Thread by @KonstanzeMarx

Demonstrieren kommt für mich *aus Gründen nicht in Frage, aber meine Perspektive direkt adressieren geht ja auch. Dieser Brief an Frau Ministerin #Giffey ging heute raus. Ist ein längerer Thread. Entschuldigung dafür, aber ging nicht anders 🧵#BildungAberSicher 1/16

Sehr geehrte Frau Ministerin,

Bezug nehmend auf einen Bericht auf @rbb24, in dem Sie sich selbst als „Anwältin der Kinder und Familien“ bezeichnen, wende ich mich heute mit der Bitte an Sie, diese Rolle unter Berücksichtigung der multidimensionalen Heterogenität ihrer 2/16

„Mandant*innen“ zu (über)denken. Wenn Sie sich jetzt – in einer Zeit, in der die Impfungen nicht in gewünschtem Ausmaß vorgenommen werden und sich die Virusmutation weiter unaufhaltsam verbreitet (und weiter mutieren wird) – dafür aussprechen, unsere Kinder ungeschützt der 3/16

Gefahr auszusetzen, sich selbst und ihre Angehörigen anzustecken, handeln Sie weder im Sinne der Kinder noch der Eltern noch unserer Gesellschaft. Denken Sie bitte auch an die Traumata, denen Kinder ausgesetzt sind, weil Eltern, Großeltern & Lehrkräfte schwer an #SARSCoV19 4/16

erkrankt oder gar gestorben sind. Eine Strategie „Öffnen, aber sicher“ gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ist aber für die Zeit nach den Osterferien avisiert. Dazu gibt es zahlreiche Stellungnahmen von einschlägig ausgewiesenen Wissenschaftler*innen. Derzeit gibt es in 5/16

den Kindergärten und Schulen keine überzeugenden Hygienekonzepte. Es gibt für geschlossene Räume keine überzeugenden Hygienekonzepte. Gern würde ich erfahren, welchen Lernvorteil es hat, über viele Stunden mit einer FFP2-Maske in einem Raum mit Mitschüler*innen zu sitzen und 6/16

unsicher zu sein, ob man sich nicht doch ansteckt – gegenüber einer häuslichen Lernsituation, in der sogar dem individuellen Biorhythmus der Kinder weitestgehend Rechnung getragen werden kann. Mit Blick auf die nächste Beratung in dieser Sache möchte ich Sie eindringlich 7/16

bitten, die Schulen nicht vor den Osterferien zu öffnen. U.a. als Universitätsprofessorin kann ich Ihnen versichern, dass #digitaleLehre möglich ist. Im März 2020 hatten wir genau zwei Wochen, um unsere Lehrangebote umzustellen. Wir machen sehr gute Erfahrungen und natürlich 8/16

gibt es auch Probleme. Diese können aber adressiert und gelöst werden - wir arbeiten alle gemeinsam daran. Auch in den Schulen liegen Konzepte vor, wie eine Zeit der Nicht-Präsenz überbrückt werden kann. Das sind nicht immer die didaktisch hochwertigsten, es sind auch 9/16

Kompromisslösungen aufgrund der fehlenden Infrastruktur, es geht aber insgesamt weiter. Eine Rückkehr in die Schulen birgt für die Schüler*innen, deren Eltern und Angehörige derzeit ein so hohes Risiko, dass ich wirklich keinen Grund erkennen kann, der es rechtfertigt, 10/16

dieses Risiko einzugehen. Es braucht jetzt flexible Lösungen, eine Abkehr von festen Mustern (Klausuren, Benotungen etc.). Es braucht Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Wir brauchen Ihre Unterstützung in dieser Pandemie und nicht die sich 14täglich erneuernde Befürchtung, 11/16

dass unser aller Gesundheit leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird, weil starre Prinzipien (die – wie ein Blick auf die angrenzenden europäischen Länder zeigt – schon lange überholt sind) als Strohhalm dienen, an den sich zu klammern völlig sinnlos ist. 12/16

Das Wasser der versäumten Investitionen in innovative Bildung und #Kinderschutz ist einfach sehr tief, es genau jetzt ergründen zu wollen, scheint mir mehr fadenscheinig als überambitioniert. Bitte setzen Sie sich für einen Pandemieplan ein, 13/16

der in den nächsten Monaten tragen kann. Es gibt gute Gründe davon auszugehen, dass in diesem Jahr eine Rückkehr zur Normalität eingeleitet werden kann. Der Ausnahmezustand für die Schulen und unsere Gesellschaft scheint also überschaubar, 14/16

diesen anzunehmen, gut zu meistern und ggf. gestärkt daraus hervorzugehen sollte jetzt Priorität haben. Bislang fühle ich mich von Ihnen nicht vertreten, es wäre doch schön, wenn Sie das ändern könnten. 15/16

Dazu braucht es eine Abkehr von dichotomischem Denken. Mit eindringlichen gleichermaßen hoffnungsvollen Grüßen. ... 16/16