Staatsadler und großes SUV - Öl auf Leinwand, 2020 
Vögel vertreten in Staatswappen Hoheit und mythische Vorstellungen höherer Macht. Automobile können nicht weniger moderne Mythen sein. Die Traditionslinie deutscher Aggression hat mit dem Adler, auch in der post-revolutionären sog. Weimarer Republik und wieder in der
post-nazistischen BRD ein offiziöses Zeichen, dessen Symbolik außerdem Überirdisches anspricht. SUV und Adler sind semiotisch Zeichen religiöser Bedürfnisse.
Aus diesem Grund ist es zwecklos, einen laizistischen Staat zu fordern, der Religion von Politik trennen würde. Das Religiöse ist faktisch in den Praktiken des "Alltags" präsent. Autofahren von a nach b präsentiert diese religiöse Praxis nicht nur, sid ist Vollzug religiöser
Praxis. Das hat Konsequenzen für die politische Praxis. Warenkonsum kann nie nur "emotionaler" Konsum von immateriellen, mentalen Werten sein und nie nur materieller Verkehr des Verbrauchs. Das gefahrene SUV, und jedes andere Auto unter diesem Niveau des "Überirdischen",
realisiert nicht nur den Mehrwert aus der Produktion des Autos "in ihm" als Gebrauchswert. Jede Fahrt muss frau sich wie eine Prozession vorstellen von privatistischen und zugleich kollektiven Autoritätsfantasien. Fantasien, die konkrete Auswirkungen haben. Es ist nicht so,
dass irrationale (mentale, emotionale, affektive) Anteile _nach_ dem Politischen kommen würden. Dieses Problem geht eben nicht "nachgerade" mit der Aufklärung und der Zäsur der französischen Revolution zusammen. Die Psychoanalyse singt ein ganzes Lied davon, ästhetische Praxis
will seit ihrer neueren Politisierung (1968 und nuller Jahre) ideologische Avantgarde aufstellen, jeder Shop in der Innenstadt verkauft "irrationalen" Stoff.
Es wäre naiv wissen zu wollen, bürgerliche kulturelle Hegemonie (Verteidigung destruktiver privater Interessen "für" die so genannte Allgemeinheit) könnte einfach durch kollektiv-solidarische Politik der Kommunikation _ersetzt_ werden.
Proletkult und Form-Avantgarde (eine Realformavantgarde der Praktiken) der kommunistischen Revolution in Russland - eine Gesellschaft, heute von SUV und Adler dominiert - scheiterten an dieser Trennung des Politischen vom Ästhetischen.
Eine vorläufige Schlussfolgerung kann sein, die politisierte Kunst nicht den Institutionen zu überlassen, die Zivilgesellschaft simulieren, und dagegen "Zivilgesellschaft" und Staat im Kapitalverhältnis zu kritisieren, um ihre Funktion, den Status quo zu "verbessern" zu
attackieren. Dieses Konzept muss von den antiaufklärerischen mystischen Versuchen der rechten Attacke auf den bürgerlichen Staat unterschieden werden. Durch offene Kritikabilität, kollektive Moderation, antiautoritäre und antipädagogische Ansätze, Selbstrepräsentation,
"Organizing"- und Instanzen-Kritik, Aufhebung der Arbeitsteilung, intellektuelle Selbstverständigung. Allesamt zunächst nur vormaterielle und kommunikative Prinzipien.
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