Thread by @KonLex09

Das ZPS und was dann noch passierte

Von Freitag auf Samstag also wurde die umgebaute Stele wieder in die Öffentlichkeit geschafft, es wurde laienmäßig Beton mit einer konstruktiven Bewehrung um die Stele verteilt, dann gab es die Sache mit dem Grabstein des von Papen, der vor

die CDU-Parteizentrale geschafft wurde, damit er der CDU erkläre, dass man mit Feinden der Demokratie nicht paktieren solle, und dann kam die Sache mit dem Schwur, die ich noch beleuchten werde, weil sie zeigt, was das ZPS denn nun dort geplant hatte.
Anmerkungen

Das schreibt das ZPS zur statischen Berechnung (Berechnung, nicht Gutachten, sie haben sie verlinkt). 30 Jahre Haltbarkeit, wird behauptet.
Leider stimmt das nicht mit der verlinkten Mini-Statik überein.

Der schreibt, er habe nur für 24 Monate berechnet. Im Übrigen hat der Statiker die Tragfähigkeit nachgewiesen, aber nicht die Gebrauchstauchlichkeit, wie es in den Regelwerken heisst: Es fehlt die Setzungsberechung.

Es ist eben so, wie es ich in den letzten Tagen immer wieder gezeigt hat: Das ZPS lügt.

Auf diesem Foto vom ZPS sieht man den Grabstein des Papen vor der CDU-Zentrale. Es mag nicht sofort auffallen, aber die Symbolik ist vollkommen misslungen. Man kann einen von Papen nicht der

CDU gegenüberstellen und dazu auffordern, die CDU möchte die Demokratie erhalten, wen dort der Name Adenauers steht. Adenauer kam durch die NS-Zeit, mal versteckt, mal inhaftiert schrieb 33 einige Briefe, die heute peinlich scheinen mögen, um an seine Pension, er gehörte nicht

zu den Wideständlern von 44, war aber als OB von Köln vor 33 überzeugter Demokrat und ein Gegner Preussens. Seine wirkliche Leistung besteht darin, nach 45 das Richtige erkannt zu haben und durchzusetzen: Westbindung. europäische Einigung und NATO-Mitgliedschaft. Er

zu den Widerständlern von 44, war aber als OB von Köln vor 33 überzeugter Demokrat und ein Gegner Preussens. Seine wirkliche Leistung besteht darin, nach 45 das Richtige erkannt zu haben und durchzusetzen: Westbindung. europäische Einigung und NATO-Mitgliedschaft. Er

beendete den deutschen Sonderweg. Nun Papen dem Schriftzug Adenauer entgegenzustellen, als solle Papen nun Adenauer belehren, ist symbolisch gesehen dumm.

Bleibt die Stele. Ein Auszug aus einem Foto des ZPS mit dem Schwur, der heute nach eigener Auskunft von den Massen um 15:00 geschworen werden sollte, bevor auffällig wurde, dass sie skrupellose Grabschänder sind.

Auf ihrer Website schreibt das ZPS:

Ich bin mir sicher, dass das ZPS den Schwur als "Staatsschutzgesetz" bezeichnet hat, kann aber keine Referenz mehr finden, was nicht wundern muss. Die Verlautbarungen des ZPS kommen und gehen, und die Behauptung als "Staatsschutzgesetz" hätte schon Implikationen.

Zum Schwur: "Ich schwöre Tod durch Wort und Tat, Wahl und eigne Hand – wenn ich kann – jedem, der die Demokratie zerstört."

Das ist, ohne jede Einschränkung, eine Aufforderung zur Selbstjustiz. Da niemand definiert, wo die Zerstörung der Demokratie beginnt und endet, ist die

Aufforderung willkürlich. Sie verneint Gewaltenteilung und Rechtsstaat und ist damit im Kern demokratiefeindlich wie jeder totalitäre Einbruch in den Verfassungsstaat. Das starre Grundgesetz sieht sogar ein Widerstandsrecht vor (dessen Bedeutung aufgrund unklarer Abgrenzung

umstritten sein mag), das alles genügt dem ZPS nicht. Dabei berufen es sich auf ein historisches Vorbild, ohne es zu benennen.
Es geht um den Schwur des Demophantos, der gegen 409 vor Chr in der radikalen attischen Demokratie formuliert worden sein soll. Athen war zuvor in die

