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„Am Land geht es einfach nicht ohne Auto! Die Städter mit ihren Ökosteuer-Forderungen haben vom Landleben keine Ahnung!“ Falsch. Gerade das Land sollte von der Mobilitätswende profitieren. Ein Thread.
Ich lebe in Wien, einer Stadt mit großartigem öffentlichen Verkehr. Aufgewachsen bin ich aber in Freistadt in Oberösterreich. Wenn ich mir diese Stadt heute ansehe, blutet mir das Herz.
In den 90ern lebten dort 7000 Menschen, die Zahl ist seither kaum gestiegen. An Fläche ist Freistadt aber seither gewaltig gewachsen- mit katastrophalen Folgen, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Lebensqualität.
Als Kind war die Stadt für mich problemlos zu Fuß zu bewältigen.15min in die Schule. 10min zum Supermarkt. Apotheke, Cafe, Restaurant? Schuhe, Kleidung, Schulbedarf kaufen? Kein Problem – alles in Gehreichweite.
Heute gibt es dort das Einkaufszentrum Süd und das Einkaufszentrum Nord, mit großzügigen Parkplätzen. Die Geschäfte im Stadtzentrum mussten schließen. Auch wohnen will dort kaum noch jemand, in den denkmalgeschützten mittelalterlichen Innenstadthäusern.
Diese Entwicklung wird einfach hingenommen. Emotional wird man nur, wenn jemand das Autofahren verteuern will. „Es geht ja nicht anders!“ heißt es dann – und das stimmt. Ohne Auto geht es dort nicht, als Familie braucht man eigentlich sogar zwei.
Vollkommen übersehen wird aber, dass eine Stadt dieser Größe sehr wohl so gestaltet werden könnte, dass sie ohne Auto funktioniert – und vor allem, dass genau das vor einer Generation bereits der Fall war!
Natürlich werden Familien am Land auch in Zukunft Autos besitzen, so gut kann der öffentliche Verkehr am Land niemals werden. Aber welcher Anteil der Wege mit dem Auto zurückgelegt werden muss, das können wir regeln.
Es ist für die Lebensqualität am Land nämlich ein großer Unterschied, ob man das Auto einmal pro Woche braucht, oder ob man für jede Besorgung jeden Tag darauf angewiesen ist. Hier hat die Stadtplanung völlig versagt. Hier müssen wir umdenken.
Daher: Ökosteuern. Steuern auf Parkplätze und Einkaufszentren. Förderungen für Innenstadtbelebung. Lockerung von Denkmalschutz-Restriktionen, damit alte Gebäude mit Sorgfalt modernisiert und weitergenutzt werden können.
In der Stadt hat das Mobilitäts-Umdenken bereits begonnen und erhöht die Lebensqualität. Am Land ist das schwieriger, aber ebenfalls möglich. Wir müssen nur den Ablehnungs-Reflex überwinden und sehen, was man dafür bekommt:
Es geht nicht um politisch korrekte Öko-Fantasien von einem einfacheren, umweltfreundlicheren Leben durch Verzicht. Es geht um die Wiederherstellung der ländlichen Lebensqualität. Genau dafür brauchen wir die Mobilitätswende. (Thread Ende)
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