Thread by @KonLex09

Was ist das eigentlich, was die "Patrioten" von NPD, III. Weg und anderen zu Trommel und Pauke greifen lässt? Fragen wir doch Frau Behrenbeck:
„Trommelwirbel und Paukenschläge waren neben Fanfarenrufen durchgängige Gestaltungsmittel der nationalsozialistischen Feiern, sie

https://twitter.com/PresseserviceRN/status/1198239232504012802

dienten zum ‚Zusammentrommeln‘ der Feierteilnehmer, hämmerten ihnen gewissermaßen die Inhalte ein und vermochten in dramatischen Höhepunkten Spannung [zu] erzeugen,(...) Insgesamt dienen Schlag- und Blasinstrumente im Militär als Signale beim Exerzieren und zur weithin hörbaren

Unterstützung von Kommandos. Früher wurde zum Angriff geblasen, Trommeln gaben Marschtempo und -rhythmus vor und sorgten für Gleichschritt (...).“

Man muss nicht lange suchen, um jene Zeit und Gesinnung zu finden, in denen Trommeln und Pauken en vogue waren hierzulande.
Das durch die Paukenschläge leicht martialisch wirkende Herumstolpern der "Patrioten" hat einen Journalisten zum Ziel, dessen Bild auf dem Transparent

vorangetragen wird. Ich frage mich im Grundsatz, warum die Versammlungsbehörde genau das erlaubt - das Markieren eines Feindes, der als Journalist zwar Öffentlichkeitswirkung erzielen kann, deswegen aber noch lange keine Person der Öffentlichkeit ist.

Feldmann hatte mit zwei anderen für Panorama Karl M. interviewt. Dazu: "Darin hatte der inzwischen verstorbene Mann den Holocaust relativiert und die Opfer eines Massakers in Frankreich verhöhnt. Karl M. war 1944 an einem Massaker im nordfranzösischen Ort Ascq beteiligt, bei dem

Soldaten der SS 86 Zivilisten erschossen hatten."
Weiter zur Causa:
"Die NPD hatte Feldmann daraufhin unterstellt, er habe Karl M. "mit merkwürdigen Fragen in ein Gespräch verwickelt", ohne überhaupt zu erwähnen, dass er Journalist sei und das Gespräch für das Fernsehen gedacht

sei. Wegen dieser Falschbehauptung hat der NDR mittlerweile eine Unterlassungsverfügung beim Landgericht Hamburg erwirkt. Julian Feldmann und seine beiden NDR Kollegen hatten im Gespräch mit Karl M. eindeutig und vor laufender Kamera erklärt, dass sie vom NDR Fernsehen sind und

dass das Gespräch dort ausgestrahlt werde. Die Pressekammer des Landgerichts Hamburg hat der NPD Niedersachsen untersagt, diese Falschbehauptungen über Feldmann zu wiederholen. Die Partei hat die einstweilige Verfügung mit einem sogenannten Abschlussschreiben auch als endgültige

Regelung anerkannt. Die Entscheidung ist damit rechtskräftig."
Man müsste denken, danach gäbe es für die Geschichtsrevisionisten der NPD keinen Grund mehr, gegen Feldmann vorzugehen. Stattdessen demonstrieren sie gegen ihn, einen normalen Menschen ohne Personenschutz, weil er

einen der ihren, einen SS-Mann, sagen ließ, was diese Leute zu sagen haben. So lange sie noch leben, immer noch wieder gern auf Erinnerungsabenden von "Veteranen", auf denen dann die "Wahrheit" ausgesprochen wird. Das führt dann zu dieser Absurdität, wonach der verstorbene SS-

Mann sagen musste, was er ebenso sagt, und zugleich nicht sagen durfte, was er eben so sagt. Um das unter den Hut zu bringen, braucht es die Konstruktion eines Verrats, wonach Feldmann den alten Herren betrogen hätte, indem er die Absicht des Interviews ebenso unterschlagen

hätte wie den Fakt, dass er für's Fernsehen arbeitet. Und ganz nebenbei haben sie sich damit einen Fall einer "Lügenpresse" konstruiert, die damals, vor und unter dem Hakenkreuz, "Systempresse" hiess.

Diese Demonstration gehört nicht zu denen, auf denen allgemeine oder spezielle Forderungen erhoben werden. Sicher, sie dient viele andere den Interessen einer Minderheit, sie beansprucht Meinungsfreiheit für sich - aber in wie vielen Fällen wird in Deutschland gegen eine Person

demonstriert, gegen einen einzelnen Menschen, der keine weitreichenden politischen Entscheidungen trifft, dessen Arbeit nicht unmittelbar mit dem Gemeinwohl verbunden ist, der im Grunde nur mehr oder minder zufällig unter die Räder einer extremen Gruppierung geriet?

Was die NPD dort betreibt, ist das Wiederbeleben des Prangers mit der Markierung des vermeintlichen Feindes. Man muss das als Bedrohung aller Journalisten hierzulande sehen, dies ich seit einiger Zeit, seit der Vokabel von der "Lügenpresse" sicher immer mal wieder fragen, welche

Folgen ihre Berichterstattung für sie selber haben wird. Für ihre Familien. Für ihre Kinder.
Für Auseinandersetzungen mit falscher Berichterstattung gibt es den Rechtsstaat. Im Fall Feldmann - NPD hat er Recht gesprochen, die NPD erkennt es aber nicht an, sonst gäbe es diese

Demo nicht.
Diese Demonstration zeigt in dem Jahr, in dem ein CDU-Politiker hingerichtet wurde, in dem in Halle zwei Menschen sterben mussten und weitere glücklicherweise verschont blieben, wie sehr sich das Land in den Jahren des rechten "Thymos" verändert hat.

Der "Thymos" eskaliert. Die Demonstranten tragen das Bild Feldmanns vor sich her und werden vom Rechtstaat geschützt. Es ist Feldmann, der nicht zugleich geschützt werden kann. Die Waage hat sich zur einen Seite geneigt.

Es ist der Rechtsstaat, der derzeit nicht wehrhaft ist.

Er muss es wieder werden und sich an die Bedrohungslage anpassen, sonst wird er kein Rechtsstaat mehr sein.

Diese Art von Demonstration darf es nicht geben. Denn eines ist klar: Der nächste Tote ist gewiss. Und es ist gut möglich, dass es ein Journalist sein wird.