Eben ging der letzte Autogipfel dieser Legislatur zu Ende
Es ging u.a. darum, was mit den 1 Mrd. € des "Zukunftsfonds Autoindustrie" passieren soll
Als Co-Vorsitzender des Expertenausschuss habe ich der Kanzlerin folgende Empfehlungen überreicht /Thread
Zunächst: der Ausschuss hatte 12 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften
Seit Januar 2021 haben wir mit zahlreichen Akteuren gesprochen, die von der Transformation der Autoindustrie betroffen sind, und daraus *einstimmig* unsere Förderempfehlungen abgeleitet. /2
Sie teilen sich in 3 (quantitativ etwa gleich starke) Säulen auf.
S 2 & 3 haben einen F&E-Fokus. Es geht um technologische Entwicklungen (z.B. Software oder circular economy) wo 🇩🇪 großen Nachholbedarf hat. /3
Ich will mich in diesem Thread auf die erste Säule konzentrieren
Von den 411 deutschen Landkreisen haben ca. 150 einen Fokus auf die Automobil(zuliefer)industrie
Einige davon liegen räumlich beieinander, daher sprechen wir besser von ca. 70 regionalen Auto-Clustern in 🇩🇪 /4
Die anstehende Transformation des Automobils – weg von einem mechatronischen Hardware-Produkt, hin zu einem elektrifizierten und datenbasierten Dienstleistungsprodukt – wird sich in diesen 70 Clustern natürlich sehr unterschiedlich auswirken. /5
Die größten Herausforderungen erwarten wir nicht so sehr in München, Stuttgart, Wolfsburg - also den Standorten der drei großen OEMs.
Sie sind seit langem auf die Transformation vorbereitet und können Vieles aus eigener Kraft stemmen. /6
Größere Probleme antizipieren wir in ca. 20-30 Regionen, die
- keine große Firmenzentrale beheimaten, und
- deren lokale Wirtschaftsstrukturen stark von kleinen Zulieferern mit dezidiertem Fokus auf den Verbrennungsmotor geprägt sind
Ein Beispiel wäre etwa das Saarland. /7
Natürlich kann Berlin keinen Masterplan für alle Regionen entwickeln. Strategien müssen vor Ort gefunden werden.
Im günstigen Fall bedeutet das, dass die lokalen Unternehmensnetzwerke ihre Geschäftsmodelle zukunftsfest neu ausrichten und dadurch im Kern erhalten. /8
Aber es wird auch darum gehen, wegfallende Beschäftigung durch Wertschöpfung in anderen Bereichen zu kompensieren.
Denn selbst wenn die Transformation der Autoindustrie unter dem Strich keine Jobs kosten sollte, wie diese Studie @Fraunhofer sagt... /9
...kann es für einzelne Regionen trotzdem bitter werden.
Denn was hilft es einem Schrauber von Dieselturboladern im Saarland, wenn irgendwo in Hamburg oder Berlin ganz viele neue Jobs für E-Mobilitäts-Berater entstehen?
Er/sie braucht Lösungen vor Ort! /10
Nun gibt es vielerorts bereits lokale Initiativen, die sich genau dieses Problems annehmen.
Man versucht dort, Strategien zu entwickeln, wie die Region die anstehenden Transformationen gut bewältigen und davon profitieren kann. /11
Aber das gibt es längst nicht überall und es zeigt sich ein bekanntes Muster: am wenigsten existieren Transformationsstrategien in den Regionen, die vermutlich vor den größten Schwierigkeiten stehen.
Hier setzen unsere Förderempfehlungen für den "Zukunftsfonds" an. /12
Wir schlagen die Schaffung von ca. 30 regionalen Netzwerken vor. Damit sollen vor Ort Strukturen geschaffen werden, die speziell auf die Region zugeschnittene Beratungs- und Vernetzungsangebote für die Unternehmen und Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter entwickeln. /13
Diese regionalen Netzwerke brauchen natürlich substantielle inhaltliche Inputs, um die Unternehmen zielführend hinsichtlich neuer Technologien beraten zu können.
Hierfür haben wir als weiteres Element die Transformationshubs entwickelt. /14
Es sollen ca. 10 Hubs entstehen, die thematisch strukturiert sind und jeweils für einzelne wichtige Bereiche der automobilen Wertschöpfungskette stehen.
