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Ein Thread zum Fall #Wächtersbach, weil mir im Berichten darüber (mal wieder) das weit verbreitete Unvermögen auffällt, rassistische Gewalt klar zu benennen. Typische Formulierungen, die seit gestern immer wieder auftauchen:
1. "fremdenfeindliches Motiv": ich kenne den Inhalt des Abschiedsbriefes nicht, den der Täter hinterlassen hat, mag sein, dass er Hass "auf Fremde" o.ä. formuliert hat. Er hat aber auf jemanden geschossen, den er nicht kannte, von dem er nicht wusste, ob er "fremd" im Land ist.
Konkreter: er hätte auch auf meinen Ehemann oder meine Kinder schießen können, wenn die gestern in Wächtersbach gewesen wären. Die sind Deutsch und Schwarz. Das Motiv heißt also Rassismus, nicht Fremdenfeindlichkeit.
Der Begriff "Fremdenfeindlichkeit" übernimmt die Täterperspektive, wonach jemand, der Schwarz ist automatisch "fremd" ist. Formulierungshilfe, um nicht in diese Falle zu tappen, bieten z.B. die @NDMedienmacher in ihrem Glossar: glossar.neuemedienmacher.de/glossar/katego…
2. "Er wurde wegen seiner Hautfarbe angeschossen". Nein. Er wurde angeschossen, weil der Täter rassistisch war. Oder: aus rassistischen Motiven. Das mag jetzt erbsenzählerisch wirken. Aber diese Formulierung schiebt die Schuld auf die des von Gewalt Betroffenen.
3. "Er war zur falschen Zeit am falschen Ort": Nein. Wir leben in einem freien Land, in dem sich jeder zu jeder Zeit frei bewegen darf. Das Handeln des Täters war falsch, nicht das des Betroffenen. Auch hier wird dem Opfer (ungewollt) Verantwortung für das Geschehen zugeschoben.
(ähnliche Ebene: "sie hätte halt keinen Minirock anziehen /nicht alleine nachts rausgehen sollen", o.ä. in Fällen sexistischer Gewalt).
Ergänzend ein Verweis auf den Thread von @fhomburger , der das Dilemma von Medienredaktionen aufzeigt, mit den entsprechenden Formulierungen der Ermittlungsbehörden umgehen zu müssen:
