1/ Viele Diskussionen um #SARSCoV2 / #COVID19 sind recht abstrakt und drehen sich v.a. um Infektionsrouten und die Epidemiologie. Außerdem immer wieder die Frage „Könnt ihr das #Coronavirus überhaupt nachweisen, oder nur ‘Genschnipsel‘ mit der ‘Drosten-PCR’?“ Hier ein paar Infos!
2/ Das #Coronavirus wurde unzählige mal aus Patienten isoliert, u.a. vom Team um @c_drosten („BavPat1/2020“, aus einem der ersten Patienten in Bayern isoliert). Etliche Isolate kann man (mit entspr. Genehmigung) z.B. beim European Virus Archive bestellen european-virus-archive.com/evag-portal/vi…
3/ Die Genome dieser isolierten und im Labor angezüchteten Viren wurden sequenziert, ebenso wie tausende Proben aus Patienten rund um den Globus: nextstrain.org/ncov/global. Durch #Sequenzierung ist ganz eindeutig nachzuweisen, welches Virus vorliegt. Übrigens…4/
4/ … ist es nach wie vor wenig bekannt, dass diagnostische Labors häufig Patientenproben (also Abstrichmaterial) auch per Sequenzierung analysieren, um sich nicht nur auf die PCR zu verlassen– gerade, wenn die PCR uneindeutig ist und/oder der Patient in einem schlechtem Zustand!
5/ Zurück zu den aus Patienten isolierten Viren. Entnahm man einem #Patienten also eine Probe (normaler #Abstrich), kann man damit Lungenzellen in der Petrischale („#Zellkultur") behandeln. Wenn infektiöses Virus enthalten war, infiziert es nun die Zellen und vermehrt sich.
6/ Viren sind extrem klein (noch 10-100x kleiner als Kolibakterien!)– wie weiß man also, ob sich das Virus vermehrt? Hierzu gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die auch zur gegenseitigen Bestätigung verwendet werden. Und jetzt wird es spannend!
7/ Selbst ohne aufwändige Technik, wie PCR oder Elektronenmikroskopie, ist die Virusvermehrung völlig eindeutig und für jeden zu erkennen: #SARSCoV2 ist extrem aggressiv und tötet infizierte Zellen im Laufe seiner Vermehrung rasant ab! Je mehr Virus im Inokulum, desto rasanter.
8/ Auf den Bildern sind Lungenzellen zu sehen (A549-ACE2), die mit SARS-CoV2 infiziert wurden, so dass grob jede 10te Zelle infiziert wurde (erste beiden Bilder): nach 1,5 Tagen sind die meisten Zellen tot! Verwendet man 10mal mehr Virus, reicht bereits ca. ein halber Tag!
9/ Diese extreme Vermehrung findet sich auch mit anderen Nachweismethoden. Per RT-PCR kann die Menge an Virusgenomen in den Zellen gemessen / „gezählt" werden. Anfangs (2h) misst man das zugefügte Inokulum, aber schon 2 weitere Std. später hat sich die Anzahl verhundertfacht!
10/ Bei obigem Schaubild zur #PCR bitte beachten: das ist eine logarithmische Y-Achse, die Vermehrung verläuft (anfangs) #exponentiell, also EXTREM schnell! Ganz ähnlich sieht es aus, wenn man die Menge an Viren misst, die von diesen Zellen nun gebildet und ausgeschieden werden:
11/ Diese neugebildeten Viren kann man freilich abermals auf Lungenzellen geben und bestätigen, dass es sich um „lebensfähige“ Viren handelt: auch diese Zellen sterben ab! Durch Verdünnung der Viren und Zählen der „Löcher“ in der Zellschicht kann man die Anzahl bestimmen (s.o.).
