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Helkonie @Helkonie
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In #Köln hat eben die @KVBAG mit Hilfe von Polizei+Notarzt(!) einen Obdachlosen aus der U-Bahn-Haltestelle geworfen - mit der eifrig und laut vorgetragenen Begründung, er hätte "alles an ansteckenden Krankheiten, was Sie sich vorstellen können" und daher Hausverbot. #unten thread
Der Rettungsdienst wurde offenbar von den 5-6 Polizeibeamten angerufen, die neben einigen KVB-Bediensteten um den Obdachlosen herum standen und vorher wohl behauptet hatten, der Obdachlose sei nicht ansprechbar. Auf Ansprache des Notarztes reagiert er jedoch direkt. #unten
Daneben steht ein KVB-Mann, der das Geschehen immer wieder lautstark mot den Worten "Der Mann hat bei uns Hausverbot" kommentiert. Er dürfe auch in keine Bahn steigen. Einer der Ärzte ermutigt den Obdachlosen, die Station zu verlassen: Es sei schönes Wetter und gute Luft. #unten
Es sind 14 Grad, es ist windig und es regnet, überall sind Fußballfans. Ich selbst nehme nur deshalb gerade die U-Bahn. Der obdachlose Mensch versucht, auf die Beine zu kommen, er verliert seine Hose. "Er hat bei uns Beförderungsverbot" wiederholt der KVB-Mann.
Der Obdachlose schlurft gebückt durch die Gasse aus KVB-Leuten, Polizei, Rettungsdienst und starrenden Passanten davon. Auf Nachfrage erzählt der KVB-Mensch mir und anderen Passanten laut, der Mann habe "anstreckende Krankheiten" (s.o.): "Flöhe, Krätze, Aids (!) und Hepatitis B"
(Die Hepatitis ergänzt er auf meine Nachfrage, ob Aidskranke und HIV-Positive grundsätzlich Beförderungsverbot bei der KVB hätten.) Passanten hören mit, der Obdachlose erklimmt mühsam die Treppen der U-Bahn-Haltestelle. #unten
Warum er keine Hilfe bekomme? Habe er abgelehnt, sagt der KVB-Mensch: "Er hätte alles bekommen können: saubere Klamotten, Behandlung. Hat er abgelehnt." Gehört habe ich das nicht, ich stand aber auch etwas weiter weg.
Dennoch frage ich mich, wie in Deutschland jemand Hilfebedürftiges wegen Ansteckungsgefahr, also quasi Gefahr der Öffentlichkeit, von mehr oder weniger öffentlichen Plätzen auf andere öffentliche Plätze geschickt werden kann, ohne dass sich aber jemand medizinisch&sozial kümmert.
Irre, dass einem wehrlosen Hilfsbedürftigen so keinerlei Persönlichkeitsrecht zugestanden wird, sodass wildfremde Menschen einfach öffentlich seine Krankheiten herumposaunen. Es wird vor ihm gewarnt, er werden vertrieben, ohne dass ihm geholfen wird. Deutschland 2018.
Das Bild, wie der Mann wegschlurft, um ihn herum eine Gasse aus zurückweichenden Menschen, dem seine Krankheit öffentlich hinterhergerufen wird, der beschämt und sinnlos an einen anderen, ebenso öffentlichen Platz vertrieben wird, ohne Hilfe zu erfahren, hat was Mittelalterliches
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