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Täglich fliegt die Bitte von Mediziner*innen,doch bitte zu Hause zu bleiben,in meine Timeline. Das Ganze ist kreativ, ja humorvoll. Mich rührt es sehr an. Und weil sich schon die ersten mit der Frage regen, ob man denn nichts anderes zu tun hätte, kommt jetzt ein #Thread. 1/18
Ich bin sicher, jede einzelne der Personen, die wir in diesen kurzen Beiträgen sehen, hat gerade eine ganze Menge anderes zu tun. Die ganze Zeit ist das so, es ist der Normalfall, dass diese Menschen ununterbrochen zu tun haben. Im Grunde pausenlos. 2/18
Wenn sie dann die raren Zeiten zwischendurch nutzen, um ihre Botschaft zu formulieren, dann könnte das ein weiteres Indiz dafür sein, dass es sich um eine verdammt wichtige Botschaft handelt. Eine Botschaft, die es ernst zu nehmen gilt. Die Situation in den Krankenhäusern 3/18
ist schon im Normalbetrieb alles andere als entspannt. Schwestern, Pfleger, Ärzte und Ärztinnen arbeiten per Default am Limit. Woher ich das weiß? Ich bin Tochter einer Operationsschwester (Neurochirurgie). Ich bin praktisch im Krankenhaus aufgewachsen. 4/18
Nicht weil ich krank war, sondern weil ich meine Mutter sonst kaum gesehen hätte. Ich kann mich an jedes der Zimmer erinnern, die sie während der Bereitschaftsdienste „bewohnte“, sie waren irgendwie auch ein bisschen ein Zuhause. 5/18
Wenn sie Dienst hatte, bin ich manchmal nach der Schule dorthin, und es kam vor, dass sie mir doch nur kurz aus dem Fenster winken konnte. An Wochenenden habe ich ihr beim Putzen der Operationssäle geholfen. Den Sonntagsnachmittagskuchen haben wir mit Blick auf den 6/18
Klinikpark gegessen (einmal mit Spiegelei, weil mein Vater, nicht wusste, wie das mit dem Eischnee geht). Weihnachten haben wir manchmal verlegt oder in der Klinik gefeiert. Für mich war das völlig normal, es war irgendwie immer klar, dass es Menschen gibt, denen geholfen 7/18
werden muss, dass das Priorität hat. Mit den Jahren und mit der Privatisierung des Gesundheitswesens und natürlich auch mit einem erwachsenen Blick wurde immer klarer, welch Schindluder mit der Gesundheit von Menschen getrieben wurde und wird, die von 8/18
sich aus bereit waren und sind, Privates und Persönliches hintanzustellen. Eine Operation nach der anderen, am Fließband, stundenlanges „am Tisch stehen“ ohne Pause, ohne die Möglichkeit etwas zu trinken, zu essen oder auf die Toilette zu gehen. 9/18
Die Erschöpfung, die Albernheit nach der extremen Übermüdung, die schweren Beine, die schrecklichen Bilder – all das gehört zur Tagesordnung. Diese immensen Entbehrungen, diese Dauerbelastung, das Spiel mit der eigenen Gesundheit – all das wird weder angemessen entlohnt, 10/18
noch wird medizinischem Personal die gebührende Wertschätzung entgegengebracht. Ganz im Gegenteil: In der Verwaltung will man steigende Operationszahlen sehen, laut Papier gebe es noch Optimierungspotenzial: Menschen als Ware, kranke und gesunde. 11/18
Dass hier (und das schließt alle pflegenden Berufe ein) ein unverzichtbarer Dienst am Menschen, an unserer Gesellschaft geleistet wird, ist schon lange aus dem Blick geraten. Das ist arrogant, unanständig und beschämend. 12/18
Nun – mit einem Mal – wird die #Systemrelevanz erkannt. Gut so, aber sie sollte auch nicht wieder vergessen werden, wenn die #Coronakrise bewältigt ist. Es sollte nicht vergessen werden, welcher Beitrag in unseren Krankenhäusern dann geleistet worden ist. 13/18
Und dass wir ohne diese Menschen nicht den Hauch einer Chance hätten. Alle, die jetzt Schilder in die Kamera halten und uns bitten verdammt nochmal zu Hause zu bleiben, wissen genau, was sie erwartet. 14/18
Sie kennen ihre Kapazitäten und Ressourcen. Sie nutzen diese kurze Gelegenheit, diesen Moment der Ruhe, weil sie den Sturm schon kennen. Mutmaßungen über zuviel Freizeit braucht wirklich kein Mensch. 15/18
Was wir jetzt brauchen ist #Solidarität mit allen, die gerade für uns ihre Gesundheit riskieren. #Solidarität mit Ihnen @luedike, @UniklinikAachen @GesundheitNord
@unimedhal @pastramikatze @der_andre @S_vonOetinger @Niwe2019 16/18
und allen, die in den nächsten Wochen noch weiter über ihre Grenzen hinausgehen werden, um Leben zu retten. Und nachher braucht es nicht nur ein #Dankeschön und einen feuchten Händedruck (der ist jetzt für immer abgeschafft). 17/18
Es braucht massive Veränderungen zugunsten der Menschen, die unsere Gesundheitsversorgung sicherstellen. #FlattenTheCurve #WirvsVirus #WeAreOne 18/18
Für @Lottes_thoughts @JuleStinkesocke @Caethan13 @drluebbers für den Papa von @theresaliebt und sein Kolleg*innen, für das #twankenhaus 20/18
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