Ja, das ist ein interessanter Gedanke und ein interessanter Thread von @Grindelnerd, also Thread im Sinne der Replies und Re-Replies. Einiges sehe ich ähnlich, manches kommt mir aber zu kurz. #SuperLeague#UEFA#Bundesliga#ChampionsLeague 1/19
Ich glaube auch, dass sich gerade organisierte Fanszenen fragen (lassen) müssen, wen sie außer sich selbst repräsentieren, und wie viel Verein, Stadt, Mitfans, Vereinsmitgleider sie hinter sich haben, bzw. erreichen. So fällt an ganz vielen Standorten zb auf ... 2/19
Dass die Städte viel diverser sind als die Szenen. In (west-)deutschen Großstädten mit Migrationsanteil 50% und mehr in jüngeren Altersgruppen hat man erstaunlich oft trotzdem weitgehende white boys Fanszenen. Und nein, der eine Schwarzkopf ändert diesen Befund nicht. 3/19
Ich bin immer wieder erstaunt, wie anders bspw. Jungs im gleichen Alter, die an CL-Abenden bei Tipico abhängen, diesen Fußball sehen. Wenn nicht gerade Corona ist, geht da mal mit hin. Und dann sagt mir, dass das keine Fans sind. Das sehen nicht nur die anders. 4/19
Sondern auch Vereinsvermarkter oder Tipico selbst, die sich mit Werbespots an genau diese Klientel richten. "Ich lauf bei Gucci rein und Tipico bezahlt", rappt Summer Cem nicht umsonst. Flieg zum El Classico, wie viel auf Handicap, Maccaroni mit Trapattoni, jaja veh veh. 5/19
Diese Vorstellung, Deine (am besten: Geburts-)Stadt, Dein Vater, Du, Dein Verein, ein Leben lang, das war's, ist halt nicht einfach nur romantisch. Sondern halt auch ultra-privilegiert (und patriarchal). Weil: Diese Chance hast Du außerhalb von Europa halt einfach kaum. 6/19
Die Clubs jenseits dieses Kontinents, die diese Identifikation bieten könn(t)en, lassen sich an 4, vielleicht auch 8 Händen abzählen. Ein paar in Südamerika, ein paar weniger in Afrika und dann wird es sehr dünn. Deswegen guckt ja die ganze Welt die europäische CL. 7/19
Deswegen haben europäische Vereine ja globale Deals. Man kann es gerne komisch finden, wenn man zum Groundhopping nach Barcelona fährt und 50% im Stadion asiatische Touristen sind. Nur: Wer sagt denn, dass die nicht davon träumen, seit sie 5 sind? Sind das keine Fans? 8/19
Ich zB gucke seit 1989 die NFL. Ich habe 1x (im Urlaub) ein Spiel im Stadion i.d. USA gesehen. Trotzdem würde ich sagen, dass ich Fan des Sports bin. Ich habe vor dem Internet nachts Spiele ohne Ton mit schwarz-weißem Schneebild geguckt mit Radio-Sound, nichts war synchron. 9/19
Und nein, ich werde nicht Fan irgendeines deutschen Teams, sondern schön den Spitzensport in den USA weiter gucken. "Künstlich"? Maybe so, aber was ändert es? Es ist doch komplette Blut-und-Boden-Ideologie, nur das gut finden zu dürfen, was vor der Haustür ist. 10/19
Und wie gesagt: Ca. 95% der Weltbevölkerung haben die Option gar nicht, weil sie keine Europäer sind. Eure Liebe zu einem Heimatverein, der "zufällig" auch noch ein deutscher oder gar europäischer Top-Club der ersten 2-3 Ligen ist, ist also ein riesiges Privileg. 11/19
Und "Dein Verein sucht Dich aus" damit halt eben auch. Wenn man sich das klar macht, dürfte auch klar sein, warum es 95% der potenziellen "Kunden" dieser Vereine einfach scheißegal ist. Weil sie eh keine Chance haben, das zu erleben. Aber sie sind trotzdem Fans. 12/19