Hände von Oligarchen geraten, die Demokratie wurde wiederhergestellt (vollständig nach einem späteren Angriff), die Athener wollten ihre Demokraie vor den Tyrannen schützen (als Thema ein Dauerbrenner, siehe Scherbengericht), und so kam es zu dem Schwur, der von allen Athenern

werden sollte. In einer Übersetzung aus 1832 lautete er:

Man muss das ein wenig wirken lassen, aber der Gegner des Schwurs sind Tyrannen und ihre Helfer, also Alleinherrscher, auch wenn in Athen die Tyrannei oftmals zur Oligarchie führte. Aus dem Tyrannen wird beim ZPS allein die Zerstörung der Demokratie, die im Originaltext in

dieser scharfen Formulierung zum einleitenden Text gehört.
Was den Athenern aufgrund eigener Erfahrung der Tyrannenmord war, also die Personalisierung einer politischen Entwicklung, hat in einer Parteiendemokratie aber eine gant andere Bedeutung: Das Beispiel von Papen, das

sich durch die dillettantische Geschichtsbetrachtung des von Papen durch das ZPS aufdrängt, hilft nicht weiter: Weder gibt es heute einen Reichspräsidenten mit seinen umfänglichen Vollmachten, sondern die Möglichkeit einer Notstandsgesetzgebung, und ein Mord an von Papen hätte

Hitler nicht verhindert. Vor den Notstandsgesetzen war Hitler bereits Kanzler, vor Hitlers Kanzlerschaft bereits gab es den entscheidenden Schlag gegen die Republik durch den Staatstreich gegen Preussen.
Das ZPS baut einen Popanz auf, aber die Geschichte wiederholt sich nicht

(mit Marx;: es sei denn als Farce).

Die Ungleichzeitigkeit der Lehren, die wir ziehen und ziehen müssen, hat Wolf Biermann in seiner "Ballade von Jan Gat" beschrieben, wie ein Denkmal an die Erinnerung der Zerstörung Rotterdams durch die deutsche Luftwaffe 1940 genannt wird.

Jan Gat erhebt die Arme, als seien wieder Bomber im Anflug, aber W.B. sieht einen Möwenschwarm, und weit oben am Himmel die Spuren der Düsenjäger, die Rotterdam heute schützen sollen.
Er singt:

"Jan Gat, Du hast mal wieder nicht
gemerkt dass die Erde sich dreht.
Und kamst Du nicht gegen Bomber an
auf dem Fietz mit'm Bajonett,
so hilft Dir heut nicht, was früher mal
gegen Hitler geholfen hätt."

Und jedem Wort dieser grandiosen Miniatur steckt mehr Verstand als im ganzen ZPS. Der "Tyrannenmord" gegen von Papen hätte Hitlers Wirken nicht beendet, vielleicht hätte die vollständige Einrichtung der Diktatur länger gedauert (Mussolini brauchte wesentlich länger), und

welche Folge ein Attentat gehabt hätte, ist eine hochspekulative Frage. Nachdem die ehemalige Republik auf ihn vereidigt war, brauchte es die Niederlage vor Stalingrad und bis 1944, bis sich nennenswerter Widerstand entwickelt hatte.

Zurück zum Schwur. Ein Aspekt des attischen Schwurs ist, dass der Gegner, der gemeuchelt werden soll, konkret benannt wird: der Tyrann an sich und in spe, und Gefolgsleute, die "später eine obrigkeitliche Würde" annehmen. Der Gegner ist umrissen.

Das ZPS weitet seinen Aufruf tum Meuchelmord dagegen ins Uferlose, der Schwur gilt "jedem, der die Demokratie zerstört." Im Zweifelsfall kann die Schwurgemeinschaft jeden Anhänger einer rechtsextremen Ideologie töten, selbst wenn der nur Pizzabote ist und niemals Bundeskanzler

werden wird.

Was hätte uns nun nach der ursprünglichen Planung des ZPS erwartet?