12/ Diese drei Nachweise zeigen alle: #SARSCoV2 ist extrem schnell und aggressiv, auch im Vergleich zu anderen Viren, mit denen wir arbeiten. Wenn es sich in der Lunge auch nur ansatzweise ähnlich verhält (und das tut es wohl), möchte man es lieber nicht abbekommen! Darum…
13/ … und weil wir noch keine gute Behandlungsmöglichkeiten haben, arbeiten wir ausschließlich im #Hochsicherheitslabor der Stufe 3 (4 wäre die höchste, z.B. bei Ebola). Das macht keinen Spaß, auch wenn @VladimirMagalh auf dem Bild recht fröhlich wirkt! 😅 Aber es macht Sinn!
14/ Kann man das #Coronavirus auch sehen? Seeing is believing… Ja, man kann! Mit viel Aufwand! Die so im Labor angezüchteten Viren kann man nun mit einem teuren #Elektronenmikroskop auch sichtbar machen (nicht in meiner Arbeitsgruppe 😅). Das macht hier in #Heidelberg z.B. …
15/ … die Gruppe von Prof. #Bartenschlager@UniHeidelberg zusammen mit @BriggsGroup@embl. Auf den Bildern sieht man schön die runde Virushülle, im Inneren das RNA-Genom („Knubbel“), und außen das berüchtigte Spike-Protein („Stacheln“), mit dem das Virus in die Zelle eindringt.
16/ Durch Aufnahme der #Viruspartikel aus vielen verschiedenen Winkeln und viel Computerpower, kann man hieraus sogar detaillierte 3D-Ansichten erstellen, die Details bis fast auf die Einzelatom-Ebene liefern! Sogar in das Virus hinein kann man schauen und sehen…
17/ wie effizient das im Verhältnis zum Viruspartikel extrem lange RNA-Genom verpackt wird, ohne dass sich der Strang verknoten könnte und damit nicht mehr nutzbar wäre. Diese Arbeit entstand nicht in Heidelberg sondern im Labor von @drlisai
18/ So, ich hoffe, das war für den ein oder anderen mal eine interessante Zusammenfassung zu der „echten“ #Virologie des neuen #Coronavirus#SARSCoV2 mit einem kleinen Einblick hinter die Kulissen der Laborforschung. Gerne RT und bitte die Quellen in den Kommentaren beachten!
Diese Bilder entstanden in unserem Labor, gemacht vom niemals müden @VladimirMagalh! Bitte noch beachten: das sind nicht mal sehr gute Zellen für SARS-CoV2 und erlauben nur mäßige Ausbreitung des Virus durch die Zellkultur! A549-ACE2/TMPRS2 oder gar Calu-3 sind noch schneller!
What makes kids so remarkably resilient to acute #COVID19 as compared to grownups and, especially, the elderly?
Here we take a deep (#singlecell) look into their noses and follow up on what we found in a cell culture model.
#SARSCoV2 #innateimmunity #children #adults
Colleagues at BIH @berlinnovation @ChariteBerlin have previously collected nasal swabs of children and adults in the context of #SARSCoV2 and performed single cell transcriptomics #scRNASeq. We described a baffling #interferon response in children:
We now followed up on these findings wondering what causes the nasal epithelium of kids to be so much more sensitive to detect virus #infection. We reused the #scRNA data focussing specifically on healthy, uninfected individuals, and we combined it with in vitro experiments.
3/
Spannende Studie– die Menge an #SARSCoV2 #Corona Viren, denen man ausgesetzt ist, hat einen entscheidenden Einfluss auf das Risiko sich anzustecken- (auch und insb.) für Geimpfte und Genesene. Das zeigt einerseits: die #Impfung kann sehr wohl die Ansteckung verhindern!
V.a. bei flüchtigen Zufallskontakten reduziert sie das Ansteckungsrisiko nennenswert.
Aber: alles hat eben seine Grenzen! Wenn einem Geimpften genug #Virus ins Gesicht geniest wird (oder man rund um die Uhr mit Infizierten zusammen ist), steckt man sich trotz Immunität an!