Und sie werden den besten Fußball gucken wollen, egal, ob in Akaba oder Addis Abeba. Die Top-Stars, das Spektakel, die modernsten Arenen, Messi, Ronaldo, Salah - globale Stars. They couldn't give a shit about your feelings, white boy, white girl. Make no mistake. 13/19
Having said that: Wie man an den Reaktionen vor allem in England sieht, wo die Corona-Situation Straßenprotest zulässt, ist es nicht so, dass einfach alles scheißegal ist. Gerade die englischen Clubs haben sich mit diesem zynischen Move verrechnet. 14/19
Wobei man einwenden kann, dass sie vielleicht auch zynisch genug waren, dass als Testballon zu starten, um zu sehen, ob er fliegt, aber selbst dann könnte der Schaden beträchtlich sein. Die Reaktionen in Liverpool, Manchester, bei Chelsea waren jedenfalls eindeutig. 15/19
Und darin liegt die einzige Chance: Es waren die organisierten Fanszenen, die die mörderische WM in Katar kritisiert haben, nicht Loddar bei Sky. Sie sind es, die Rassismus zuerst thematisiert haben, nicht der DFB. Sie kritisieren Diskriminierung+soziale Ungerechtigkeit. 16/19
Ihnen ist Fußball als demokratischer Ort wichtig, als Forum, das Stadion als Ort der Gesellschaft, als inklusiver Ort. Sie müssen noch viel politischer werden, damit es endlich auch die dafür Zuständigen interessiert, ob gewisse Clubs nicht längst ein Kartell bilden. 17/19
#ZukunftProfifußball hat Vorschläge gemacht, und es ist abgedroschen+falsch, organisierten Fans immer wieder vorzuwerfen, außer 50+1 fiele ihnen nichts ein. Es muss ihnen noch mehr einfallen, aber das gilt für uns mediale Kritiker:innen erst Recht. 18/19 zukunft-profifussball.de
In der Dreistigkeit dieser Milliardärsvereine, inmitten einer Pandemie so zu agieren (SHAME!), liegt also eine Chance. Dafür müssen aber viele (zb auch Bayern-Fans) bereit sein, den Status Quo aufzugeben. Und für einen gerechteren Fußball in Europa+ der Welt streiten. Amen. 19/19
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Ungeordnetes zur #SuperLeague: Natürlich handelt es sich um einen unfassbaren Power Grab mitten i.d. Pandemie. Natürlich hat Gary Neville Recht. Natürlich sollte man moralisch empört sein. Aber: Das bestehende System ist leider (fast) genauso broken. 1/12
Wozu all die Empörung, wenn eine #ChampionsLeague-Reform defacto schon fast dasselbe vorsieht, nämlich ein Antrittsrecht für Clubs, die sportlich nicht qualifiziert sind? Was bringt eine #Bundesliga, die einfach immer von Bayern München gewonnen wird? 2/12
Es gibt auf Landesebene nur auf Verbandspapier einen sportlichen Wettbewerb, aber nicht i.d. Realität. Geld schießt keine Tore, ist der hohlste, ideologischste Spruch ever. Doch, das tut es, any given day. Entweder Du bist Bayern oder jemand mit annähernd ähnlichem Geld. 3/12
Ich schätze @Karl_Lauterbach als einen #Covid19-fachkundigen politischen Multiplikator. Aber das hier lässt ist schlicht und ergreifend politischer Spin, der nichts mit dem verlinkten Dokument von @DirkBrockmann zu tun hat, sorry to say. Es steht das exakte Gegenteil drin. 1/6
Der Anteil der Mobilität, die von nächtlichen(!) Ausgangssperren erfasst wird, liegt je nach Uhrzeit bei *maximal* 12,3% - und das wäre 20-5 Uhr, was unintendierte Effekte auf volle Geschäfte, ÖPNV etc. hätte. Die Ausgangssperre in HH (21-5) macht keine 10% der Mobilität aus. 2/6
Wie man auch glasklar sehen kann, sind die Hauptunterschiede zum 1. Lockdown vor einem Jahr eben *nicht* nachts, sondern genau zur morgendlichen und abendlichen *Rush Hour*. Ja, zum Henker, wohin sind die ganzen Menschen da nur unterwegs ...? 🤔3/6