Eine Stele, von Frischbeton umgeben, in der in einer bernsteinfarbenen Masse die Asche und Knochensplitter von NS-Opfern eingegossen sind, nach ersten Ansprachen nun im Dunkel von hinten beleuchtet und leuchtend.
Die Masse, Hunderte auf dem Platz, symbolisch aufgeladen durch

den Fakt, dass dort, zu ihren Füssen, die Ermächtigungsgesetze beschlossen wurden.
Nach Reden und Einstimmung das Spektakel des Zwiegespräches von Sprecher und Chor:
Sprecher: "Ich schwöre Tod"
Chor: "Ich schwöre Tod"
und dann
Sprecher: "jedem, der die Demokratie zerstört."

Chor: "jedem, der die Demokratie zerstört."

Aus vielen Kehlen hätte getönt: "Ich schwöre Tod".
Ein paar Fackeln dazu, und man hätte die Massenchoreografie der 20er und 30er Jahre, auch wen sie auf die Trommeln wohl verzichtet hätten.
Vielleicht "Arschloch" Ruch eine Rede mit

Sätzen wie "Die glühende Asche mahnt uns" gehalten, er hat's ja mit Reaktoren u.s.w., ohne zu verstehen, dass diese Bilder von Hitze und Feuer denen, die bei Verstand sind, unweigerlich die Krematorien in Erinnerung rufen müssen.

Es wäre eine totalitäre Inszenierung mit dem Ruf

nach Tod geworden, im Angesicht der leichengefledderten Überreste von NS-Opfern. Was aber hielten die Opfer von der Inszenierung, zu der sie instrumentalisiert wurden (eine Frage, die die ZPS-Jünger ja so umhertrieb)?

Halten wir uns an den anderen Schwur, der im Zusammenhang mit

dem NS in den Sinn kommt: den von Buchenwald.
Darin ging es um die Vernichtung des Nazismus und seiner Wurzeln, und darum, die Schuldigen vor die Richter der Völker zu stellen. Das Gericht, dass selbst die Überlebenden Buchenwalds als selbstverständlich ansahen (nachdem sie zuvor

von Rache sprachen) , das braucht es in den Vorstellungen des ZPS nicht.

Aber zurück nach Athen. Welche Bedeutung hatte der Schwur, auf den sich das ZPS bezieht?
Man weiss es nicht. Mit anderen Worten, er hat nur eine Spur hinterlassen: eine Rede, die Andokides vor Gericht

hielt zu seiner Verteidigung, um 399 vor Chr. Dort wird sie erwähnt und von ihm in der Rechtswirksamkeit zurückgewiesen, was er wohl tun musste, er hatte in jüngeren Jahren Mist gebaut und wollte sich nun rausreden. Hätte er keinen Mist gebaut, niemand wüsste von diesem Schwur.

Auch hier täuscht das ZPS: Der Schwur hatte historische keine Wirkung, also ist er eine Randnotiz in der Antike.

Was bleibt, ist die Stele. Für das ZPS ein "Gedenkort" zur Verteidigung der Demokratie, aber das ZPS ist nicht mehr Herr der Angelegenheit, es hat die Deutungshoheit über die "Aktion" verloren.
Was die Stele tatsächlich ist: Ein Schandmal für die Selbstüberhebung des ZPS über

die NS-Opfer und ihre Totenruhe. Deshalb muss das Ding weg. Sofort. Wenn das ZPS es nicht einsehen will, wird man nachhelfen müssen. Also, ihr in Berlin: Schubst es um. Begrabt es unter Steinen. Malt es an. Nehmt dem ZPS die Stele der Anmaßung weg.

Link zum Buchenwald-Schwur:
buchenwald.de/fileadmin/buch…

Wolf Biermanns großartige "Ballade von Jan Gat":

Weitere jüdische Reaktionen zum ZPS:
jetzt.de/politik/aktion…

Nachtrag zum "Staatsschutzgesetz": Das Wort findet sich in Pressemmeldungen, wie der der @fr. Da heisst es: "Auf der Säule prangt jetzt der antike Schwurspruch zum Staatsschutzgesetz von 410/409 vor Christus: „Ich schwöre Tod durch Wort und Tat, Wahl und eigne Hand – wenn ich

@fr kann – jedem, der die Demokratie zerstört.“
Da es kein Staatsschutzgesetz von damals gibt, hat die @fr offenbar eine weitere dümmliche Formulierung des ZPD übernommen. Das sollte die @fr kenntlich machen, @hanvoi.
fr.de/kultur/zentrum…

https://twitter.com/KonLex09/status/1203373811153944578