Bitte mutet den #, wenn ihr das nicht lesen wollt. Ich bemühe mich, ihn diszipliniert zu werden.
Der Freitag vor Weihnachten, wir waren in Urlaubsstimmung und ich begleitete den @MupfPapa zu einem Termin in Frankfurt, wir wollten danach noch in die Stadt gehen.
In dieser Intensität hatte ich beim Mupf keine Übungswehen.
Aber eigentlich fühle ich mich bereit und vorfreudig.
Die Nächte sind schwierig, ich schlafe schlecht.
Und es passiert: nix.
Erstmal CTG.
Ich bin ein bisschen froh. Also doch ein Januarbaby.
Am 2.1.(2019) war ich zur Kontrolle beim Gyn. Alles bestens mit dem Babylein.
Nur der Arzt ist weiterhin fürchterlich und wir beschließen, diese Praxis nie wieder zu betreten.
Weitere Vorsorge, wenn nötig: Hebamme.
Die Gyns möchten nicht, dass wir so richtig weit über den Termin gehen. Ich habe Angst vor Interventionen und v.a. davor, übergebügelt zu werden.
Das scheint aber unbegründet: Wehen, Wehen, Wehen. Schöne kräftige Wehen.
Komm raus, Babykind! Wir warten doch auf dich.
Wir beschließen, am kommenden Tag, Sonntag, zur Kontrolle im Kreißsaal vorzusprechen.
Der Thread bleibt also nicht immer so langweilig, keine Sorge. 🤭
Nach einem unauffälligen CTG hieß es warten. Stundenlang saßen wir auf dem Flur.
Und so warteten wir. Erst eine Stunde, dann zwei, dann vier.
Ich bin zum ersten Mal sprachlos.
Schock!
Ein Gespräch, gar Beratung ist nicht möglich. Die Ärztin ist unfassbar pampig.
"Tja, wenn Sie meinen, dass Sie das besser wissen... Sie riskieren halt den intrauterinen Fruchtod. Müssen Sie wissen, wie wichtig Ihnen das Lebens Ihres Kinds ist."
Und weg sind wir.
Und sind schließlich um halb fünf oder fünf in der Klinik.
Irgendwann kommt eine Gynäkologin, Gespräch, Ultraschall, ...
Sie klärt mich auf, wir besprechen alles und um 18 Uhr bekomme ich die erste Dosis Einleitungsgel.
Und während ich da so liege, gehts los. Schöne, kräftige Wehen. Alle paar Minuten.
Nach einer Stunde werden wir "rausgeworfen". Ich soll laufen und entweder um 21 Uhr oder wenn etwas passiert wiederkommen.
Also erkunden wir die Klinik. Sonntagsabends ist das erwartungsgemäß langweilig.
Die Wehen werden stärker und ich immer zuversichtlicher.
Um 21 Uhr werden wir für eine weitere Stunde wandern geschickt. Im Kreißsaal ist gerade Hochbetrieb, niemand hat Zeit für uns.
Es weht und weht, mittlerweile kann ich nicht mehr lockerflockig weiterlaufen, sondern muss die Wehen schon veratmen.
Ich finde raus, dass ich den Wehenschmerz in der Hocke am besten "entgegennehmen" kann. Und so werden die nächsten Stunden das reinste Kniebeugentraining. Laufen, tuefe Hocke, aaatmen, hoch, weiterlaufen. Repeat.
Um 22 Uhr sind wir wieder im Kreißsaal. Der Muttermundsbefund ist etwas ernüchternd, erst 2cm. Ich gatte auf mehr gehofft, aber nun gut.
Wieder sollen 30min CTG geschrieben werden. Es dauert fast anderthalb Stunden, bis wieder jemand kommt. Es ist wirklich VOLL!
Gegen Mitternacht schlägt die Hebamme vor, ich solle aufs Zimmer gehen und versuchen zu schlafen. Sie stattet mich mit Buscopan, Schmerzmittel und Vomex via Tropf aus.
"Wann soll ich wieder kommen?" - "Nach dem Frühstück."
Waaaas? So lange dauert das noch? Shit!
Im Zimmer mache ich an diesem Abend dieses Bauchbild. Spoiler: Es wird das letzte sein.
Wir legen uns in die Betten, haben glücklicherweise ein Familienzimmer bekommen. Der Mupfpapa schläft sofort ein, ich dämmere überraschenderweise auch weg. Es ist Mitternacht.