Also zum Beispiel Karosserie, Antriebsstrang, Software, digitale Mobilitätsdienstleistungen, und so weiter. /15
Die Hubs sollen F&E Trends bündeln und den kleineren Zulieferern und KMUs in den regionalen Netzwerken zugänglich machen, damit sie daraus vor Ort Geschäftsmodelle entwickeln
Damit bilden die Hubs das Scharnier zu den beiden technologischen Säulen unserer Förderempfehlungen. /16
Der Kerngedanke ist letztlich, beim anstehenden Strukturwandel proaktiv zu handeln.
Also nicht einfach alles laufen lassen und dann im Nachhinein die Scherben aufkehren, wie es früher oft der Fall war. Stichwort: Globalisierungsverlierer. /17
Nein, die carbon border tax muss keinen Handelskonflikt auslösen!
Sie verschafft der EU keinen unlauteren Vorteil ggü Handelspartnern, sondern mindert bloß die Nachteile, die sich für die EU aus steigenden CO2-Preisen ergeben. Grund für Vergeltungszölle bietet sie nicht /Thread
- mal angenommen, in der EU läge der CO2-Preis bei 100 Euro/Tonne, aber in allen anderen Ländern bei 0.
(diese Zahlen dienen nur zur Veranschaulichung und sind nicht real!!!).
- Offensichtlich hätte die EU-Industrie jetzt ein Problem. /2
- Sie hat höhere Produktionskosten als ihre Wettbewerber aus 🇨🇳,🇺🇸,🇮🇳, ... und büßt global Marktanteile ein.
- Einige EU-Firmen werden ihre Produktion ganz ins Ausland verlagern, um CO2-Preise zu umgehen. Das ist das sog. (direkte) "carbon leakage" Problem. /3
Hallo, ich bin Jens (45) und bin mit 31 Jahren W3-Prof für VWL geworden. Ich kenne das akademische up-or-out game (bzw. die upside) also ganz gut aus eigener Erfahrung.
Ich unterstütze das #IchbinHanna Anliegen und würde es gerne etwas einordnen. /Thread
Woher kommt die Vorstellung, dass wiss. Mitarbeiter Stellen für den Nachwuchs "verstopfen"?
Meine anekdotische Evidenz: Mein VWL-Studium begann im WS 1996/97 an der Uni Göttingen. Damals gab es noch recht viele Dauerstellen im Mittelbau, die den Professuren zugeordnet waren. /2
Schnell geriet ich an Akad. (Ober-)Räte Anfang 50, eingestellt in der 70er Bildungsexpansion, mit *null* Bock auf Lehre und entsprechendem Forschungsoutput.
Unmotivierte Beamte, die nur noch auf die Pension warten. Dienst nach Vorschrift. Vorlesung seit 20 Jahren unverändert. /3
Do robots destroy jobs and cause mass unemployment?
No, they don’t!
Happy to share that our paper
“The Adjustment of Labor Markets to Robots”
has been accepted for publication in the Journal of the European Economic Association.
Here’s a little thread about it. (1/18)
It’s been a long journey – starting in Sept. 2017, when we first published this widely read @VOXEU column (the older ones on #Econtwitter might still remember).
The paper received in media attention in >25 countries.
A personal highlight was my double interview @faznet with popstar philosopher Richard David Precht, where I argued that his claim – robots cause mass unemployment – is, well, not true. /3
Ich beginne mit einer Analogie. Reden wir zunächst über Löhne, statt über Zinsen.
Genauso wenig wie es "den Zins" gibt, gibt es auch nicht "den Lohn". Es gibt in einer Volkswirtschaft Millionen von Löhnen, die alle von zig (mikro- und makroökonomischen) Faktoren abhängen. /2
Diese Löhne ergeben sich zunächst mal - ganz natürlich - über Angebot und Nachfrage. Aber der Staat beeinflusst diese Preisbildung auf mannigfaltige Art und Weise, zB über Mindestlöhne, Arbeitsrecht usw.
Der Staat setzt ("macht") also keine Löhne, aber er beeinflusst sie. /3