Und was macht die völkische Rechte so zum Jahrestag des Anschlags in Hanau? Leugnet den rassistischen Hintergrund und stellt sogar den Täter als Täter in Frage. #noib#HanauWarKeinEinzelfall#naziterror#sezession
Martin "Lichtmesz" Semlitsch behört zum Stammpersonal von Kubitscheks völkischen Magazin Sezession (mehr Infos dazu u.a. bei @IfS_dicht). Zusammen reisten sie 2012 nach Frankreich und kopierten das Prinzip der Identitären für den deutschsprachigen Raum.
Im vorliegenden Artikel macht Semlitsch nichts anderes, als den rassistischen Gehalt der Tat zu leugnen. Stattdessen setzt er auf die in rechten Kreisen favorisierte "psychisch kranker und unpolitischer Einzeltäter"-These.
Wie bei den Anschlägen in Halle, Christchurch oder München versucht man auf diese Art eine möglichst große ideologische Distanz zwischen den eigenen Positionen und den Täter aufzubauen. Dies ist nichts anderes als eine Schutzbehauptung zur Kritikabwehr, wider aller Tatsachen.
Dabei wissen sowohl Semlitsch als auch sein Zielpublikum, das man sehr wohl aus dem gleichen fruchtbaren Schoße kroch. Aber man braucht ein Narrativ zur Leugnung und Semlitsch bietet hier Argumentationshilfen für die Volkskameraden.
In diesem Fall wird es ihm dadurch erleichtert, dass der Täter tatsächlich psychische Probleme hatte. Dies ist Psychose Nr. 1. Er muss nur die rassistischen Aussagen unter den Tisch fallen lassen und verharmlosen (sprich selektiv zitieren) und kann die Tat somit entpolitisieren.
Das Menschen sowohl psychotisch und rassistisch zugleich sein können ist für Semlitsch nicht erwähnenswert. Ebenso wie der Umstand, dass auch Psychotiker rassistische Massaker begehen können. Dies würde ja nicht ins eigene Narrativ zur Kritikabwehr passen.
Die zweite in der Überschrift angesprochene Psychose ist dann die der "herrschenden Klasse". Nein, nicht der Bourgeoisie, sondern der von Politik und Journalismus. Den Unterschied zwischen Schicht und Klasse müssen wir wohl noch mal lernen Maddin. Hauptsache ein Schlagwort ne?u
Und das Ziel dieser zweiten Psychose ist dann natürlich wieder unsere arme völkische Rechte, welche das eigentliche Opfer ist. Irgendwie hat er damit auch recht, harte Opfer sind sie auf jeden Fall. Aber vor allem Täter und deren ideologischer Vorbei.
Der Begriff der Psychose findet hier auch nicht ohne Grund Verwendung. Es ist eine weit verbreitete Ansicht in der völkischen Rechten, dass die Deutschen unter eine Art Psychose gezwungen wurden, um mit dem Anerkennen der Schuld an 2. Weltkrieg und Holocaust...
den Aufstieg Deutschlands nachhaltig zu behindern und das deutsche Volk dauerhaft unterdrücken zu können. Von Höcke bis Sellner findet sich dieses Narrativ und die selbe Klaviatur bedient auch Semlitsch hier. Auf den Holocaust bezogen ist es klarer sekundärer Antisemitismus.
Hanau wird jetzt - wie andere rechte Anschläge auch - ideell in diese Tradtionslinie gestellt und wird dieser Ansicht nach als Trigger benutzt, um den anerzogenen Schuldreflex auszulösen. Die Deutschen könnten gar nicht mehr frei denken. Wenn ja, wären sie schließlich rechts.
Zu guter Letzt liefert Semtlisch dann noch im Tweet das Bonmot, es hätte einen anderen Täter geben können. Noch mal schön etwas Brennspiritus in die brennende Mülltonne der Verschwörungsmärchen gekippt und das Selbstbild des psychosefreien Scharfsehers bedient.
Es ist zweitrangig ob sich Semlitsch das alles selber glaubt. Es geht um die Funktion von Text und Tweet und die ist es eine Diskussionshilfe zu liefern, warum Rechtsradikale auf keinen Fall was mit rechtsradikalen Anschlägen zu tun haben und die wahren Opfer sind.
Wie institutioneller, behördlicher Rassismus aussieht, zeigt der Anschlag von #Hanau vor einem Jahr. Hier eine Chronik der Versäumnisse und Diskriminierungen.
- Der Attentäter hat auf einem Blog seine rechtsradikalen Ansichten kundgetan
- vor dem Anschlag bei Staats- und Bundesstaatsanwalt die Tat angekündigt
- ein Manifest verfasst und online gestellt
- durfte Waffen besitzen
-> keine Reaktion der Behörden
Screens: Die Zeit
Vili Viorel Păun verfolgt den Attentäter mit seinem Auto und versucht drei mal den Notruf zu wählen. Die beiden verfügbaren Apparate waren nicht durchgängig besetzt und es gab keine Rufumleitung. Păun wurde in nach einigen Minuten Verfolgung in seinem Auto erschossen.
Donald Trump hat angesichts der Proteste nach dem Mord an George Floyd durch Cops angekündigt, "die Antifa" als terroristische Organisation zu labeln und zu verbieten.
Damit folgt er einer länger laufenden Strategie, in der "die Antifa" die Funktion des inneren Feindes in organisierter Form einnimmt. Entsprechende Aussagen gab es z.B. nach dem Mord an Heather Heyer (rip) durch einen Rechtsradikalen bei Protesten in Charlottesville zu vernehmen.
Dass es "die Antifa" als Organisation gar nicht gibt und es sich nur um ein Label handelt, mit dem sich so ziemlich alle schmücken können, ist ihm völlig egal. Es tut auch gar nichts zur Sache, denn es geht hier um das Erfüllen einer Funktion in seiner Freund-Feind-Kennung.
Dies ist bereits die 5. Ausgabe, die Zeitung hat 16 Seiten und wird im Wochenabstand veröffentlicht. Ausgabe 1 erschien am 17. April mit einer Auflage von 100.000, Ausgabe soll 500.000 mal gedruckt worden sein. Dies ist die Eigenaussage der Gruppe "Demokatischer Widerstand".
Die Gruppe hatte zum ersten Protest am Rosa-Luxemburg-Platz aufgerufen. Führender Kopf ist Anselm Lenz, welcher als erster namentlich auf dem Titelblatt erwähnt wird und auch den ersten Text dort liefert. @retep_kire hat bereits im März darüber berichtet: taz.de/Corona-und-Ver…
Dahinter verbirgt sich erst mal keine Raketenwissenschaft: Gesellschaftliche Prozesse und Ereignisse berühren nie nur ein einziges Feld. Arbeitsrechte haben was mit der Wirtschaftschatfsordnung zu tun und über Mutterschutz und Elternzeit mit Feminismus und so weiter.
Daher werden diverse Kämpfe auch entsprechend in Orgas mit unterschiedlichen Referaten/Gruppen abgebildet, zum Beispiel bei Gewerkschaften, Parteien oder in der @inter_linke. Zusammen hat man mehr Möglichkeiten als alleine, Fachkenntnis kann auf die Expertinnen verteilt werden.