In Zeiten, in denen #Schulen i.d. Öffentlichkeit weitgehend zu einem Ort kindlicher+jugendlicher Glückseligkeit verklärt werden, möchte ich mit diesem Thread 🔽 daran erinnern, dass diese Vorstellung als "umstritten" gelten kann, gelinde gesagt. 1/15 prosoz.de/fileadmin/doku…
Die linke o.a. Grafik stammt aus "Über die Gefährdung des Kindeswohls durch die Schule. Ein unmögliches Essay zur Therapie einer krankmachenden Institution" des Erziehungswissenschaftlers+Sonderpädagogen Hans Wocken, das ich zur Lektüre empfehle. 2/15 inklusion-online.net/index.php/inkl…
Dort heißt es u.a.: "Schule ist eine pädagogische und eine gesellschaftliche Einrichtung; [...] Aber dieser Auftrag, auf das Leben vorzubereiten, wird von der heutigen Schule einseitig interpretiert als Vorbereitung auf eine neoliberale Konkurrenzgesellschaft." 3/15
Von @politico kommt die bisher gründlichste Aufbereitung des EU-#Impfstoff-Desasters - und es ist leider kein Zufall, dass es wie bei #Wirecard angloamerikanische Medien sind, die substanzielle Kritik an deutschen/europäischen Institutionen üben. 1/12 politico.eu/article/europe…
Die Behauptung der #EU und ein Großteil ihrer heutigen Existenzberechtigung (jenseits der historischen Friedenssicherung in Europa) ist: "Wir sind der größte Handelsblock der Welt, wir können das beste für unsere Bürger:innen herausholen - weit mehr als einzelne Staaten." 2/12
Der Verdacht, der heutzutage meist (aber nicht nur) von rechtspopulistischer Seite geäußert wird, lautet: "Die #EU reguliert sich zu Tode und vertritt zudem nur die Interessen großer Player, wirtschaftlich wie politisch. Einzelne Länder und Bürger:innen haben wenig davon." 3/12
Jens Spahn hat zu Beginn der Pandemie gesagt, "Wir werden einander viel verzeihen müssen." Da hat er Recht. Auch ich habe mich im Sommer brutal geirrt i.d. Hoffnung, das #CoronaVirusDE könnte schneller vorbei sein und zum Teil Unsinn geredet. Das tut mir leid. #LockdownJetzt 1/15
Ich habe aber versucht, gedanklich flexibel zu bleiben, die besten Gegenargumente zu meiner Meinung zu hören und mich im Laufe des Spätsommers u.a. von @Karl_Lauterbach überzeugen lassen, dass wir vor einer zweiten Welle stehen - bzw. mittendrin. 2/15
Mit @PatrickGensing habe ich viele Artikel zum Infektionsgeschehen verfasst, die er hier bereits weitgehend aufgelistet hat. Insbesondere die Situation in Schulen+Arbeitsplätzen hat uns besorgt - und leider bestätigt uns die aktuelle Entwicklung. 3/15
Ich habe mir (HT @articolo71) "Freiheit Fankurve - Die Kultur der Ultras" bei @ARTEde angesehen - eine 7-teilige Mini-Serie mit Kurzfilmen über die Fankultur verschiedener Städte/Vereine. Ich finde, sie sind sehr unterschiedlich - auch qualitativ. 1/20 arte.tv/de/videos/RC-0…
5 Orte (Bordeaux, Saint-Étienne, Marseille, Lyon, Lens) liegen in doppelter Hinsicht naheliegend in Frankreich, hinzu kommen Liverpool+Donezk, kein deutscher Standort, etwas merkwürdig für einen dt.-frz. Sender. 🤷♀️ Die Mischung ist insgesamt ein bisschen crazy. 2/20
3 Filme (Bordeaux, Liverpool, Donezk) sind von Dimitri Kourtchine @KourtchineDimit, 2 (Marseille+Saint-Étienee) von Pauline Horovitz, und jeweils einer von Maxence Voiseux (Lyon) und Frédéric Hocké+Mohamed El Khatib (Lens). Ich fange mit letzterem an: 3/20