Das ist inkorrekt.
Erstens haben mehrere Staaten bewiesen, dass sie das können. Australien (ist ein Kontinent mit Millionenstädten). Singapur (keine Insel, internationales Drehkreuz) und andere. Aber weiter im Text: (Thread)
Es ist korrekt, das SARS-CoV2 den Menschen nicht als alleinigen Wirt hat. Siehe Infektionen von Großkatzen in Zoos oder Nerzen in Dänemark. Und es ist korrekt, dass dadurch eine vollständige Eradikation ungleich schwieriger bis unmöglich ist, wenn man dies mit Erregern
vergleicht, die den Mensch als alleiniges Reservoir haben.
Aber: der absolute Großteil der Infektionen, alles, was hier für unsere Pandemieentwicklung relevant ist, spielt sich als Transmission von Mensch zu Mensch ab, nicht über Tiere als Zwischenwirte. Allein deshalb ist die
Argumentation schon falsch.
Gehen wir weiter: Eine realistische Inzidenz GRÖßER 50?
Nun, wir haben weltweit aktuell 100 Millionen nachgewiesene Infektionen überschritten. In Deutschland aktuell >2,1 Mio kumulative Fälle. Selbst wenn ich annähme, dass die Dunkelziffer 5xhöher ist,
wären wir damit bei 10 Mio stattgehabten Infektionen in D, und das ist jetzt hoch gegriffen. Dann hätten ~12,5 Prozent der Bevölkerung zumindest vorübergehend einen Antikörperschutz. Für die Beendigung einer Pan-/Endemischen Entwicklung bräuchte man aber ungleich mehr.
Da kommen dann die Impfungen ins Spiel. Das wird unser Exit aus der Pandemie werden, aber das braucht Zeit. Wenn wir diese nicht in einem Zustand chronisch vieler Infektionen und scheibchenweiser Lockdowns mit vielen Kollateralschäden - gesundheitlich wie wirtschaftlich - wollen,
dann braucht es eine Strategie. "Schutz der Risikogruppen" klingt super, funktioniert aber bei hohen Inzidenzen nicht. Schon allein, weil "Risikogruppe" je nach Kriterien 20-34 Mio Menschen in D sind. Aber siehe auch Ausbrüche in Altenheimen jetzt.
Wir brauchen also niedrige Inzidenzen, und da kommt #NoCovid ins spiel. Wenn man auf die Null zielt (und mit einmal wirklich scharfen, aber kurzen Maßnahmen die Inzidenz bundesweit relevant drückt), dann ist danach viel (!) mehr Raum für langfristige (!) Lockerungen.
Und dann kann man bei neuen Fällen a) Kontaktverfolgung betreiben und b) immer regionaler/lokaler werden mit (kurzen, scharfen) Beschränkungen reagieren, ohne das ganze Land in einen neuen Lockdown zu treiben. Diese Strategie ist nachhaltig und praktikabel.
Die von Ihnen geforderten Inzidenzen >50 werden für sehr viele Menschen dazu führen, dass sie nicht "mit ihnen Leben" werden, weil sie schlicht und ergreifend sterben. Sie führt zu immer neuen Lockdowns und zu keiner Verbesserung auf lange Sicht, es seie denn, sie möchten die
Kontrolle komplett aufgeben. Dann haben wir irgendwann eine Infektbedingte Immunität und einen endemischen Erreger, aber vorher erstmal kein Gesundheitssystem mehr, hunderttausende Tote und Millionen langzeitgeschädigte. Wenn sie vorhaben, die Inzidenz bei zB 50-100 zu halten,
werden sie da ständige neue Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen wie Geschäftsschliessungen brauchen. Und Schulschliessungen. Über einen laaangen Zeitraum. Insbesondere mit Hinblick auf Mutationen wie #B117.
Das Virus verhandelt nicht, sondern wird jede Gelegenheit nutzen.
Was passiert, wenn man nichts unternimmt, sehen Sie ja in Brasilien, insbes. Manaus. Und das würde hier ganz genauso passieren.
Hätten wir mit #NoCovid im Dezember begonnen und die Zeit über die Feiertage WIRKLICH genutzt, dann hätten wir jetzt vermutlich bereits
eine wesentlich bessere Situation. Mit zunehmender Immunisierung durch Impfungen wird sich die Situation dann endgültig entspannen, auch wenn auf dem Weg vielleicht noch Umwege nötig sein werden.
Deshalb #YesToNoCovid.
(Und über die chronische Überlastung von Familien, Schülern und PErsonal in Kliniken und Pflegeeinrichtungen habe ich jetzt noch gar nicht gesprochen).
Jegliche Durchseuchungstheorien (nichts anderes ist eine dauerhafte Inzidenz >50) nimmt viele Tote bewusst in Kauf.
Nachtrag, und der ist Allgemein, nicht persönlich gemeint: Es nervt unheimlich, dass jeder meint, da Modelle entwickeln zu müssen, die oft den eigenen Interessen dienen. Die Situation ist eine virologische/infektiologische/epidemiologische/medizinische.
Natürlich hat das Impact auf das gesamte Sozial- und Wirtschaftsleben. Aber dann sollten doch bitte die Kompetenzen aus den jeweiligen Fachbereichen auch bei ihren Schwerpunkten bleiben und keine Inzidenz-Planspiele öffentlich theoretisieren. Als Intensivmediziner
maße ich mir ja auch nicht an, zB wirtschaftstheoretische Konstrukte zu entwerfen. Dieses ständige Störfeuer ist inhaltlich und gesellschaftlich nicht zielführend, im Gegenteil. Auf was wir uns einigen können: wir alle würden gerne zurück zu einem normalen Leben.