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Das ist immunologisch spannend (wenngleich nicht unerwartet, aber hier mal systematisch analysiert) und deckt sich auch mit früheren Studien zum Zusammenhang von #Virusdosis und Krankheitsschwere ⬇️!
Es hat auch eine praktische Konsequenz: man kann nämlich…
Ich komme eben aus der Vorlesung und die Studenten haben sich im Anschluss noch angeregt mit mir über das wahrscheinlichste Ausbruchsszenario von #Corona / #SARSCOV2 unterhalten.
Kurz mal hier für alle: ob ein infizierter #Marderhund auf dem Markt in Wuhan war…
1/n
… oder nicht ist gar nicht sehr erheblich. Viel wahrscheinlicher erscheint mir ohnehin, dass es ein infizierter Tierzüchter war.
Das Szenario: Fledermäuse tragen die nächsten Verwandten des SARS2 #Coronavirus, das ist unstrittig. Fledermäuse können auch in Pelztierfarmen…
2/n
…umherfliegen oder gar „wohnen“. Dabei kommt es unweigerlich zu regelmäßigem Kontakt der Pelztiere, zB Marderhunde, mit dem Kot (etc) der Fledermäuse. Das Virus hat ausgiebig Gelegenheit, Mutationen ⬇️ „auszuprobieren“, die die Vermehrung im neuen Wirt (Marderhund) erlauben. 3/n
Und hier nochmal zum selben Thema wie gestern vom anonymen Mäuschen (das übrigens im echten Leben auch gestandener Wissenschaftler ist!) heute von Emanuel ⬇️
Um das klar zu sagen: wieviel es epidemiologisch brachte, #Kitas und Grundschulen zu schließen, und ob es…
… unter Abwägung aller Faktoren (inkl. entwicklungspsychologischer, sozialer, ökonomischer [arbeitende Eltern!], …) sinnvoll war– das ist eine ganz andere Frage.
Aber die aktuell häufig zu lesende Darstellung „Ich und die Kinderärzte haben es ja schon 2020 gesagt:…
2/n
…Kinder spielen keine nennenswerte Rolle im Pandemiegeschehen!“, das ist einfach (häufig: selbstgefälliger) Quark. Auch die akt. Studie sagt genau das *nicht*– wo viele Kontakte stattfinden, wird das Virus selbstverständlich effizient verteilt!
- ca 15% der longCOVID-Patienten litten auch nach 12 Mon. noch an mind. einem Symptomkomplex (also <1% aller betrachteten COVID-Patienten); manche hiervon dürften chronisch bleiben.
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Anmerkungen:
- betrachtet wurden „Symptomkomplexe“, die verschiedene Einzelsymptome vereinen
- andere Symptome wurden nicht betrachtet (geplant für künftige Updates der Studie): Kopfweh, Schlaflosigkeit, Geruchs-/Geschmackverlust, Schlaganfall, …
Hier eine Studie aus Dänemark, die sich Ansteckungen im Haushalt (mutmaßlich häufigster Ansteckungsort) anschaut. Steckte ein Infizierter mit #Delta noch 21% der Mitbewohner an, waren es mit #Omikron 31%!
Spannend auch: Geimpfte steckten sich nur ~halb so oft an!
Nicht nur das– Geimpfte waren auch weniger infektiös und stecken ihrerseits weniger Haushaltskontakte an, wenn sie infiziert waren (Durchbruchsinfektion)!
Zeigt schön & in real life: #Impfung verhindert nicht „nur“ schwere Verläufe, sondern ist sehr wohl auch Fremdschutz!
PS: der ganze Thread ist lesenswert, am Ende gibt es auch eine schöne Diskussion zu möglichen Schwächen. Ich streiche noch heraus: Genesen galt hier als Geimpft; Zeit zwischen letzter Impfung und Ansteckung ging nicht in Analyse ein (Dauer des Ansteckungs-Schutzes).