Um zwei wache ich auf. Irgendwas ist anders. Irgendwas versucht, mich in der Mitte zu zerreißen.
Ich wanke aus dem Bett, will weg. Wohin eigentlich? Schreie eher, als dass ich die Wehen noch veratme.
Mit aller Macht überrollt mich die Übelkeit und ich k*tze - davor stehend - mein Bett und den Boden und wer weiß was noch alles voll.
Der Mupfpapa versucht etwas ratlos, einen Eimer zu finden.
Da fliegt die Tür und die Pflegekraft kommt. "So, Sie gehen jetzt mal zurück in den Kreißsaal." Ich diskutiere noch mit ihr, dass ich ja erst nach dem Frühstück...
"Glauben Sie mir, Sie müssen in den Kreißsaal. Jetzt. Ich habe Sie drei Zimmer weiter gehört."
Weil ich überhaupt gar kein Bisschen mehr laufen kann, wird ein Rollstuhl beschafft und ab gehts.
Im Kreißsaal ist immer noch Hoch. Kein Kreißsaal frei. Die Hebamme, die mich zuvor begleitet hat, kann nicht kommen. Ihre Kollegin übernimmt, verfrachtet mich in ein kleines Räumchen. Erstmal CTG.
Der Muttermund ist bei 4cm. "Das dauert noch", sagt sie und geht.
Die Wehen werden immer heftiger. Ich finde keine Position, die halbwegs erträglich wäre.
Mein Körper übernimmt das Ruder und entwickelt eine Wucht, die mich total beeindruckt, bis heute.
Derart starke Wehen hatte ich noch nie. Ja, das schmerzt. Aber der Eindruck von Kraft überwiegt. Ich bin total überwältigt.
In diesem Moment im CTG-Räumchen habe ich zum ersten Mal das Gefühl, ja, das klappt. Ich schaffe es. Das wird heute kein Kaiserschnitt.
Die Hebamme kommt und untersucht mich nochmal. Oh, der Muttermund ist ja bei 10cm.
6cm ist 45 Minuten. What a ride.
Plötzlich ändert sich etwas, ich spüre eine intensiven Druck nach unten und das unbändige Bedürfnis, mich zu krümmen, und... platsch!
Blasensprung. Tsunami. Alles nass.#
Ich nehme nur noch am Rande wahr, was um mich herum passiert. Der Kreißsaal muss noch eilig fertig geputzt werden, dann werde ich rüber geleitet.
Die Hebamme bietet mir an, in die Wanne zu gehen. Ich bejahe. Sie schickt mich zur Toilette.
Auf der Toilette habe ich wieder dieses starke Bedürfnis, mich zu krümmen. Und plötzlich wird mir klar: Das sind Presswehen!
Ich bin unheimlich angestrengt, gleichzeitig aufgeregt und total bei mir. Und jetzt überwiegen Zuversicht und Kampfgeist: Es geht los!
Meine größte Sorge ist, dass das Baby auf dem Klo geboren werden könnte. Gleichzeitig haben die Wehen komplett die Steuerung übernommen, sodass ich nur mit Hilfe bis zum Kreißbett wanke.
Die Badewanne vergessen wir. Kreißbett it is.
Die Hebamme leitet mich an. Sie hat eine tolle Art, mit der ich gut klarkomme. Bestimmt und freundlich, ohne mich überzubügeln. Toll! 💜
Ich liege auf der Seite und verausgabe mich, bis ich zu dem Schluss komme: unmöglich! Ich kann das doch nicht.
Da fällt mir der Satz der Hebamme von der Geburtsvorbereitung ein: "Wenn ihr keinen Bock mehr habt und aufgeben wollt, dann ist es fast geschafft."
Es klingt vielleicht ein bisschen esoterisch, aber mir fiel dieser Satz ein und gab mir die Gewissheit, dass die Geburt nun bald geschafft wäre.
Etwas später sah ich, dass die Gynäkologin, die mich eingangs untersucht hatte, den Raum betrat.
Und wieder fiel mir der GVK ein: "Wenn alles gut läuft, ist die Ärztin nur im letzten Moment der Geburt anwesend."
Diese Erkenntnis mobilisierte irgendwelche versteckten Kraftreserven, ich presste noch zwei, drei, x Mal.
"Der Kopf ist da, gleich hast du es geschafft."
Und auf einer riesigen Welle Fruchtwasser surfte unser Beeebiiii auf die Welt.
Es war 3:40 Uhr am 14. Januar 2019.