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Antwort zu lang, deswegen als Thread:
Ich verstehe deinen Punkt, aber ich bin da sehr zwiegespalten. Denn man muss eins Bedenken: Wir reden nicht wirklich von Privilegien, sondern vom Wegfall deutlicher Grundrechtsbeschränkungen. Spätestens, wenn klar wäre (ist es aktuell nicht!)
dass geimpfte auch nicht mehr ansteckend sind, lässt sich das nicht mehr rechtfertigen.
Aber selbst wenn nicht: Wenn geimpfte in Kinos oder Gaststätten gehen dürfen, werden diese sich nicht gegenseitig gefährden. Und das hilft den Betreibern.
Desweiteren dürften private Betriebe wohl ohnehin frei entscheiden, wen sie reinlassen (mit wem sie einen Vertrag schliessen), also könnten (wenn sie grundsätzlich öffnen dürfen) auch aus eigener Motivation am Staat vorbei so etwas beschliessen.
Da es bei einigen ja noch Verunsicherung gibt, hier ein paar Infos, die hoffentlich helfen.
1. Die Zulassung gilt für alle Personen ab 16 Jahren. Da unzureichende Studiendaten vorliegen, ist er nicht zugelassen für Kinder unter 16 Jahren.
Eine spätere Zulassung für Kinder ist möglich, wenn genug Daten vorliegen.
Für Schwangere gilt momentan auch, dass die Impfung nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen darf.
Das liegt daran, das Kinder und Schwangere primär nicht in pharmazeutische Studien eingeschlossen werden und daher die Daten einfach fehlen.
Ein #Thread zur #Impfung gegen #Corona.
Hoffentlich für jeden verständlich geschrieben.
Es gibt da aktuell bei einigen viel Verunsicherung, und ich hoffe, dem hier für einige begegnen zu können.
Vorweg: Ich würde jederzeit mich und meine Familie gegen Covid19 impfen lassen.
Das Prinzip: Jede Impfung basiert darauf, eine Immunantwort im Körper zu erzeugen, bevor man aich wirklich mit dem eigentlichen Erreger ansteckt. Das funktioniert, indem man einen ungefährlichen Stoff in den Körper bringt (meist injiziert, aber auch: Schluckimpfung, Nasenspray).
Es gibt verschiedene Arten, das zu tun: Lebend- oder Totimpfstoffe, Komponentenimpfstoffe oder Konjugatimpfstoffe. Kurze Erklärungen dazu hier: das-immunsystem.de/schutzimpfung/…
Die zuerst kommenden Imfpstoffe gegen Corona sind neuer, sie sind sog. mRNA-Impfstoffe.
Thread: Covid19 - ein Erlebnisbericht
CN: Intensivstation, Krankheit, explicit Content
Disclaimer: Dies ist ein Tatsachenbericht. Orte, Namen, Daten wurden weggelassen oder verfremdet. Verlinkte Videos sind öffentlich zugänglich auf YouTube und nur Beispiele, nicht aus dem Fall.
Ich komme als Stationsarzt am späten Nachmittag auf die Intensivstation, welche ich bis zum folgenden Morgen hüten werde. Visite. Seit 3 Tagen ist ein Patient bei uns, der mit Atemwegsbeschwerden aufgenommen wurde. Sein SARS-CoV2-Test: positiv. Die Ansteckungsquelle: unbekannt.
Er ist 68 Jahre alt, schlank, nimmt bisher keine Medikamente und war regelmäßig zu Vorsorgen bei seinem Hausarzt. Bis auf eine Blinddarmentzündung vor Jahrzehnten sind keine Vorerkrankungen bekannt.
Ich schaue durch die Glasscheibe in sein Zimmer. Er sitzt in einem Sessel,
Wer übrigens Bürokratiewahnsinn mag, wird das hier lieben: Ich habe vor einiger Zeit eine Anfrage zur Kontenklärung der Deutschen Rentenversicherung bekommen. Dazu muss man wissen, dass Ärzte wie auch andere Berufe (Anwälte, Architekten) verkammerte Berufe sind und auf Antrag
von der ges. Rentenversicherung (DRV) zugunsten ihrer berusständischen Versorgung befreit werden, also die Beiträge einfach woanders leisten.
Wenn man den Job wechselt, dann muss man einen neuen Antrag stellen, der von der DRV geprüft wird. So weit, so einfach.
Erstens gingen die zu klärenden Zeiten auch über fast mein gesamtes Berufsleben als Arzt. Ich war immer befreit, und zwar von der DRV selbst - also der Stelle, die jetzt wissen wollte, was ich denn wohl in der Zeit gemacht habe. Dazu sollte ich auch nach Telefonat dort Dokumente
Mal ein Versuch, freundlich zu erklären, warum. Es geht um Aufklärung. Der Beruf des Heilpraktikers hat in seiner jetzigen Form keine Existenzberechtigung. Thread:
1. Es gibt KEINE geregelte Ausbildung. Hauptschulabschluss und Gefahrenabwehrprüfung beim Gesundheitsamt reichen aus, um das machen zu dürfen. Kurse, Praktika, ein Studium oder eine Ausbildung sind nicht vorgesehen. Gibt (kommerziell) Vorbereitungskurse, sind nicht verpflichtend.
2. Vergleicht man das mit einer Medizinerausbildung (min 6 Jahre Studium plus 5+ Jahre Facharztausbildung, mehrere Staatsexamina, FA-Prüfung - und das ist nur der verpflichtende Teil) - sorry, nein, dann steht das einfach mal nicht auf einer Stufe.