semenya will einfach rennen. Ein Gericht im Anti-Trans-Wahn drückt ihr ihre realitätsfremden Geschlechtsvorstellungen auf – obwohl sie cis ist.
Wer autoritativ über dieses Thema schreibt, sollte mit dem Diskurs vertraut sein. Sollte wissen, dass Geschlecht wohl der entscheidende Grabenkampf unserer Zeit ist. Vom @RepublikMagazin erwarte ich, dass das klappt. Sonst zahlt Geld an die, die was von der Materie verstehen.
PS: Ich hab tatsächlich keine Ahnung, wo Strassberg mit diesem Text hin will. Bin gespannt auf den zweiten Teil, ich hoffe, er wird besser.
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